Deutsche Konjunktur schwächelt – Mallorca betroffen
Luis García Langa, Marktanalyst bei SDC Analistas, betont die enge wirtschaftliche Verflechtung zwischen Deutschland und Mallorca: „Die deutsche Wirtschaft beeinflusst Mallorca erheblich, denn wir “exportieren” quasi Dienstleistungen “nach” Deutschland – vor allem durch den Tourismus.“ Doch Deutschland stecke in einer „heiklen“ wirtschaftlichen Phase. „Technisch gesehen befinden wir uns bereits in einer Rezession, ausgelöst durch hohe Energiepreise und Absatzprobleme in der Automobilbranche“, so Langa. Besonders der Automobilsektor sei mit einem Anteil von 5 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein entscheidender Faktor.
Mit Blick auf die Regierungsbildung zeigt sich der Analyst skeptisch: „Deutschland stagniert wirtschaftlich, bedingt durch hohe Bürokratie, eine wachsende Zahl von Beamten und sinkende unternehmerische Aktivität. Die neue Koalition könnte gezwungen sein, die Staatsausgaben auszuweiten, um kurzfristig Stabilität zu schaffen.“ Investitionen in erneuerbare Energien, Rüstung und Automobiltechnologie könnten für wirtschaftliche Impulse sorgen.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert, dass allein durch erhöhte Verteidigungsausgaben bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Langa warnt jedoch: „Eine kurzfristige Stabilisierung durch staatliche Investitionen ist möglich, aber langfristig ist dies keine nachhaltige Lösung.“
Kommen mehr deutsche Touristen?
Eine Schüsselfrage für Mallorca ist, ob sich das Tourismusaufkommen verändern wird. Langa sieht hier weniger eine quantitative, sondern eher eine qualitative Herausforderung: „Mallorca sollte nicht nur darauf hoffen, mehr Touristen zu gewinnen, sondern sich darauf konzentrieren, wohlhabendere Besucher anzuziehen, die mehr Geld auf der Insel lassen.“ Falls die neue Regierung unter Friedrich Merz wirtschaftliche Reformen umsetzt, könnten mehr deutsche Touristen mit höherer Kaufkraft kommen. Bleiben diese Reformen jedoch aus, sei zu befürchten, dass einkommensschwächere Deutsche verstärkt günstigere Reiseziele bevorzugen.
Immobilienmarkt: Bleiben Deutsche starke Käufer?
Ein weiteres zentrales Thema ist der Immobilienmarkt. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen verdienen deutsche Haushalte im Durchschnitt weiterhin mehr als mallorquinische. „Es ist daher wahrscheinlich, dass deutsche Käufer weiterhin Immobilien auf Mallorca erwerben werden“, sagt Langa.
Er sieht jedoch die künftige Wohnraumpolitik als entscheidenden Faktor. Eine Lockerung der Immobilienregulierung könnte die Investitionstätigkeit in Deutschland steigern – mit positiven Folgen für den Immobilienmarkt. Tatsächlich reagierten die Börsen bereits auf das Wahlergebnis: Der Aktienkurs des deutschen Wohnungsunternehmens Vonovia stieg am Montag um mehr als 3 Prozent.
Pep Ignasi Aguiló, Professor an der Universität der Balearen (UIB), sieht jedoch keine gravierenden Veränderungen im Kaufverhalten: „Ob und in welchem Umfang Deutsche Immobilien auf Mallorca erwerben, hängt stärker von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und den spanischen Immobiliengesetzen ab als von der neuen Bundesregierung.“
Fazit
Aguiló kommt zu dem Schluss, dass die Bundestagswahl keine grundlegenden wirtschaftlichen Veränderungen mit sich bringen wird. „Die politischen Mehrheitsverhältnisse und blockierenden Minderheiten erschweren grundlegende Reformen. Das bedeutet weitgehende Kontinuität – es sei denn, wirtschaftliche Krisen zwingen die Regierung zu Kurswechseln.“
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