Aus der geschlossenen Cockpit-Kanzel bieten sich bei klarem Wetter phantastische Aussichten. | Andreas John

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Der Magen hat endlich aufgehört, sich zu verkrampfen, als wir in einer langgezogenen Kurve in rund 850 Meter Höhe über die Burgruine von Alaró knattern. Rechts neben uns im Cockpit sitzt Biel Gomila vollkommen unbeeindruckt von der atemberaubenden Aussicht an diesem sonnigen Vormittag und hält den Steuerknüppel eisern in der Hand. Durch die Plexiglas-Fenster entdecken wir irgendwo unter uns eine Gruppe von Wanderern in bunten Outdoor-Klamotten, die uns von einer Anhöhe am Berg zuwinken. Kaum zu glauben, dass wir nur wenige Minuten zuvor von einem Acker rund drei Kilometer außerhalb von Binissalem gestartet sind.

Die Start- und Landebahn ist keine 300 Meter lang.

Und zwar auf dem Mini-Flughafen „Aerodromo de Binissalem”, ein aus mehreren Wellblechhallen und einer rudimentären Start- und Landebahn bestehendes Flugfeld für Ultraleichtflugzeuge. Wer bei diesen „Ultraligeros” möglicherweise nur an offene Eisengstelle mit Flügel, Sitz und knatternder Propellermaschine denkt, irrt gewaltig. Die modernen Mini-Flieger stehen mittlerweile den größeren Sportflugzeugen in kaum etwas nach. Zwar ist in dem engen Cockpit nur Platz für zwei Personen, Technik und Ausstattung, erinnern dafür an Sportflugzeuge à la Cessna & Co. Auch unser Pilot erweckt nicht das Gefühl, in einer fliegenden Klapper-Kiste zu sitzen. Mithilfe der Pedale und des Steuerknüppels lenkt er die kleine Maschine ruhig und lässig am Himmel entlang.

Biel Gomila leitet seit ein paar Jahren auf dem Aerodrom eine eigene Flugschule für Ultraleicht-Piloten. Dabei handelt es sich um offizielle, vom spanischen Luftfahrtamt genehmigte Ausbildungen. „Je nach Engagement des Schülers können Theorie und Praxis einschließlich der von einem vereidigten Piloten abgenommenen Prüfungen in vier bis fünf Monaten absolviert werden”, erklärt Gomila. Die Kosten sind abhängig von der Zahl der benötigten Flugstunden, liegen im Durchschnitt aber bei etwa 3000 Euro.

Im Hangar des "Aerodromo" ist Platz für zwei Dutzend Mini-Flieger.

„Unsere Ausbildung ist im Prinzip identisch mit der von kommerziellen Piloten. Sicherheit steht an allererster Stelle”, sagt Gomila. Schließlich sei die Handhabung der rund 100 PS starken Propellermaschinen, die 4500 Meter hoch und 200 Stundenkilometer schnell fliegen können, kein Kinderspiel.

Schöne Aussicht auf den Tafelberg von Alaró aus rund 900 Metern Flughöhe.

Wer die theoretische und praktische Prüfung bestanden hat, kann sich in Binissalem eine der drei Schulmaschinen stundenweise für private Flüge ausleihen. Pro Stunde kostet die Miete 85 Euro plus Treibstoffkosten. Wer sich eine eigene Maschine kaufen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Neue Ultraleichtflugzeuge mit geschlossenen Kabinen werden ab rund 70.000 angeboten. Gebrauchte gibt es bereits für den halben Preis.

Mehr Infos unter

aviacionenaulas.com