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Més que un club - mehr als ein Klub. Das Zitat des damaligen Klubpräsidenten Narcís de Carreras stammt aus dem Jahr 1968, ist aber seit einigen Jahren der Slogan des FC Barcelona, sei es auf seiner Internetseite oder einem Mosaik aus Stadionsitzen.

Der vom Schweizer Hans Gamper gegründete Klub ist nicht nur sportliches Aushängeschild der autonomen Region Katalonien, sondern auch deren politischer Botschafter. Gerade in der Franco-Zeit war der FC Barcelona Vertreter der katalanischen Kultur im Ausland, wie auf einer Amerikareise in den 50er Jahren. Laut Vereinsstatuten werden 0,7 Prozent der Einnahmen der Stiftung zugeführt, die sich wiederum humanitär engagiert.

Bis 2006 trug die erste Mannschaft als einige der wenigen in Europa keine Brustwerbung auf dem Trikot. Für die "Unicef"-Werbung bekam der Club kein Geld, sondern spendete jährlich 1,5 Millionen Euro an Projekte des Kinderhilfswerks der Uno. Seit 2011 hat der Club aber endgültig dem Kommerz Vorrang gegeben.

Für 160 Millionen Euro wirbt die Mannschaft neben dem Unicef-Logo bis 2016 für die Qatar Foundation, Ausrichter der Weltmeisterschaft 2018. Mit diesem Vertrag ist Barcelona die bestbezahlte Mannschaft der Welt. Was die Zahl der Mitglieder betrifft, ist Barcelona mit 180.000 Mitgliedern der größte Fußballverein der Welt.

"Die Liebe der Mitglieder zu ihrem Klub ist einmalig. Und nach einer Zeit des Wollens und nicht Könnens ist in den vergangenen Jahren auch der sportliche Erfolg gekommen", sagt Miguel Ángel Nadal. Acht Jahre, von 1991 bis 1999, hat der Mallorquiner beim FC Barcelona gespielt.

Unter Trainer Johan Cruyff gewann die Mannschaft 1992 zum ersten Mal den wichtigsten europäischen Titel, den Pokal der Landesmeister, Vorgänger der heutigen Champions League. Die damalige Mannschaft um Romario, Guardiola, Stoitchkov, Laudrup und Salinas galt bis dahin als der beste FC Barcelona aller Zeiten.

Das wird vom FC Barcelona 2012 ebenfalls gesagt. Der Fußball-Weltverband FIFA hat im vergangenen Jahr in seiner jährlichen Weltelf mit den besten Fußballern des Jahres fünf von elf Positionen mit Spielern des FC Barcelona besetzt. Gerard Piqué, Dani Alves, Andrés Iniesta, Xavi Hernández, Lionel Messi.

Drei von ihnen stammen aus der eigenen Jugend. Zählt man Messi mit, der dem Klub seit seinem 13. Lebensjahr angehört, stammt auch der dreimal in Folge zum Weltfußballer des Jahres gewählte Spieler aus der Jugendabteilung des Klubs, der sogenannten La Masía.

Sie ist nach einem Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert benannt, der zum Grundstück gehörte, auf dem 1957 das Stadion Camp Nou gebaut wurde und ursprünglich als Werkstatt fungierte. Später diente er als Internat und Talentschmiede. Das Camp Nou bot nach einem Ausbau für die WM 1982 Platz für 120.000 Zuschauer. Nach diversen Umbauten ist es bis heute mit 99.354 Plätzen Europas größtes Fußballstadion.

In den vergangenen sechs Jahren hat Barcelona fünfmal die spanische Liga gewonnen, dreimal seit 2006 die Champions League, den wichtigsten Titel für europäische Vereinsmannschaften.

Zwischen diesen beiden "besten Mannschaften aller Zeiten" hat der FC Barcelona viele Demütigungen erlebt. Dem Zweitrunden-Aus im Landesmeister-Cup 1992/93 folgte die 0:4-Demütigung im Finale gegen Inter Mailand, 1995 und 1996 verpasste Barcelona die Qualifikation, bis 2005 scheiterten sie stets spätestens im Halbfinale.

In der Saison 2005/06 gelang unter dem holländischen Trainer Frank Rijkaard der zweite Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte im Finale gegen den FC Arsenal. Rijkaards Erfolg war jedoch eng geknüpft an die Genialität eines Ronaldinho, Deco oder Samuel Eto'o. Nur ein Jahr später schied die Mannschaft im Achtelfinale gegen Liverpool aus.

Erst mit dem Amtsantritt von Josep Guardiola am 5. Juni 2008 wandelte der FC Barcelona nachhaltig sein Gesicht. "Er hat die Vereinspolitik verändert", sagt sein ehemaliger Weggefährte Nadal. Guardiola baute um die Eigengewächse Xavi, Iniesta und Pujol ein Spielsystem auf, das bis in die Jugendmannschaften übernommen wurde.

Unter ihm wurden Nachwuchsspieler wie Piqué, Busquets und Pedro zu Stars, er holte den ehemaligen Jugendspieler Cesc Fabregas aus England zurück. Und er traf mit Ausnahmefußballer Lionel Messi zusammen. "Er hatte diesen Drang, diese Denkweise eines Trainers schon immer in sich. Ein großer Teil seiner Arbeit auf dem Platz bestand darin, die Bälle zu verteilen, und jetzt macht er das von der Bank aus", sagt Nadal.

Die Früchte der Arbeit schlagen sich nicht nur im Erfolg der ersten Mannschaft nieder. Spieler der Jugendabteilung La Masía haben jüngst einen Rekord aufgestellt: Sie erzielten in allen Mannschaften zusammengenommen in der laufenden Saison insgesamt 111 von 145 Toren.

Die Zukunft der Nach-Guardiola-Ära scheint gesichert. Der Nachfolger wird wahrscheinlich aus den eigenen Reihen kommen. Als heißer Kandidat gilt Xavi. Der Mittelfeldspieler weiß um das "Mehr" dieses Klubs. Er spielt für Barcelona, seit er elf Jahre alt ist.

REAL MALLORCA - BARÇA: TICKETS UND PREISE:
Die billigsten Eintrittskarten für 60 Euro sind bereits ausverkauft.
Bei Redaktionsschluss am Mittwochabend waren noch zu haben:
Gegentribüne oben für 80 Euro (25 Euro für Kinder bis 14),
Gegengerade unten für 90 Euro (30),
Haupttribüne 110 (35) bis 130 Euro (40 Euro)