Hunderte Tiere, 40 Kolonien! So geht die Mallorca-Gemeinde Sóller mit den vielen herrenlosen Katzen um

Im Orangental will man die Lage mit effizientem Handeln in den Griff bekommen

Streunende Katzen in Sóller auf Mallorca | Foto: R. S. S.

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Während die Urlaubssaison langsam Fahrt aufnimmt und sich Touristen an den Stränden in der Sonne bräunen, geschieht im Hintergrund etwas tierisch Bemerkenswertes: Die Gemeinde hat begonnen, Verantwortung für ihre Straßenkatzen zu übernehmen – und das mit einem durchdachten Plan.

Rund 40 Kolonien zählt man derzeit in der Umgebung, die dauerhaft betreut, regelmäßig versorgt und medizinisch behandelt werden. So wurden zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 über 300 Tiere im Rahmen der sogenannten CER-Methode eingefangen, kastriert oder sterilisiert und anschließend wieder freigelassen – ein Verfahren, das europaweit als der nachhaltigste und verantwortungsvollste Umgang mit verwilderten Hauskatzen git.

Was dieses Projekt besonders macht, ist weniger die bloße Zahl an Eingriffen als vielmehr die stille, aber effiziente Zusammenarbeit: Ehrenamtliche, Tierärzte, das Rathaus von Sóller, der Tierschutzverein Baldea und sogar der Inselrat von Mallorca ziehen an einem Strang. Letzterer steuerte sogar 6800 Euro bei – offiziell im Rahmen des Tierschutzgesetzes, inoffiziell wohl auch als symbolisches Signal: Auch Tiere ohne Besitzer gehören zur Gemeinschaft im nordwestlichen Tramuntana-Gebirge.

Freiwillige kümmern sich täglich um Futterstellen, dokumentieren Gesundheitszustände, beobachten Verhaltensänderungen und nehmen regelmäßig an Schulungen teil, um die Katzen möglichst stressfrei und fachgerecht einfangen zu können. Viele der Tiere erhalten trotz ihrer Freiheit Namen – denn wer regelmäßig füttert, kennt die Samtpfoten, ihre Eigenheiten, ihre Reviere, und manchmal sogar ihre kleinen Geschichten.

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Die Beziehung zwischen Mensch und Tier entwickelt sich in diesen Fällen zu einer besonderen Form des gegenseitigen Respekts – ganz ohne Leine oder Besitzanspruch.

"Manchmal hört man die Katzen nachts kämpfen"

Auch wenn sich einige Nachbarn mitunter über nächtliche Eskapaden, Revierkämpfe oder zerkratzte Autos beklagen, wird das Projekt im Großen und Ganzen positiv aufgenommen. „Manchmal hört man die Katzen nachts kämpfen, aber es gibt schlimmere Geräusche. Da nerven die knatternden Motos mehr“, sagt ein Anwohner schulterzuckend. Für viele ist das Schnurren der Tiere im Orangental inzwischen ein liebgewonnener Teil des urbanen Klangbildes geworden.

Sóller zeigt, dass kommunaler Tierschutz funktionieren kann – vorausgesetzt, er wird mit Weitsicht und Respekt umgesetzt. Es geht nicht nur um Kontrolle und Ordnung, sondern um ein Zusammenleben, das auch jenen Lebewesen Raum gibt, die keine Stimme haben. Kein Wunder also, dass sich auch die vierbeinigen Schmusetiger im Tal der Orangen sichtlich wohlfühlen.

Und vielleicht wird Sóller damit nicht nur zu einem touristischen Anziehungspunkt, sondern auch zu einem Vorbild für andere Gemeinden, in denen sich Mensch und Tier den öffentlichen Raum teilen – leise, respektvoll und organisiert.

Die Autorin ist 
seit 2017 Residentin 
in Sóller und arbeitet 
als Yoga-Lehrerin