Die Zusteller von CI Postal konnten dem Arbeitsdruck des Unternehmens nicht standhalten. | T. Ayuga

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Mobbing am Arbeitsplatz, Desorganisation und Panikattacken - das sollen die Zustände sein, unter denen, die Mitarbeiter bei CI Postal, zumindest während der Phase der Corona-Pandemie, auf Mallorca gearbeitet haben. Hierbei handelt es sich um das Unternehmen, das für die Verteilung der Bußgeldbescheide der Stadt Palma zuständig ist.

In einem Tunnel in der Nähe des Wildbachs Can Barbarà und hinter der Pferderennbahn Son Pardo in der Balearen-Hauptstadt wurden nun Hunderte von Briefen mit Mahnungen der spanischen Unternehmen Gesa, Energía XXI oder Más Móvil gefunden.

Zu den gefundenen Schriftstücken gehören in erster Linie Strom- und Telefonrechnungen, jedoch keine Bußgeldbescheide selbst. Es wird vermutet, dass die Briefe mit den Beschwerden der von Hunderten von Einwohnern der Balearen-Hauptstadt zusammenhängen, die behaupten, niemals ein Ordnungsgeld erhalten zu haben. In vielen Fällen enthalten die weggeworfenen Briefe sensible, persönliche Daten.

Hunderte von Rechnungen, die wohl von Mitarbeiter des Unternehmens CI Postal weggeworfen wurden, sind in den vergangenen Tage gefunden worden.
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Ein ehemaliger Zusteller der Cl Postal, Carlos Escarrer, sagte: "Wir wurden unter Druck gesetzt, täglich, 1200 Briefe und Bußgelder zuzustellen. Ich weiß, dass es Briefträger gab, die die Bescheide in den Papierkorb geworfen haben." Escarrer arbeitete im Jahr 2021 zwei Monate lang für die Cl Postal. In der Zeit habe es wegen der Pandemie wenig Arbeit auf der Insel gegeben. Die Menschen hätten Panikattacken gehabt und weinten, da sie Angst hatten, ihre Arbeitsstelle zu verlieren. Der Großsteil der Zustellung erfolgte zu Fuß, selbst bei weiten Gebieten.

"Jeden Morgen sammelten wir die Briefe und Bußgelder ein, aber wir konnten sie nicht im Büro sortieren. Wir taten dies zu Hause, im Auto, in Parks oder auf der Straße." Es sei unmöglich gewesen, alles an einem Tag zu erledigen, behauptet er. Im Unternehmen herrschte ein Chaos, und die Leute hätten System erfunden um zu rechtfertigen, dass die Post zugestellt sei.

Letztendlich zeigte Escarrer das Unternehmen wegen Mobbings und ungerechtfertigter Entlassung an und gewann seine Klage. Mittlerweile haben sich Betroffene in Palma zusammengetan, die die Gerichte dazu auffordern, die Zuschläge, die zu den Bußgeldern hinzukamen, zu streichen. Diese Zuschläge summierten sich im Laufe der Zeit auf bis zu 6000 Euro je Geldbuße.

Das Rathaus von Palma wies darauf hin, dass ein Sanktionsverfahren gegen das Unternehmen eingeleitet wurde, weil es die Fristen für die Zustellung der Bußgeldbescheide nicht eingehalten habe.