Während im Parlament der Balearen am Dienstag über ein umstrittenes Wohnungsbaudekret debattiert wurde, haben sich davor etwa hundert Demonstranten zum Protest versammelt. Die Szene vor dem Parlamentsgebäude habe einen "fast surrealen Anblick" geboten, schreibt die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".
Die Demonstranten seien von Touristenmassen, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Altstadt von Palma aufhielten, "regelrecht überspült" worden. Einige Urlauber, die in Pferdekutschen vorbeifuhren, hätten den Protestierenden sogar lautstark applaudiert, als diese "Mallorca para los residentes" (deutsch: Mallorca für die Einheimischen) skandierten. Wobei davon auszugehen ist, dass vielen auswärtigen Gästen nicht bewusst war, aus welchem Grund sich die Menschen vor dem Parlamentsgebäude versammelt hatten.
Gleichzeitig zogen Urlaubergruppen ungerührt an Demonstranten vorbei, die Plakate wie "La vivienda es un derecho, no un negocio" (deutsch: Wohnen ist ein Recht, kein Geschäft) in die Höhe hielten. Sinnbild für einen Konflikt, der das Zusammenleben von Einheimischen und Touristenscharen zunehmend prägt.
Das Gesetz, das den Weg für rund 20.000 neue Wohnungen allein in der Inselhauptstadt freimachen soll, wird von Kritikern als "größter Immobilienskandal in der Geschichte der Balearen" bezeichnet. Hinter einem "attraktiven Titel" verberge sich ein Dekret, das Bauträgern "Gewinne von mehr als 600 Millionen Euro" bescheren könnte, empörte sich die Vorsitzende der Plattform Palma XXI, Cristina Llorente.
Die konservative PP-Minderheitsregierung hatte sich zu einem Deal mit der rechtsextremen Partei Vox gezwungen gesehen, um das Gesetz durchs Parlament zu bringen. Vox setzte dabei durch, dass die Regelung künftig auch auf andere Gemeinden der Insel ausgeweitet werden kann.
"Dieses Dekret wird die Wohnungssituation auf Mallorca nicht verbessern", kritisierte die Sprecherin des Dachverbands der Anwohnervereinigungen, Maribel Alcázar. "Die meisten Wohnungen werden an ein ausländisches Publikum gehen, was Kapitalbewegungen und möglicherweise sogar Geldwäsche mit sich bringen wird." Besonders bedenklich sei die Umwandlung von Sozialwohnungen in preisgebundene Wohnungen, die 30 Prozent teurer seien. "Das bedeutet etwa 300.000 Euro pro Wohnung – bei einem Monatsgehalt von 1.500 Euro völlig unerschwinglich."
Am Dienstag wurde im Amtsblatt der Balearen (BOIB) das neue Tourismusdekret veröffentlicht, das vor wenigen Tagen mit Unterstützung von Vox verabschiedet worden war. Dieses verbietet künftig touristische Vermietungen in Mehrfamilienhäusern auf dem gesamten Archipel und erhöht die Qualitätsanforderungen für bestehende Lizenzen. Mit Bußgeldern von bis zu 500.000 Euro sollen illegale Ferienvermietungen bekämpft werden, wobei sowohl Eigentümer als auch Vermittlungsplattformen zur Verantwortung gezogen werden können.
4 Kommentare
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Döp dödö döp! Jetzt auf mallorquin? 😉
MimiBesser kann man es nicht zusammenfassen. Stimme voll und ganz zu. Frohes Osterfest Ihnen und allen anderen Lesern, den Schreibern, vor allem der Redaktion des MM:
Musste gerade an den Spruch denken: "Deutschland den Deutschen, Aus........ ....!" Den zweiten Teil habe ich weg gelassen, damit sich niemand provoziert fühlt! Döp dödö döp! 😉
,,Mallorca para los residentes". Auf der einen Seite sicher nachvollziebar, aber andererseits wird den Bürgern der EU-Mitgliedsstaaten nun mal Freizügigkeit gewährt. Zudem hat Spanien sehr von der EU-Mitgliedschaft profitiert und an vielen Großprojekten sind die Schilder, die auf eine großzügige Finanzierung durch die EU hinweisen, unübersehbar, schon bei der Ankunft am PMI zu finden. Spanische Autopistas oder E-Busse und andere Ökoprodukte im Land. Während man die Vorteile gerne entgegennimmt, werden notwendige Zugeständnisse an anderer Stelle vehement angeprangert. Und dann scheint auch nicht so ganz klar zu sein, wer als echter Resident gilt. Sind das nur die gebürtigen Mallorquiner oder auch Festlandspanier? Zugewanderte aus aller Welt, die hier ein paar Jahre auf der Insel leben? Oder auf Mallorca geborene Kinder von Ausländern oder sonstigen EU-Bürgern? Bei steigenden Bevölkerungszahlen wird es irgendwann nun einmal eng, ob das Wissen in den vielen Politikerköpfen vorhanden ist, darf man sich vielleicht auch einmal fragen.