Mallorca im Kleinen: So sieht es auf dem Inselchen Dragonera aus

Seit 30 Jahren ist das Eidechsen-Eiland ein Naturpark. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel – zu beliebt?

Blick vom Mirador Josep Sastre bei La Trapa in Richtung Sa Dragonera. | Jonas Martiny

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Nicht nur auf Mallorca ringt man in diesen Wochen um die Festlegung der Grenzen des touristischen Wachstums. Die Nachhaltigkeit ist auch auf der kleinen, vorgelagerten Felseninsel Sa Dragonera das große Thema. Etwa 34.000 Besucher kommen jährlich in den Naturpark. Im Halbstundenrhythmus gehen Dutzende Touristen in dem kleinen Hafen von Bord eines der Ausflugsboote, die die Insel zwischen März und Oktober anlaufen. Zur Mittagszeit ist auf dem Wanderweg zum Leuchtturm Far de Tramuntana bereits einiges los.

„Der aktuelle Naturparkplan stammt aus dem Jahr 2004 und muss überarbeitet werden”, sagt Pilar Gómez, die seit fünfeinhalb Jahren die Direktorin des Parks ist. Bislang gebe es lediglich ein Limit für Besucher, die gleichzeitig auf der Insel sein dürfen. Man brauche stattdessen künftig eine Obergrenze der täglichen Besucher, meint sie, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt gering zu halten. Wo das Limit liegen könnte, soll eine Studie ergeben, an der man derzeit arbeite. „Der Platz ist nun einmal begrenzt hier”, sagt Gómez.

Keine Obergrenze zu kennen scheint derweil die Eidechsenpopulation. Wohin man auch tritt auf Sa Dragonera, ständig raschelt es einem zwischen den Füßen. Viele Tiere sind mittlerweile so zutraulich, dass sie einem aus der Hand fressen – Füttern ist allerdings streng verboten, wie auf einem Hinweisschild am Hafen unschwer zu erkennen ist. „Wir wollen das natürliche Gleichgewicht bewahren”, sagt Gómez.

Gestatten, der Balearen-Sturmtochter

Dabei spielt auch der Lärm der Ausflügler eine Rolle. So gilt Dragonera als Zufluchtsort des vom Aussterben bedrohten Balearensturmtauchers. Außerdem versucht seit einigen Jahren ein Fischadlerpärchen auf der Insel zu nisten. Durchs Gelände stapfende und sich laut unterhaltende Wandersleute sind da nicht gerade hilfreich. Deshalb darf man die ausgeschilderten Wege nicht verlassen.

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Vier Wander- und Spazierrouten gibt es auf Sa Dragonera. Die anspruchsvollste führt hinauf zum alten Leuchtturm Na Pòpia auf 360 Metern Höhe (etwas mehr als vier Kilometer Strecke). Fast senkrecht fällt dort oben die Felswand in die Tiefe – der Blick in den Abgrund lässt einen unweigerlich erschaudern. Recht einfach sind im Vergleich dazu die Routen zum Aussichtspunkt Na Miranda, der derzeit umgebaut wird (Distanz: etwa 600 Meter) und zu den beiden Leuchttürmen Faro de Tramuntana im Norden der Insel (zwei Kilometer) und Faro de Llebeig im Südwesten (viereinhalb Kilometer).

Der Naturpark verfügt über eine eigene Kläranlage, den gesamten Strombedarf decken Solarpaneele. Im Gebäude der Parkverwaltung gibt es ferner zwei kleine Ausstellungsräume, in denen man einiges über die Geschichte der Insel, ihre Flora und Fauna erfährt. Neben Olivenbäumen, Tamarisken und Stechpalmen wachsen hier auch Orchideenarten wie die Pyramiden-Hundswurz und das Riesenknabenkraut, es gibt Meeresfenchel, Strandflieder und das sogenannte Dornenkissen. Auch wohlduftender Thymian gehört zur heimischen Flora.

Angst vor dem Rüsselkäfer

Es gibt allerdings auch ungebeten Gäste. Sorgenvoll blickt Pilar Gómez aus der Ferne auf den Kiefernwald, der sich über den Berghang erstreckt. Dort ragt unübersehbar eine gänzlich braune Kiefer aus dem ansonsten grün leuchtenden Geäst. Ihr Verdacht: Eine Rüsselkäferart könnte sich auf der Insel breit machen. Solche Invasoren gibt es immer wieder auf Dragonera. „Mallorca ist halt doch recht nah”, sagt Gómez. Auch eine Rattenplage, die das Ökosystem der Insel zu verändern drohte, gab es bereits. Die Nager konnten aber wieder ausgerottet werden.

Die besonderen Bedingungen auf Dragonera machen die Insel auch für Forscher interessant. Derzeit sind Wissenschaftler von der Universität Oxford in dem kleinen Flachbau untergebracht, in dem es einige Zimmer für solche Zwecke gibt – damit sie ihre Beobachtungen auch abends und nachts machen können. Ganz ungestört vom Trubel, der tagsüber auf Dragonera herrscht.