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Immobilienbranche: Noch nie war das Angebot auf Mallorca so gering wie dieser Tage

Die grassierende Wohnungsknappheit macht auch vor Makler nicht Halt. Im Portfolio haben sie nur noch ein Zehntel dessen, was vor Jahren im Schaufenster hing. Die Folgen sind fatal.

Den Maklern auf Mallorca gehen zunehmend die Angebot aus | Foto: M. À. Cañellas

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Angesichts einer sich zuspitzenden Wohnungskrise schwimmen den Immobilienhändlern auf Mallorca allmählich die Objekte der Begierde davon. Mit bislang nicht dagewesenen Folgen, wie der Präsident des Branchenverbands API, José Miguel Artieda, gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" beklagt. "Etliche Unternehmen auf den Balearen müssen schließen, weil sie kaum noch Immobilien zum Verkauf anbieten können."

Artieda will sich an eine ähnliche prekäre Lage nicht erinnern können. "Ein solche Angebotskrise hatten wir noch nie." Wobei nicht alle Makler gleichermaßen betroffen seien. Besonders hart treffe es derzeit jene Makler, die "sich auf den Verkauf von Wohnungen an Einheimische" spezialisiert hätten. Während diese früher zwischen 40 und 60 Objekte im Portfolio gehabt hätten, grenze es heute an "ein Wunder, wenn sie zwischen vier und acht Immobilien anbieten können", so Artieda. Dazu komme, dass viele dieser wenigen Objekte wegen überhöhter Preise wie Blei im Schaufenster hingen.

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Um Schließungen zu vermeiden, würden sich immer mehr Makler zusammenschließen, um Kosten zu sparen, so Artieda. Die ohnehin angespannte Situation werde durch unlauteren Wettbewerb zudem noch verschärft. "Einzelpersonen ohne jegliche Ausbildung, darunter sogar Influencer, die nicht einmal Spanisch sprechen, verkaufen Immobilien", beklagt der API-Vorsitzende. Er fordert daher eine stärkere Regulierung des Berufsstands zum Schutz von Verbrauchern und Fachleuten.

Ganz anders sieht es hingegen im Luxussegment auf Mallorca aus. Dort, so Artieda, würden immer mehr Makler um kaufkräftiges Klientel buhlen, zuletzt sogar Unternehmen aus den USA und Dubai. Der Grund: "Ein Großteil der Neubauten auf den Inseln sind Luxushäuser." Diese an den Kunden zu bringen sei deutlich rentabler als Durchschnittswohnungen, räumt der Präsident des Bauträgerverbands Proinba, Óscar Carrera, gegenüber der Zeitung ein. "Diese Käufer haben keine Finanzierungsprobleme und zahlen oft 25 Prozent des Preises bei Vertragsunterzeichnung, noch bevor überhaupt mit dem Bau begonnen wurde."

Angesichts der um sich greifenden Wohnungskrise blicken die Branchenverbände inzwischen erwartungsvoll nach Madrid. Die Zentralregierung möge doch bitteschön korrigierend eingreifen und beispielsweise die Mehrwertsteuer für Sozialwohnungen senken und mehr Zuschüsse für den Kauf von Wohneigentum gewähren. Zumindest aber die "umständlichen bürokratischen Verfahren" im Wohnungsbau vereinfachen.