Ist das noch Fußball? Real-Mallorca-Profi sorgt mit Auftritt in Show-Liga für Diskussionen

Mallorcas Erstligaprofi Pablo Maffeo sorgte mit einem Kurzauftritt in der Kings League für Empörung unter den Fans. Grund genug für einen Blick hinter Europas neue Spaß-Ligen

„Dimoni”, Mallorcas Maskottchen, begleitete Maffeo (m.) bei seinem Gastspiel in der Kings League von Gerald Piqué. | Real Mallorca

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Real Mallorcas Verteidiger Pablo Maffeo hat es gewagt. Er hat die traditionsbewusste Welt des Profifußballs verlassen und ist in die bunte Zirkuswelt der Kings League eingetreten. Drei Minuten dauerte sein Gastspiel für das Team Kunisports, das von Ex-Stürmerstar Sergio Agüero geführt wird. Damit ist Maffeo der erste aktive Erstligaprofi, der in der von Gerard Piqué erdachten Showliga antrat. Das sorgte für Empörung unter den Fans von Real Mallorca.

„Ein unnötiges Verletzungsrisiko“, „ein unseriöses Bild des Vereins“ – auf der Plattform X (ehemals Twitter) hagelte es Kritik. Der Verein beeilte sich zu erklären, dass es sich lediglich um einen Marketing-Gag handelte. Piqué, der selbst in seiner Karriere nie um eine medienwirksame Inszenierung verlegen war, verteidigte den Vorfall mit einem Lachen. Es seien nur drei Minuten gewesen, ein harmloses Spektakel. Und Maffeo? Der war begeistert. „Ich empfehle es allen meinen Kollegen“, verkündete er fröhlich. Ob sein Trainer das genauso sieht, ist nicht überliefert.

Empörung über Maffeos Auftritt

Die Empörung ist verständlich. Schließlich zahlt Real Mallorca Maffeo nicht dafür, sich in einem Freizeitkick für Internet-Gemeinden zu vergnügen. Die Kings League ist kein Fitnessprogramm und erst recht kein ernstzunehmender Wettbewerb. Sondern eine Mischung aus Gladiatorenkampf und Kasperletheater, inszeniert für eine digitalisierte Spaßgesellschaft, die statt Champions-League-Pathos lieber Memes und virale Clips konsumiert. Wer noch nie davon gehört hat: Es ist Straßenfußball auf Steroiden – mit Spielregeln, die klingen, als hätte ein hyperaktiver Zwölfjähriger sie erfunden.

Cocktail aus FIFA-Videospielmodi und Trash-TV-Dramaturgie

Zwei Mannschaften mit je sieben Spielern treten auf einem verkleinerten Feld gegeneinander an. Der Anpfiff? Kein langsamer Aufbau aus der Abwehr, sondern ein anarchisches Rennen auf den Ball. Geheimwaffen und Jokerkarten mischen das Geschehen zusätzlich auf: Mal wird ein Spieler für zwei Minuten vom Platz geschickt, mal zählt ein Tor plötzlich doppelt. Was Piqué als Innovation verkauft, ist in Wahrheit ein wilder Cocktail aus FIFA-Videospielmodi und Trash-TV-Dramaturgie. Millionen lieben es – darunter auch Toni Kroos und Lukas Podolski, die bereits eigene Versionen dieser Showligen ins Leben gerufen haben.

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Showligen sind Konsequenz des modernen Fußballbusiness

Doch die Showligen sind nicht einfach nur ein nettes Gimmick für Social-Media-affine Zuschauer. Sie sind ein Geschäft – und zwar ein äußerst lukratives. Sponsoren reihen sich in Schlangen, Streaming-Plattformen liefern sich Bieterschlachten um die Übertragungsrechte, und Piqué verdient sich mit seiner Idee eine goldene Nase. Die junge Zielgruppe, die mit traditionellen 90-Minuten-Spielen wenig anfangen kann, ist ein attraktives Publikum für Werbekunden. Dass ein Fußballer wie Maffeo sich dort blicken lässt, ist also kein Zufall – es ist eine logische Konsequenz des modernen Fußballbusiness.

Und vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Grenzen zwischen ernsthaftem Sport und inszeniertem Spektakel noch weiter verschwimmen. Warum nicht eine Kooperation zwischen La Liga und der Kings League? Ein eigenes „All-Star“-Format mit aktiven Spielern? Denkbar ist alles. Schließlich haben sich auch andere Sportarten längst dem Entertainment-Druck gebeugt. Die NBA experimentiert mit Play-in-Turnieren, die Formel 1 setzt auf Show-Elemente wie Sprint-Rennen – und der Fußball? Der wird sich wohl ebenfalls anpassen müssen.

Es zeigt sich: Der moderne Fußball ist längst mehr als nur ein Sport. Es ist Unterhaltung, Spektakel, Vermarktung – und die Vereine müssen sich entscheiden, wie sie damit umgehen. Wollen sie ihre Spieler von solchen Events fernhalten oder die neue Realität akzeptieren? Die traditionelle Fußballwelt reagiert oft mit Ablehnung, doch das Publikum entscheidet längst selbst, was es sehen will. Maffeo hat es ausprobiert, und wenn sich der Hype fortsetzt, werden ihm weitere Profis folgen. Dann wird es vielleicht irgendwann normal sein, dass ein Erstligaspieler am Samstag für seinen Klub spielt – und am Sonntag in einer Showliga für Klickzahlen sorgt. Willkommen im neuen Fußball-Zirkus!