Zwischen geschlossenen Geschäften und verwitterten Holzständen halten die Brüder Umbert als letzte Souvenirverkäufer unterhalb der Plaça Major in Palma de Mallorca die Stellung. Seit 45 Jahren betreiben sie ihr kleines Geschäft an den Aufstiegstreppen zur Plaça, der sogenannten Costa del Teatre – ungewiss, wie lange noch. Mit Blick auf die für 2026 angekündigte Umgestaltung der Plaça Major und der benachbarten Plaça del Mercat steht das traditionsreiche Familienunternehmen vor einer ungewissen Zukunft.
Laden mit Geschichte und Gegenwind
Die Läden an den Treppenaufstiegen gehören seit ihrer Enteignung 2006 der Stadt Palma. Damals wurden sämtliche Verkaufsstände unterhalb der Plaza dichtgemacht – mit einer Ausnahme: Der Stand der Brüder Umbert blieb bestehen. Doch seit der Schließung des unterirdischen Einkaufszentrums an der Plaça Major im Jahr 2019 sei der Publikumsverkehr drastisch zurückgegangen, berichtet Tolo Umbert. Zwar kämen noch vereinzelt Kreuzfahrt-Touristen auf dem Weg zur Kathedrale vorbei, doch der Umsatz liege weit unter früheren Jahren.
„Seit COVID kauft kaum noch jemand direkt im Laden – alles läuft online“, sagt Umbert. Dennoch wollen die Geschwister bleiben: „Wir machen weiter, bis sie uns rauswerfen.“ Die Familie steht kurz vor dem Ruhestand, doch an Aufgeben denkt sie nicht. In den Regalen finden sich noch immer mallorquinische Schürzen, Magnete, Sandalen und Ledermokassins aus Lloseta – Produkte, die es zunehmend seltener auf der Insel gibt.
Umgestaltung bringt Unsicherheit
Der Bau der ursprünglichen Marktstände unterhalb der Plaça Major geht auf das Jahr 1876 zurück. Die heute noch bestehende Holzkonstruktion ruht über alten Zisternen des benachbarten Teatre Principal. Wie es mit der historischen Struktur weitergeht, ist unklar. Im Rahmen der anstehenden Umgestaltung soll auch das Umfeld der Costa del Teatre neu entwickelt werden – doch konkrete Pläne für den Verbleib der Verkaufsstände fehlen bislang.
Die Umberts haben sich in fast einem halben Jahrhundert durch viele Veränderungen gearbeitet – von der Enteignung bis zur Digitalisierung. Die drohende Baustelle und die sinkenden Kundenzahlen treffen sie jedoch härter als je zuvor. Ob sie auch im Sommer 2026 noch die metallene Barriere ihres Ladens hochziehen werden, bleibt offen. Bis dahin hoffen sie auf Planungssicherheit – und vielleicht noch auf ein paar treue Kundinnen, die nach bestickten Hemden fragen.
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