Selbst Regenwetter kann deutsche Freiweillige nicht davon abhalten, Abfälle am Wegesrand einzusammeln | Eva Ulmer

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Aus einer Initiative gegen Plastikmüll im Meer ist innerhalb von fünf Jahren eine Stiftung geworden, die auf breiter Ebene Nachhaltigkeit auf Mallorca fördert.

2017 sagten Philipp Baier und Line Hadsbjerg Plastikflaschen den Kampf an. Er stammt aus Heidelberg, sie aus Dänemark: „Wir leben schon lange auf der Insel und seit zehn Jahren sehen wir immer mehr Plastik im Meer. Da konnten wir nicht mehr zuschauen.” Zusammen mit den Mallorquinerinnen Elena Jaume und Pilar Gómez starteten sie die Initiative Cleanwave (saubere Welle). „Unser Ziel war, die Inselregierung zu überzeugen, Trinkwasserbrunnen wieder öffentlich zugänglich zu machen”, erzählt Philipp Baier. Das würde den Verbrauch von Plastikflaschen reduzieren, von denen ein erheblicher Teil als Müll im Meer lande. „Unser Ansatz war, so viel öffentliches Interesse zu generieren und Druck aufzubauen über Unternehmen, die Wasserspender aufstellten, wie Restaurants oder Yogastudios, dass die Inselregierung irgendwann nicht mehr anders könnte, als zu sagen: ,Ok, wir stellen jetzt wieder vernünftige Wasserspender auf’.”

Immer mehr Firmen kamen an Bord und 2019 wurde in Palma in Kooperation mit dem Rathaus der erste öffentliche Trinkwasserbrunnen installiert. Inzwischen stehen auf Mallorca und auf Ibiza Brunnen mit filtriertem Trinkwasser, 105 insgesamt. Die meisten davon sind öffentlich zugänglich. Die App „Cleanwave” zeigt an, wo sich die Auffüllstationen befinden.

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Eigentlich ist das Ziel erreicht. „Aber man kann auch nicht aufhören”, meint Philipp Baier. In der Corona-Pause wurden neue Projekte entwickelt und Ziele gesetzt. Heute ist Cleanwave eine Stiftung mit einer ambitionierten Vision. Sie sieht die Balearen ab 2026 als weltweit anerkanntes Vorbild für regeneratives Leben. Dazu arbeite man auf drei Ebenen, erklärt Dr. Ali Vahlhaus, seit 2021 Geschäftsführer der Stiftung: „Wir schaffen Bewusstsein, bieten Lösungen an und tragen zur Wiederherstellung der Ökosysteme bei.” Seit 2019 seien die Gemeinden auf den Balearen verpflichtet, ihren Bürgern kostenloses Trinkwasser anzubieten. „Für uns ist das schön, denn früher war es ein Kampf von Don Quichotte gegen Mühlen mit den Brunnen. Heute kommt man auf uns zu.” Cleanwave bietet auch mobile Trinkwasserspender für Veranstaltungen an und verkauft Mehrwegflaschen aus Stahl. Dadurch werde nicht nur Einwegplastik vermieden, sondern auch der Ausstoß von CO2, und das nicht zu gering, betont Vahlhaus.

Line Hadsbjerg, von Beruf Filmemacherin, hat einen Film über die Plastikverschmutzung auf den Balearen produziert. „Out of Plastic” ist auf Youtube zu sehen. Kinder werden in Kreativ-Workshops für das Thema sensibilisiert. Man gehe auch immer mehr in die Hotellerie, um den dort Arbeitenden und Gästen zu zeigen, wie sie Teil der Lösung werden können, sagt Vahlhaus. Plastikfrei reisen heißt das Stichwort.

Infos unter: www.cleanwavefoundation.org

Darüber hinaus ist das Projekt „Medgardens” entstanden. In vier „Gärten” von 5000 bis 10.000 Quadratmetern Größe rund um die Insel restaurieren Biologen die Unterwasservegetation. Vahlhaus bezeichnet das Projekt als Labor. „Wir generieren darin Wissen, wie wir die biologische Vielfalt erhalten und wiederherstellen können, Küstenerosion vermeiden und die Wasserqualität verbessern.”

Es gehe in die richtige Richtung, freut sich Philipp Baier. Sein Motto: „Man muss selbst Verantwortung übernehmen und einfach machen, statt auf andere zeigen und sagen: ,Das müsste man mal machen’.” Wenn jeder in seinem Umfeld etwas ändere, egal wie wenig, dann sei schon viel erreicht.