Große MM-Umfrage: Das sagen die Deutschen auf Mallorca zur Bundestagswahl

So sehen deutsche Residenten und Unternehmer auf Mallorca den anstehenden Urnengang in der alten Heimat

10 Mallorca-Deutsche und ihre Meinung zur Bundestagswahl. | privat

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Oliver Girharz, Bauprojektleiter: "Die derzeitige wirtschaftliche und politische Unsicherheit ist auch hier spürbar. Der Spruch ‚Wenn Deutschland niest, bekommt Mallorca eine Lungenentzündung’, trifft es ziemlich gut. Viele Unternehmen auf der Insel sind in hohem Maße von der deutschen Wirtschaftslage abhängig. Ich glaube nicht, dass die Bundestagswahlen kurzfristig eine deutliche Verbesserung bringen werden. Wirtschaftliche und politische Stabilität lassen sich nicht von heute auf morgen herstellen. Mittel- und langfristig hoffe ich jedoch, dass die Politik in Deutschland das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnt und damit die Grundlage für einen nachhaltigen Aufschwung schafft. Da mein Lebensmittelpunkt in Spanien liegt, werde ich nicht wählen."

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Oliver Gierharz.

Kristoff Both, Golfdirektor Alcanada: "Meiner Meinung nach sind die Wahlen von erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen geprägt, darunter Wirtschaftswachstum, Klimapolitik, Rentenreform, Energieunabhängigkeit und Immigration. Ein großer Teil der Bevölkerung ist unzufrieden mit der Politik von Kanzler Scholz und der Ampelregierung. Die Wahlen könnten richtungsweisend für Deutschland und seine Rolle in Europa und der Welt sein. Ob sich die Situation verbessert, hängt von den Koalitionsmöglichkeiten Friedrich Merz’ ab, der laut Umfragen mit der CDU als Wahlsieger hervorgehen soll. Extreme Meinungen müssen ihren Platz haben, aber weder extreme Linke noch extreme Rechte sollten die Regierungsbildung dominieren."

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Kristoff Both.

Lutz Minkner, Immobilienunternehmer: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht: Streit um Migranten, Wirtschaft gegen die Wand gefahren, Insolvenzen mit dem Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen, kaputte Infrastruktur, mangelhaftes Bildungssystem, leere Kassen. Schuld an dem Chaos hat die rot-grüne Koalition. Einige Probleme erbte sie von Merkel, aber auch dort war Scholz Vizekanzler und Minister. Die neue Regierung wird wohl von Merz geführt. Seine Konzepte überzeugen. Ich hoffe nur, dass die notwendige Koalition mit der SPD sie nicht verwässert. Ich sehe derzeit eine positive Zukunft nur mit der CDU, weil die in allen angesprochenen Themen die besseren Konzepte und die besseren Köpfe hat."

Lutz Minkner.

Jan Hofer, Ex-Tagesschausprecher: "Die politische Situation ist schwer einzuordnen, die AfD treibt die Parteien vor sich her. Mit ihr darf man nicht und ohne sie kann man nicht. Mit einem nicht eindeutigen Wahlergebnis dürften Veränderungen schwer möglich sein. Dabei gibt es dringende Probleme die gelöst werden müssen, wie die Situation der ungezügelten Migration nach Deutschland, die wirtschaftliche Situation, Wohnungsnot und die ungebremste Teuerung auf allen Ebenen, die zunehmende Steuer- und Abgabenlast, die Überforderung des Staates durch zügellose Transferleistungen und die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Die Mehrheit in Deutschland möchte Veränderungen. Ich denke, das Wahlergebnis am nächsten Sonntag wird das widerspiegeln."

jan hofer
Jan Hofer

Willi Plattes, CEO Plattes-Group: "Ich sehe die politische Situation in Deutschland mit Sorge, nicht nur wegen der Aufheizung des gesellschaftlichen Klimas durch die politischen Ränder. Bei diesen Wahlen steht die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland auf dem Spiel – eine Sorge, die wir mit unseren Mandanten teilen. Auch das Verhältnis zu den USA braucht eine realistische Strategie, politische Haltung allein reicht nicht. Deutschland braucht eine Regierungskoalition mit mehr als einem Minimalkonsens. Reformen werden scheitern, wenn jeder Koalitionspartner nur auf sein Profil schaut. Parteien brauchen mehr Pragmatismus, um Probleme zu lösen. Ich würde meine Stimme lieber einem Reformprojekt als einer Partei geben."

