Airbnb und Co. erobern Problemviertel in Mallorcas Hauptstadt Palma

Trotz zunehmender sozialer Spannungen, die auch schon mal in Straßenschlachten zwischen verschiedenen Ethnien münden, ist die Ferienvermietung in Son Gotleu auf dem Vormarsch.

Glaubt man den langjährigen Bewohnern des Viertels, wendete sich mit der Ankunft junger Algerier das Blatt zum Schlechteren. | F. F.

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Im Palmesaner Stadtteil Son Gotleu liegt in diesen Tagen und Wochen eine spürbare Spannung in der Luft. Das einst ruhige Arbeiterviertel, das zu den ärmsten Gegenden der mallorquinischen Hauptstadt zählt, wird zunehmend von sozialen und ethnischen Konflikten erschüttert. Viele alteingesessene Bewohner hätten dem Stadtteil bereits den Rücken gekehrt, berichteten Anwohner am Montag der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

"Das ist wie eine Zeitbombe, die jederzeit hochgehen kann", sagte ein langjähriger Bewohner, der anonym bleiben möchte, dem Lokalblatt. Die kulturelle und soziale Durchmischung des Viertels, die sich in den zurückliegenden Jahren in einem immer schnelleren Tempo vollzogen hat, führe zu vermehrten Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Dies führe dazu, dass das ohnehin schon von sozialer Ausgrenzung bedrohte Viertel auf der sozialen Stufe weiter nach unten rutsche.

In jüngster Zeit, so beruft sich die Zeitung auf Aussagen von Bewohnern, sorgten vor allem gewalttätige Übergriffe durch Kleinkriminelle algerischer Herkunft für Unmut unter den Anwohnern. "Wir haben es mit äußerst gewaltbereiten Menschen zu tun, von denen viele nichts zu verlieren haben", gab ein Anwohner zu Protokoll. Selbst die erhöhte Präsenz von Ordnungshütern, die seit den jüngsten Straßenschlachten im Sommer ein besonderes Auge auf Son Gotleu werfen, schaffe da nur wenig Abhilfe.

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Umso überraschter zeigen sich Alteingesessene über eine Entwicklung, von der sie glaubten in Son Gotleu verschont zu bleiben: das Aufkommen der illegalen touristischen Vermietung. Zumal es "hier keinerlei touristische Attraktionen gibt", so ein Viertelbewohner. Während langjährige Bewohner, ermüdet von sozialen Konflikten, dem Viertel den Rücken kehrten, richteten sich abenteuerlustige Urlauber immer öfter für ein paar Tage in baufälligen Mehrfamilienhäusern ein.

Von der Plaça Orson Welles aus bietet sich den verbliebenen Anwohnern somit der Blick auf die Realität eines von der Carrer d' Indalecio Prieto gespaltenen Stadtteils. Gen Süden der problematische Bereich mit seinen fast spürbaren sozialen Spannungen, gen Norden der auftrebende, der bei Airbnb und Co. nach Anerkennung lechzt.

Trotz der Bemühungen engagierter Viertelbewohner, Son Gotleu positives Leben einzuhauchen, sehen nur wenige eine nur ansatzweise goldene Zukunft für ihr Viertel. Die Kombination aus sozialer Ausgrenzung, kulturellen Spannungen und zunehmender Gewalt stelle das Viertel vor kaum lösbare Herausforderungen, heißt es vielerorts. "Wir alteingesessenen Bewohner müssen diese Gewaltausbrüche immer wieder ertragen", so eine Anwohnerin.