Das Kloster Lluc ist für Katholiken bedeutend, weil die Jungfrau von Lluc zur Schutzpatronin Mallorcas wurde.Archivfoto: Pilar Pellicer

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Was der Jakobsweg mit dem Leben zu tun hat? Jaume Alemany Pascual, Priester in Palma, sagt: „Es gibt schwierigere und leichtere Etappen, schöne und nicht so schöne.” Und mit jedem Abschnitt erreiche man ein Ziel.

Seit 1993 pilgert Jaume Alemany Pascual jedes Jahr drei, vier Mal über verschiedene Routen nach Santiago de Compostela in Nordwestspanien. Nach mehreren Hundert Kilometern und zwei, drei Wochen Fußmarsch betritt er die Kathedrale in dem Wallfahrtsort. Im Mai nächsten Jahres startet Jaume Alemany Pascual nicht wie sonst erst auf dem Festland, sondern schon auf Mallorca. Seit Juli ist die Insel Teil eines der vielen Jakobswege.

Die Kilometer, die Pilger auf der Insel zurückgelegt haben, werden fort-an mitgezählt. 1200 sind es von Mallorca bis Santiago de Compostela und rund 30 Tage, wie Alemany Pascual, 69 Jahre alt, sagt. Der Priester ist stolz auf das DIN-A-4-Blatt und die sechs Zeilen, die zwei Orte auf Mallorca zu Startpunkten machen. Mehrere Jahre lang hat er sich dafür eingesetzt.

Das sind das Kloster von Lluc im Tramuntana-Gebirge und das Santuario von Cura in der Gemeinde Algaida. Lluc ist bedeutend, weil die Jungfrau von Lluc zur Schutzpatronin Mallorcas wurde. In Cura lebte der Philosoph, Dichter sowie Pilger Ramon Llull und schrieb in dem Ort Bücher. Auf dem Gelände des Heiligtums steht eine Statue Llulls.

Wer sich eine Europa-Karte des Jakobswegs anschaut, merkt: Es gibt unzählige Routen, die als Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Galicien führen. Der nördlichste Startpunkt ist Trondheim in Norwegen, der südlichste Cádiz in Südspanien, der östlichste Budapest, die Hauptstadt Ungarns. Doch der eigentliche und klassische Weg beginnt an zwei Orten in den spanischen Pyrenäen, in Roncesvalles in der Autonomen Gemeinschaft Navarra sowie in Somport in Aragón. Die Routen treffen sich in Puente la Reina. Von dort sind es noch 689 Kilometer bis zur Kathedrale von Santiago de Compostela.

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Das Gotteshaus ist eine der wichtigsten Wallfahrtsstätten der Katholiken, es wurde über einer Grabstätte errichtet, die dem Heiligen Jakob, „Santiago”, zugeschrieben wird. 2019, kurz vor der Pandemie, wanderten rund 350.000 Menschen nach Galicien und erhielten die Pilgerurkunde – ein neuer Rekord.

Wer von Mallorca aus startet, legt auf der Insel von Lluc nach Palma 47 Kilometer zurück. Etappenziele sind Lloseta, Santa María und die Kirche Sant Jaume in Palma. Vom Kloster in Cura aus geht es in einer Etappe zur Basilika Sant Francesc in der Inselhauptstadt. Diese 32 Kilometer seien an einem Tag zu schaffen, sagt Jaume Alemany Pascual mit einem Augenzwinkern.

Von Palma aus nehmen Pilger entweder Fähre oder Flugzeug nach Barcelona, Alemany Pascual macht in Bezug auf das Verkehrsmittel keine Vorgaben. Dort angekommen, steuert man das Kloster Montserrat zu Fuß an oder nimmt den Zug nach Tarragona. Warum nicht laufen? „Es ist dort sehr städtisch”, sagt Alemany Pascual, der immer wieder mit Häftlingen aus dem Gefängnis Mallorcas auf Teilen des Jakobswegs unterwegs ist. Außerdem ist er in der Kirchengemeinde Mare de Déu de Montserrat in Palmas Stadtviertel Es Rafal tätig.

Von Montserrat oder Tarragona aus steuern die Pilger Lleida an; von dort geht es über Pina de Ebro, Saragossa, Tarazona und Gallur nach Logroño. Diese Stadt, südlich von Bilbao gelegen, ist die erste Station auf dem klassischen Jakobsweg. Bis nach Santiago de Compostella sind es noch 623 Kilometer.

Rund 500 Menschen, die auf Mallorca leben, absolvierten jedes Jahr den Jakobsweg, erzählt Alemany Pascual. Die Wanderer müssen auf ihrem Weg das Reisedokument zwei Mal täglich abstempeln lassen. Das können sie unterwegs in Kirchen, Rathäusern und Bars. Und wo ist der Weg am schönsten? „Rund um Burgos stehen tolle Burgen”, sagt Alemany Pascual. „Bei Léon gibt es viele Berge, und Galicien ist sehr grün.”

Was der Jakobsweg außerdem über das Leben verrate, erzählt Alemany Pascual noch. „Er lehrt Bescheidenheit.” Man brauche nicht viel, vielleicht ein Sandwich je Tag für unterwegs. Für einen Tag setzt der Priester zehn bis zwölf Euro an – ohne die Kosten für Essen und Übernachtung in den Herbergen hinzuzuzählen. Die ganze Reise mit Start in Lluc oder Cura koste etwa 1000 Euro.