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Der Stadtrat von Palma de Mallorca hat wahrgemacht, was im katholischen, royalen Spanien noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: Am vergangenen Mittwoch ließ das Regierungsbündnis das Jesuskreuz vom Kopfende des Plenarsaals im Rathaus entfernen. Das Kreuz hatte seit 1938 unter einem Samtbaldachin über dem Saal gethront ? das Konstrukt wurde ebenfalls abgenommen. Und auch König Felipe musste weichen ? seine jüngst angeschaffte Büste wurde an einem weniger prominenten Platz an der Seite aufgestellt, schließlich ist ein Bildnis des Staatschefs in spanischen Räumen, in denen öffentliche Entscheidungen getroffen werden, dem Gesetz nach Pflicht.

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Wie der Stadtrat informiert, sind an die Stelle von Felipe und Jesus nun Porträts bedeutender Persönlichkeiten der Stadt getreten, die große Teile der Wände im Saal einnehmen. Dazu gehört der Dichter und Politiker Gabriel Alomar, der Arzt und Ex-Bürgermeister Emili Darder, der Schriftsteller Miquel dels Sants Oliver, die Poetin Manuela de los Herreros, der Sprachwissenschaftler Francesc de Borja Moll, die Schreiberin Maria Antònia Salvá, der Architekt Guillem Forteza und der Ingenieur Eusebi Estada.

Sie alle seien wegen ihrer Ideen und ihres Antriebs zeitgenössische Persönlichkeiten, so Kultur- und Geschichtsdezernent Miquel Perelló. Mit der Neugestaltung passe man sich der Zeit an, sie entspreche dem Gedankengut des Stadtrats. Auch Palmas Bürgermeister José Hila steht voll hinter der Umgestaltung. "Das ist Eintritt in die Normalität, etwas Logisches", erklärte er. (somo)