AIRBNB UND CO.

Spanien macht ernst: Justiz und Zentralregierung springen Mallorca im Kampf gegen illegale Ferienvermietung bei

Mit dem Rückenwind aus der Hauptstadt zeigt sich Mallorcas Inselrat optimistisch, den Onlineplattformen ein Abkommen zur stärkeren Selbstregulierung abringen zu können.

Aus dem Stadtbild in Palma nicht mehr wegzudenken: Mit Rollkoffern bewaffnete Touristen | Foto: UH

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Für Vermietungsplattformen im Internet wie Airbnb und Booking wird die Luft auf Mallorca allmählich dünn. Wie am Montag bekannt wurde, erhalten die Behörden auf Mallorca tatkräftige Unterstützung von der spanischen Justiz. Und auch der Inselrat, dem der Bärenanteil im Kampf gegen die illegalen Vermieter zukommt, rückt den einschlägigen Onlinediensten immer dichter auf den Leib.

Nach Informationen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" steht das Tourismusdezernat der Inselverwaltung "kurz vor einem Abkommen mit Airbnb". Dessen Inhalt sehe vor, dass diese illegale Ferienunterkünfte konsequent von der Plattform entfernen. Die derzeit noch laufenden Verhandlungen fokussieren sich demnach auf "offensichtlich irreguläre" Angebote wie Zelte, Wohnmobile, Boote und provisorische Unterkünfte. Mit einem baldigen Festzurren des Abkommens sei zu rechnen, zitierte die Zeitung am Montagabend nicht näher genannte Quellen aus dem Inselrat.

Nur wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass sich das spanische Ministerium für Verbraucherschutz in den seit Langem schwelenden Streit mit Airbnb eingeschaltet hatte. Wie aus übereinstimmenden Medienberichten hervorgeht, forderte Madrid die Plattform auf, spanienweit fast 66.000 Airbnb-Anzeigen zu blockieren. Davon betroffen wären auch zahlreiche Vermieter auf Mallorca und den Nachbarinseln. Bei dieser Zahl soll es sich mehrheitlich um Angebot ohne Genehmigungsnummer handeln.

Im Inselrat auf Mallorca war man über den Beistand aus der Hauptstadt erwartungsgemäß hoch erfreut. "Im Kampf gegen illegale Angebote ist jede Hilfe willkommen, ganz gleich, woher sie kommt", war aus der Inselregierung zu vernehmen. Auch das balearische Tourismusministerium, das der Landesregierung angegliedert ist, äußert sich zustimmend: "Wir begrüßen alle Maßnahmen verschiedener Verwaltungen im Kampf gegen illegale Angebote."

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Der Aufforderung zum Abschalten der Anzeigen ging eine Verfügung des Obersten Gerichtshof in Madrid voraus. Die Richter bestätigten darin Anweisungen des spanischen Verbraucherministeriums, wonach Airbnb insgesamt 5.800 irreguläre Anzeigen aus dem Netz entfernen sollte. Das US-Unternehmen legte Einspruch ein, dieser wurde nun abgewiesen.

Damit könnte nun der Weg für das Abschalten von letztlich mehr als 65.000 unrechtmäßigen Angeboten frei sein. Denn noch ehe Madrid gegenüber Airbnb das Aus jener 5.800 Angebote einforderte, war man dort auf eine deutlich höhere Zahl von nicht genehmigten Vermietungsanzeigen gestoßen. Ermuntert durch den Rückenwind des Obersten Gerichts geht das Verbraucherministeriums nun aufs Ganze.

Eine Reaktion des US-Giganten ließ nicht lange auf sich warten. Der Zeitung zufolge wirft Airbnb den Behörden eine "nicht nachvollziehbare Methodik" bei der Identifizierung illegaler Angebote vor. Ein Unternehmenssprecher kündigte am Montag weitere rechtliche Schritte an und betonte, die Entscheidungen stünden "im Widerspruch zu spanischen und europäischen Vorschriften".

Alfonso Rodríguez Sánchez, Präsident der Verbraucherschutzorganisation Consubal, begrüßte am Montag das Vorgehen des Ministeriums: "Madrid nimmt sich der Sache an, damit erhalten Nutzer der Plattform die Garantie, in legalen Unterkünften unterzukommen."

Zur Erinnerung: Bei einem Besuch auf Ibiza im Februar hatte der verantwortliche Minister Pablo Bustinduy (Sozialdemokraten, PSOE) der konservativ regierten Inselregierung digitale Datensätze zu über 7.000 Unterkünften ohne vorgeschriebene Lizenznummer übergeben. Das entspricht etwa einem Drittel des Gesamtangebots von schätzungsweise 22.000 Ferienunterkünften auf den Balearen.