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Es ist ein Ort, der im Winter noch grauer als ohnehin schon ist. Und er ist unendlich leer. Und ist es bedeckt, wirkt die Szenerie in Arenal noch trister: Das Meer ist graublau, durch die Häuserschluchten mit den farblich teils verwaschenen Wänden huschen nur ein paar Bewohner und Katzen.

Obwohl der Yachthafen recht nett anzusehen ist, will man weg von hier, wo heruntergekommene Gestalten einen mitunter schief anschauen. Weg und hin zur Kathedrale von Palma und dem Borne, der guten Stube der Altstadt. Mit dem alle paar Minuten abfahrenden Bus Nummer 25 ist das in lediglich knapp 30 Minuten erledigt.

An der Haltestelle stehen – es ist schließlich Winter – nicht wie in warmen Monaten üblich viele Menschen. Eine untersetzte spanische Hausfrau, ein Afrikaner mit einem überdimensionalen dunklen Müllsack, zwei adrette junge deutsche Touristinnen nebst zwei in zerschlissenen Klamotten steckenden, irritierend hämisch lachenden Begleitern, deren Irokesenhaarschnitt und Gesichtstätowierungen unübersehbar sind. Das sind die wenigen Passagiere, die am Sonntag, 9. Januar, diesen Expressbus der Stadtwerke EMT besteigen.

Nachdem die Inselhausfrau mehrfach vergeblich versucht hat, mit ihrer Bürgerkarte beim Einsteigen den ordnungsgemäßen Ton zu erzeugen, muss sie die obligaten zwei Euro zahlen. „Das ist bis Can Pastilla doch viel zu teuer”, raunzt sie den jungen Fahrer griesgrämig an. Der reagiert nicht, die Frau setzt sich auf einen Platz, der für alte Menschen oder Behinderte reserviert ist. „Unverschämt”, faucht sie. Der Bus rollt langsam an. Hinten legen sich die jungen deutschen Männer mit dem hämischen Lachen auf die Sitze, ihre Begleiterinnen lassen sich brav und kerzengerade auf zwei nebeneinander liegenden Plätzen nieder.

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Es geht zunächst schnurgerade auf der Promenade an der Playa de Palma entlang. Links schäumen die Wellen, rechts liegt das holländische Viertel völlig ausgestorben da, sämtliche orange-farbenen Lokalitäten der deutschen Nachbarländler verbergen sich hinter geschlossenen Jalousien. Hinter dem Bus verschwindet die Betonkulisse von Arenal langsam im Off.

Es geht schmuckeren Gefilden entgegen. Neue Luxushotels zieren die Llaut-Straße, nachdem sich das Gefährt langsam von der direkten Küstenlinie entfernt hat. Es folgen die schlafende Schinkenstraße und die ebenfalls winterbedingt stillgelegte Bierstraße. Das legendäre „Deutsche Eck” hat geöffnet, blonde Mitteleuropäer in T-Shirts sitzen bei 13 Grad auf der Terrasse.

Früher konnte man von hier im Bus Nummer 15 gemächlich über El Molinar und Portitxol für 1.50 Euro in die Stadt gondeln, jetzt muss man, um in die Meeresviertel zu gelangen, am Palma-Aquarium in den 35er umsteigen. Als Tourist kostet das nunmehr 4 Euro pro Fahrt.

Der Bus Nummer 25 fährt weiter Richtung Can Pastilla. Die Hausfrau steigt wortlos aus. Es geht auf die Autobahn, mit Karacho am Flughafen vorbei, erst am Kongresspalast stoppt der Fahrer wieder. Hinten fläzen sich die Bundesbürger weiter auf den Sitzen.

Vorne wird die Kathedrale sichtbar, massiv, formvollendet, dominant. Auf dem Paseo Marítimo, in welchen die Autobahn übergegangen ist, nähert sich der Bus dem historischen Zentrum. Unterhalb der Kathedrale biegt er rechts ab, die Plaça de la Reina mit dem großen Springbrunnen gerät ins Blickfeld, der piekfeine Borne-Boulevard lockt mit Bulgari, Tous, Louis Vuitton und Co.