Nanu! Mallorca hat eine Kathedrale im Miniaturformat

Die Pfarrkirche Sant Bartomeu in Palmas Vorort Son Rapinya entzückt durch Architektur und Persönlichkeit

Die Pfarrkirche befindet sich an der Plaza Vicari Josep Llinas 2.Fotos: gwo

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An der Straße Son Rapinya im gleichnamigen Viertel in Palma liegt völlig überraschend eine kleine Oase: Inmitten des ruhigen Vororts, an der Hauptstraße mit ihrem Durchgangsverkehr, taucht in Richtung Son Vida aus dem Zentrum der Balearen-Hauptstadt kommend rechter Hand plötzlich ein sandfarbenes Gebäude auf. Es ist die Pfarrkirche Sant Bartomeu, die hier mit dem benachbarten Pfarrhaus und grüner Vegetation wie ein Ufo gelandet zu sein scheint und beim Anblick positive Stimmung verbreitet.

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Das Gotteshaus ist in spitzbogigem, neogotischem Stil gehalten. Die Kirche weist drei Schiffe auf, von denen das Hauptsächliche von künstlerischen Glasfenstern geschmückt ist, und erweckt den Eindruck einer Kathedrale in Miniaturformat. Sie verfügt über vier Kapellen auf beiden Seiten. Hinter dem Hauptaltar aus regionalem Marmor findet sich ein Altarbild, das dem Heiligen Apostel Bartholomäus gewidmet ist. Der Aufsatz gehörte einst der Metzgerzunft von Palma und der Geehrte wurde zum Himmlischen Schutzpatron von Son Rapinya erklärt. Der Erzherzog von Österreich, Ludwig Salvator von Habsburg, beschrieb in seinem Standardwerk „Die Balearen in Wort und Bild” aus dem Jahr 1882 die Kirche als „das schöne Oratorium von Son Rapinya”.

Ende des 19. Jahrhunderts mussten die Einwohner von Son Rapinya zur Erfüllung ihrer religiösen Pflichten in die Kirche von La Vileta gehen, die sehr entfernt war, sodass der Bau einer eigenen Kirche erforderlich war. Die Nachbarschaft kooperierte mit reichlich Enthusiasmus: „Die einen mit ihrer persönlichen Arbeit, die auch an Feiertagen bis zum Mittag dauerte, die anderen durch die Bereitstellung von Baumaterialien, andere durch das Ausleihen ihrer Wagen und Pferde, jene, die nur einen Teil des Jahres in Son Rapinya verbrachten, durch die Erledigung formalen Papierkrams und die Zahlung der offenen Geldbeträge”, heißt es in dem Buch „Son Rapinya – Hundert Geschichtsjahre”.

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„Der erste Stein der Kirche wurde im Februar 1880 gelegt”, erklärte Pfarrer Jaime Ripoll Janer dem interessierten MM-Reporter. „Der Bau wurde im August 1887 fertiggestellt. Im Jahr 1953 wurde die Kirche durch einen bischöflichen Beschluss in den Rang der Pfarrkirche erhoben. Schon seit 1913 hatte sie den Status eines Pfarramtes inne.”

Zwischen den Jahren 1947 und 1990 praktizierte in der Pfarrkirche Don Francisco Adrover als Pfarrer. Nach der Erhebung der Kirche zur Pfarrei war er auch ihr erster Pfarrer überhaupt. Adrover war in der Gemeinde für seine empathische, selbstlose Art sehr beliebt und wurde von allen „Kumpel Paco” genannt. Vor allen den jungen Menschen galt seine besondere Aufmerksamkeit: „Schon damals gab es neben der Pfarrkirche einen Club für das baskische Ballspiel Pelota”, erzählt Pfarrer Ripoll. „Kumpel Paco stellte dem Club auf Basis einer Abmachung eine Fläche der Pfarrei zur Verfügung, damit die Kinder dort einen Platz zum Spielen hatten.” Das Geschichtsbuch über Son Rapinya nannte Adrover „die bekannteste Person des Ortes”. Bei seinen Bemühungen, die Pfarrkirche zu verschönern, wurde Pfarrer Adrover von der ausländischen Gemeinschaft unterstützt, die sich vorübergehend in Son Rapinya niedergelassen hatte. So schenkte unter anderem der Deutsche Walter Schynschetzki der Gemeinde ein für damalige Verhältnisse hochmodernes Harmonium.

Pfarrer Ripoll wird unterstützt von einer Gruppe von Freiwilligen, die der Kirche ihre Zeit widmen, damit diese in Stand bleibt. Zum Beispiel halten die Freiwilligen die Kirche sauber, dekorieren sie mit Blumen oder kümmern sich um die Elektrizität. „Die Gruppe ist essenziell, damit ich meine Arbeit machen kann”, so Ripoll, der seit Oktober 2023 für die Gemeinde Son Rapinya sowie für die benachbarten La Vileta und Son Roca verantwortlich ist.

Jeden Dienstag und Donnerstag steht Ripoll der Gemeinde in seinem Büro zur Verfügung und an den gleichen Tagen sowie an Sonn- und Feiertagen wird der Gottesdienst gefeiert. Daneben finden in der Pfarrkirche Sant Bartomeu Taufen, Hochzeiten, Trauerfeiern und Kommunionen statt. Pfarrer Ripoll schließt: „Heutzutage steht die Kirche allen zur Andacht offen.”