Verstecktes Idyll: Das hat der Hafenort Port de Pollença zu bieten
Viele Touristen passieren die kleine Küstengemeinde nur. Dabei gibt es so viel zu sehen! Warum man dem Ort bei einem Aufenthalt auf der Insel unbedingt einen Besuch abstatten sollte
Der Küstenort und seine Bucht sind weitgehend von Bergen umschlossen. | Archiv Grup Serra
Andi NoweyPollença, Mallorca13.04.25 02:22Aktualisiert um 10:38 Uhr
Inmitten eines touristischen Dreiecks zwischen des Bade-Hotspots Playa de Alcúdia, der zerklüfteten Landzunge Formentor und dem Eingangstor zum Tramuntana-Gebirge in Pollença liegt fast schon etwas stiefmütterlich der Hafenort Port de Pollença. Natürlich hat man sich auch hier inzwischen ausgiebig dem Tourismus verschrieben, jedoch birgt dieses Fleckchen auch noch ein respektables Stück Ursprünglichkeit, das man hier noch mit einer Portion Entschleunigung einatmen kann.
Vor einigen Jahren wurde die Hafenpromenade entmotorisiert und in eine Flaniermeile umgewandelt. Der Durchfahrtsverkehr wurde auf die ebenfalls neu errichtete Umgehungsstraße verfrachtet und in erster Meeres- beziehungsweise Hafenlinie eine neue Aufenthaltsqualität geschaffen.
Der heutige Sporthafen wurde 1961 errichtet (l.). Zuvor gab es dort nur eine kleine Fischermole.
Jeden Mittwoch lockt zudem, etwas verschanzt in einer Seitengasse auf der Plaça Miquel Capllonch, der Wochenmarkt, wo neben Obst und Gemüse sowie lokalen Spezialitäten wie etwa eingelegte Oliven, Käse oder divers verarbeiteten Mandeln auch Kunsthandwerk und Textilien feilgeboten werden. Alles jedoch ein Level kleiner als auf den inzwischen wie Waschbetonplatten breitgetretenen und in diversen Foren überbeworbenen Inselmärkten. „Der Markt ist wichtig, weil er ein Treffpunkt der lokalen Bevölkerung ist. Darüber hinaus kommen aber auch von außerhalb viele Besucher”, sagt Marrosi Capllonch, die in der Touristeninformation mit großer Geduld und ansteckender Freundlichkeit die Stellung hält.
Jeden Mittwoch findet vor der Kirche ein kleiner Wochenmarkt statt.
Seine zentrale Rolle als Heimatanker für den Fischfang hat sich der Ort, der zudem als Einfallstor zum Cap Formentor strategisch wichtig ist, nicht verloren. Port de Pollença, das administrativ zur Gemeinde Pollença gehört, wird von den dortigen Bewohnern schlicht nur „el Moll”, also „die Mole”, genannt und entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Fischer der Stadt begannen, sich nach und nach hier niederzulassen. Um 1900 lebten in der ersten Häuserreihe bereits rund 100 Menschen, einige dieser Bauten sind noch heute als inzwischen sehenswert restaurierte Wohnhäuser erhalten geblieben.
Der Küstenort und seine Bucht sind weitgehend von Bergen umschlossen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Port de Pollença zu einer Pionierstadt für den Tourismus auf Mallorca, vor allem aufgrund der häufigen Besuche der Royal Navy und der Gründung einer Künstlerkolonie dort ab 1914. Unter vielen anderen stechen hier insbesondere die Namen Anglada Camarasa, Tito Cittadini, López Naguil, Eugen Mosgraber und Joaquín Sorolla hervor. Die ersten Hotels, die hier entstanden, waren das Miramar, das Mar y Cel und das Illa d’Or. Trotz dieser Vorreiter-Rolle wurde der Ort nie durch eine maßlose Überfrachtung mit Herbergs- und Hotelbetrieben überspült und – wie an manch anderen Ecken – geradezu verschandelt.
Die ehemalige Küstenstraße ist nun eine verkehrsberuhigte Flaniermeile.
Strategisch wichtig war Mitte der 1930er Jahre die Gründung des Wasserflugzeug-Stützpunkts. Während des Bürgerkriegs hatte er eine große militärische Bedeutung und übte später einen erheblichen Einfluss auf die lokale Gesellschaft und Wirtschaft aus.
Port de Pollença verfügt außerdem über die Pfarrkirche Parròquia catòlica Mare de Déu del Carme, die ebenfalls an der Plaça Miquel Capllonch steht und mittwochs fast schon sinnbildlich über den Wochenmarkt wacht. Eine bedeutende Institution ist der 1961 gegründete Yachtclub mit seinem modernen Gebäude im neuen Hafengebiet. Ein Verein hat sich über die Gemeindegrenzen hinaus einen Namen besonderen gemacht, wie Marrosi Capllonch betont: „Der Nautikclub Port de Pollença engagiert sich aktiv für die Förderung des Wassersports, sowohl bei der Organisation von Veranstaltungen und nautischen Wettbewerben als auch bei der Ausbildung.”
Während das Shoppingerlebnis hier zugegebenermaßen etwas auf der Strecke bleibt, dafür aber eher kleinere Boutiquen statt von Luftmatratzen, Strandspielzeug und Surfbrettern überquellende Souvenirshops bereithält, kommen die Freunde der kulinarischen Genüsse durchaus auf ihre Kosten. Sowohl die Breite als auch die Qualität der Restaurants lässt kaum Wünsche offen. Hierzu sollte man den Weg in die Nebengassen nicht scheuen. Beispielsweise findet man in einer unscheinbaren Seitengasse die Bodega Can Ferrà, die im Inneren nur wenige Sitzplätze bietet, dafür aber mit etlichen Memorabilien aus dem Fischfang dekoriert ist und zudem mit einer sagenhaften Küche aufwartet. Zu guter Letzt findet sich zwischen Port de Pollença und Alcúdia aufgrund des windoffenen Küstenstreifens innerhalb der Bucht ein Dorado für Surffans. Kurzum: Die ehemalige Fischerexklave ist mehr als nur eine Passage und ein Durchfahrtsort.
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