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Ricardo Bravo hätte sich nie vorstellen können, dass der Kauf einer Wohnung auf Mallorca sein Leben in einen Albtraum verwandeln würde. Doch genau das geschah: Acht Jahre lang lebte er als Eigentümer in einem Mehrfamilienhaus in Palma, das nach der Pleite des Bauträgers von Hausbesetzern übernommen wurde. „Innerhalb eines Jahres war das Gebäude von einer kriminellen Mafia besetzt“, erzählte Bravo am vergangenen Samstag auf der Wohnungsbaukonferenz „Som el canvi de tots“. Seine Schilderungen ließen das Publikum sprachlos zurück.

Ricardo Bravo lebte acht Jahre als Wohnungsbesitzer in einem von Okupas komplett besetzten Mehrfamilienhaus. Auf einer Tagung schilderte er jetzt seine albtraumhaften Erlebnisse

Das Leben inmitten der Besetzung beschreibt Bravo als chaotisch und gefährlich. „Es gab Narko-Wohnungen, ein Bordell, Schlägereien – regelmäßig fielen Schüsse“, so Bravo. Einmal wurde einem Mann vor seiner Tür das halbe Ohr abgerissen. Verzweifelt wandte sich der Hauseigentümer an Behörden und Organisationen, doch Hilfe blieb aus. „Niemand konnte mir helfen. Ich fühlte mich völlig allein“, sagte Bravo. Seine Erfahrungen werfen ein grelles Licht auf die Schwächen des spanischen Rechtssystems im Umgang mit illegalen Besetzungen.

Bravo sieht ein grundlegendes Problem in der aktuellen Gesetzgebung. Ursprünglich entwickelt, um schutzbedürftige Familien vor Zwangsräumungen zu schützen, sei das Rechtssystem mittlerweile ein Werkzeug für Hausbesetzungs-Mafias geworden. Diese nutzten die rechtlichen Schutzmechanismen aus, um sich dauerhaft in Wohnungen einzunisten – oft unter dem Vorwand sozialer Notlagen. „Das Gesetz schützt diejenigen, die das System ausnutzen, und vernachlässigt die, die sich an die Regeln halten“, kritisierte Bravo.

Eine besonders perfide Variante des Problems sei die sogenannte „inquiokupación“ – eine freiwillige Nichtzahlung der Miete. Mit legalen Mietverträgen verschaffen sich Besetzer Zugang zu Wohnungen und verweigern dann jegliche Zahlungen, so Bravo. „Der Vermieter bleibt auf allen Kosten sitzen und kann sie nicht rauswerfen, weil sie sich als deklarieren“, erklärte er. Dieses Phänomen sei nicht nur in Großstädten, sondern auch in Ferienregionen wie den Balearen ein wachsendes Problem.

Mit Nachdruck fordert Bravo, die Rechte von Betroffenen wie ihm endlich ernst zu nehmen. „Wir brauchen neue Gesetze, die sowohl schutzbedürftige Familien als auch Hausbesitzer schützen“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass die Zahl der offiziell gemeldeten Besetzungsfälle – 15.289 im Jahr 2022 – nur die Spitze des Eisbergs sei. Viele Betroffene suchten aus Misstrauen gegenüber der Justiz nach außergerichtlichen Lösungen.