Wenn der große glühende Ball bei Port d’Andratx im Meer versinkt, kommt Hochstimmung auf. | Ingo Thor

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Wenn sich auf der Terrasse des Restaurants Rocamar in Port d’Andratx die ersten Abendgäste zuprosten, stellt sich bei ihnen an wolkenlosen Tagen eine besonders ins Mark gehende Vorfreude ein. Denn im Herbst geht hier die Sonne am Ende der famosen Bucht direkt über dem Meer unter. Und hier ganz nahe am Ufer kommt man mitunter sogar ins Klatschen und kollektive Jauchzen, wenn sich der Himmel in fast allen Rot- und Rosa- und manchmal sogar Gelb- und Grüntönen verfärbt.

Es ist diese fast entrückte Stimmung, die nicht wenige Gäste im warmen Herbst auf die Insel lockt. Das Licht muss sich in dieser Jahreszeit einen längeren Weg durch die Atmosphäre suchen, bevor die Augen es überhaupt wahrnehmen können. Kurzwelliges blaues Licht wird dann weniger, langwellige Rot- und Orangetöne werden in der Folge viel intensiver wahrgenommen.

Doch man muss sich auf bestimmte geographische Regionen auf Mallorca beschränken, um das Naturspektakel mit Meerblick so intensiv zu erleben, dass man noch Tage danach davon schwärmt. Und diese Gegenden liegen auf Mallorca im Südwesten, Nordwesten und Westen.

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Neben Port d’Andratx muss auch das westlichste Dorf der Insel genannt werden, Sant Elm: Schöne Orte sind die Terrasse des runden Hotels Aquamarin oder der Viewpoint unweit vom Strand. Die Umrisse des vorgelagerten Eidechseninselchens Sa Dragonera veredeln das Naturerlebnis noch. Weiter im Nordosten bietet sich das malerische Hangdorf Banyalbufar an, um einen Bilderbuchsonnenuntergang zu sehen, und dort in Sonderheit der Wehrturm Torre des Verger, dessen Umrisse die verzückende Erfahrung noch eindringlicher machen. Das im Jahr 1579 errichtete Bauwerk, das auch Torre de ses Ànimes heißt und wo sich zuweilen Geister blicken lassen sollen, hatte schon den Erzherzog Ludwig Salvator begeistert, weshalb er es im Jahr 1875 kurzerhand kaufte. 1997 wurde das acht Meter hohe Gebäude einer Generalrenovierung unterzogen.

Ohne Turm, aber nicht minder romantisch können Sonnenuntergänge am Aussichtspunkt Mirador d’en Ricardo Roca nahe Estellencs über die Bühne gehen. Das dort befindliche Restaurant Es Grau, wo man eigentlich während des Ereignisses einen Rotwein genießen könnte, schließt allerdings im Augenblick bereits um 18 Uhr, also vor dem Naturphänomen. Anders geht es am Restaurant Mirador Na Foradada am allseits bekannten Lochfelsen zu: Dieses wird extra um 19 Uhr wieder geöffnet und bleibt bis 22 Uhr zugänglich.

Palma puesta de sol sa foradada foto Miquel A Cañellas Canell

Eher Geheimtipps für einen Herbstsonnenuntergang sind zum einen der Strand beim Militärclub in Illetes bei Palma und die Felsenküste von Cala Blava. Auch hier grenzt das Sonnenuntergangsgefühl an Vollkommenheit. Wer es noch einen Tick romantischer mag, kann an der Tramuntana-Transversale sein Auto in der Umgebung des Son-Marroig-Anwesens dort parken, wo besonders viele steinalte Olivenbäume stehen, und ein Picknick machen. Hat man Glück, schauen einem dabei blökende Schafe über die Schulter.