Nur zwischen Palma und Inca war der Zug halbwegs voll. | Ingo Thor

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Es ist ein neues Gefühl, das man bis Ende des Jahres verinnerlichen kann: Man steigt auf Mallorca in einen Zug oder in eine U-Bahn und zahlt – nichts.

MM nutzte die von der Madrider Zentralregierung ersonnene Erleichterung, um von Palma aus 50 Minuten lang in die Gemeinde Sa Pobla im Inselnorden zu fahren. Wer in den Zug gelangen will, muss allerdings eine aufgeladene „Targeta Intermodal” besitzen, und die bekommen nur ordnungsgemäß auf der Insel gemeldete Residenten. Die Karte legt man vor dem Ein- und nach dem Aussteigen auf das Lesegerät. Abgezogen wird nichts.

Und so müssten die Züge eigentlich viel voller sein. Doch ein Unterschied zu Vor-Gratiszeiten ist beim MM-Trip am Montag, 5. September, nicht auszumachen. Schaffner und Zugführer Pep Barceló wundert das nicht: „Fährt man innerhalb der Woche mittags, so ist alles wie immer”, sagt er. „Doch morgens und abends, wenn die Menschen zur Arbeit fahren und wieder zurückkommen, merkt man schon, dass mehr los ist.”

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Dass das Null-Euro-Ticket die Leute mobilisiert, verwundert nicht: Wer will schon, wenn er etwa in Lloseta wohnt und in Palma arbeitet, zwei Euro für den Liter Benzin ausgeben, wenn er mit einem der mit blauen und weinroten Sitzen fast wohnlich eingerichteten Züge wohlklimatisiert und zugleich gratis wegkommen kann? Und für Freizeitvergnügungen sind die Null-Euro-Züge ebenfalls interessant, kann man doch in ihnen putzige Ortschaften wie etwa Muro, Binissalem, Sineu oder Petra erreichen. Es ist also kostenlos möglich, eine Wanderung in der Zentralebene zu unternehmen oder mal eben im Geburtshaus des Los Angeles-Gründers Juniper Serra aufzuschlagen. Auch das unter Mallorca-Deutschen bestens bekannte Einkaufsareal Fashion Outlet (Bahnhof Es Caulls) kann ohne Ausgaben erreicht werden.

Und natürlich Sa Pobla, wo man auf der Plaça Major die ländliche Atmosphäre des Kartoffeldorfs in sich einsaugen kann, etwa auf ein Bier nebst Pommes im Restaurant Pulpo Loco oder auf einen „Hierbas” in der Bar Sa Picada. Der Endbahnhof befindet sich etwas außerhalb des Ortes, ein wenig einsam liegt er unter der gleißenden Sonne da.

Sollte einem das Dorf gefallen, bleibe man bitte lange, falls nicht, ist die Rückkehr schnell möglich: Die Züge nach Palma fahren pünktlich im 40-Minuten-Takt.