Willi Plattes
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Rossitza Hantelmann, Immobilienunternehmerin: "Als Immobilienmaklerin, die deutsche Kunden betreut, nehme ich die politische Lage in Deutschland als angespannt wahr, besonders wirtschaftlich. Während früher vor allem Ferienimmobilien gefragt waren, beobachte ich nun, dass Familien Deutschland verlassen, um ihren Kindern auf Mallorca internationale Perspektiven zu bieten. Viele erwarten eine Verbesserung der Lage. Die Bundestagswahlen gelten als Chance für Veränderungen. Demokratie lebt von Meinungsvielfalt und Debatten – daher ermutige ich jeden, sein Wahlrecht zu nutzen. Solange ihre grundlegenden Prinzipien gewahrt bleiben, sollten unterschiedliche Perspektiven gehört und diskutiert werden."

Rossitza Hantelmann

Jörg Dahlmann, Ex-Sportkommentator: "Die derzeitige politische Situation in Deutschland ist schwierig und angespannt. Das Ampel-Problem könnten wir möglicherweise wieder bekommen, falls es erneut zu einer Dreierkoalition kommt. Ob die kommenden Bundestagswahlen wirklich die Lösung bringen? Da habe ich leider auch kein Patentrezept. Ich wünsche mir vor allem weniger Egoismus bei den Parteien und stattdessen mehr Zugeständnisse sowie eine echte Kompromissbereitschaft für die Mitregierenden. Was meine politische Gesinnung betrifft: Ich bin ein treuer Sozialdemokrat, respektiere aber auch andere demokratische Parteien. Die AfD lehne ich jedoch klar ab, solange Leute wie Höcke dort das Sagen haben. Höcke als Minister? Dann gebe ich meinen deutschen Pass ab!"

Jörg Dahlmann

Axel Thorer, Autor und Mallorca-Experte: "Ich bin froh, Mallorca als Refugium zu haben – da flüchte ich hin, wenn die Knallköppe in Berlin wieder einmal ihre verquaste grüne Ideologie den Deutschen ins Gehirn drücken wollen. Durch den Absturz der Ampel kann es eigentlich nur besser werden. Es werden zwar sicher teuflische Koalitionsverhandlungen nach der Wahl, aber die Typen, die jetzt Regierung gespielt haben, werden wohl Gott sei Dank nicht mehr dabei sein. Ich wünsche mir eine Regierung aus CDU/CSU mit der AfD als Juniorpartner – allerdings mit komplett ausgewechseltem Personal. Dass die Union deren Flüchtlingsprogramm übernommen hat, macht mir Hoffnung auf eine bessere deutsche Zukunft."

PALMA - AXEL THORER. MAS FOTOS EN EL DISCO DEL DIA 22-6-2004
Axel Thorer

Ingrid Flor, Kulturmanagerin: "Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass die politische Lage in Deutschland festgefahren, zersplittert ist. Es geht aktuell mehr um Profilierung von Personen, Parteien und Schuldzuweisungen in der Vergangenheit. Die wirklich dringenden, anstehenden Themen werden oft zur Nebensache. Diese Wahl wird die Situation in Deutschland vielleicht noch mehr spalten,denn wenn eine Partei, wie die CDU es in Betracht zieht, mit einer Partei wie der AfD zu kooperieren, wäre das eine Blamage für Deutschland. In diesen Umbruchzeiten eine rechte Partei wie die AfD zu wählen, wäre ein gravierender Fehler. Somit ist klar, wen ich nicht wählen würde. Eine Partei nur wegen des Programms zu wählen, ist mir nicht genug."

Ingrid Flohr

Willi Meyer, Musikproduzent: "Die politische Lage in Deutschland ist absolut chaotisch, das sieht man bereits im Bundestag selbst, wo viele Abgeordnete mehr Aufmerksamkeit ihrem Smartphone widmen als den Debatten. Die traditionellen Parteien hacken allesamt auf der AfD herum, selbst wenn deren Argumente zu einigen aktuellen Themen Sinn machen. Vorsicht, ich bin kein AfD-Wähler, sondern wähle traditionell links. Ich befürchte allerdings, dass es nach den Wahlen genauso hysterisch weitergeht wie vorher. Koalitionen und Bündnisse werden geschlossen aus Angst vor der Demokratie. Mir würde es auf jeden Fall leid tun, wenn Sahra Wagenknecht nicht die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Bundestag schafft."

Willi Meyer

Klar ist: Die Bundestagswahl bleibt spannend – auch für die Mallorca-Deutschen. Viele der rund 20.000 auf der Insel lebenden Deutschen verfolgen aufmerksam, welche Parteien sich durchsetzen und welche Auswirkungen das auf ihre Zukunft haben könnte. Themen wie Renten, Steuern oder die doppelte Staatsbürgerschaft spielen für viele eine entscheidende Rolle. Egal, ob am Ballermann oder in der Finca – die politische Stimmung aus Deutschland ist auch auf Mallorca deutlich zu spüren.