"Sie dürfen in Palma nicht mehr im Wohnwagen leben, also ziehen sie einen Ort weiter"

Nachdem in der Inselhauptstadt die Gesetze verschärft wurden, haben sich einige Wohnungslose mit ihren Fahrzeugen in Marratxí niedergelassen

Waren die belebten Wohnwagen zunächst nur an abgelegenen Orten zu sehen, findet man sie mittlerweile auch in bewohnten Gebieten. | F. F.

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In der Urbanisation Sa Nova Cabana, in Marratxí auf Mallorca, hat sich eine neue Wohnwagensiedlung gebildet. Kein Wunder! In der vergangenen Woche hatte Palmas Oberbürgermeister Jaime Martínez die Menschen mit seiner kontroversen Bürgerverordnung stark verunsichert: Zunächst verschärfte er die Auflagen, die ein Leben auf der Straße in Campingmobilen erschweren sollten. Kurz darauf ruderte er jedoch wieder zurück.

Die wachsende Armut der Insel soll vermutlich nicht jedem Außenstehenden sofort auffallen. Indessen sind die Politiker zu dem Schluss gekommen, dass es einer Person erlaubt sein soll, in einem Wohnmobil zu leben, solange sie nicht länger als zehn Tage am selben Ort verbringt, keine Möbel auf die Straße stellt und keinen Lärm verursacht.

Menschen, die nahe der neuen Wohnwagensiedlung in Marratxí leben, haben ihre Beobachtungen der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora mitgeteilt. "Man kann die Bewohner weder sehen noch hören", sagte ein Mann, der regelmäßig an den Wohnmobilen vorbeispaziert. Nur, wenn sie ihren Müll wegtragen, könne man einen Blick auf die Menschen erhaschen.

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Für den Mallorquiner ist die Lage ganz klar verständlich: "Sie dürfen in Palma nicht mehr ohne weiteres im Wohnwagen leben, also ziehen sie einen Ort weiter. Nun versuchen sie in Marratxí unbeobachtet weiter leben zu." Von störendem oder auffälligem Verhalten sei also keine Rede.

Die Armensiedlungen wachsen stetig weiter

Aber die Wohnwagensiedlung ist bereits am Wachsen. In Sa Nova Cabana stehen die bewohnten Fahrzeuge in unmittelbarer Nähe eines Supermarkts und einiger Sportanlagen. "Tagsüber sind die Wagen meist verlassen, da die Bewohner zur Arbeit gehen", erklärt der Beobachter weiter.

Auf Mallorca wird die Wohnungsnot immer stärker ersichtlich: Selbst Menschen mit gesichertem Einkommen können sich keine Wohnung mehr leisten. Als letzte Rettung haben diese sich in Wohnwagen oder andere Fahrzeuge niederlassen müssen. Noch ärmere Menschen leben in Zelten oder Bretterverschlägen.