Auftakt zum Nachtmarsch in Palma 2012. | Foto: Miquel Àngel Cañellas

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Gefühlt ist es für Tolo Güell - eigentlich Bartomeu Barceló Quetglas - "ein halbes Leben" her, seit er 1974 die "Marxa des Güell a Lluc a peu" ins Leben gerufen hat. Der frühere Besitzer der Bar Güell ist ein sentimentaler Mann. Und so begann vor fast 40 Jahren auch seine erste Wallfahrt:

Ein Unfall in der Bar, bei dem seine damals kleine Tochter in Lebensgefahr geriet, jedoch unversehrt blieb, veranlasste ihn, mit einigen Freunden eine Wallfahrt zur Madonna von Lluc zu unternehmen. Als Dank sozusagen. Nur sechs von den neun kamen oben an. Für den 48-Kilometer-Fußmarsch von Palma zum Kloster Lluc brauchen die Teilnehmer auch heute - je nach Alter und Kondition - acht bis 13 Stunden.

Mit der Kondition hat Personal Trainerin Ulrike Stümke kein Problem - seit zwölf Jahren nimmt die durchtrainierte Deutsche, oft mit einigen ihrer Kursteilnehmer, die sie zuvor fit gemacht hat, am traditionellen Lluc-Aufstieg teil. Ein toller Event, sagt die Mittvierzigerin, "wenn man die sportliche Herausforderung mag und Trubel fast die ganze Nacht hindurch".

Die Teilnehmer, so Ulrike Stümke, seien zu rund 90 Prozent Mallorquiner: "Und wenn man einer sein will, muss man die Nachtwanderung auch einmal gemacht haben, heißt es." Unterstreicht auch Tolo Güell. "La Marxa" sei inzwischen zum Politikum für kulturelle Eigenständigkeit und mallorquinische Identität geworden: "Jeder richtige Mallorquiner muss ein Mal im Jahr nach Lluc marschieren."

Heute hat sich die Teilnehmerzahl bei rund 15.000 eingependelt - und immer noch überwacht Tolo Jahr für Jahr die Organisation, inspiziert Rast- und Hilfsstationen, dirigiert die Wasserwagen, Obst- und Getränketransporter, kooperiert mit Polizei und Guardia Civil, leitet den Einsatz von vielen Hundert freiwilligen Helfern.

Auch für Ulrike Stümke ist "Lluc a Peu" vor allem ein sportlich herausfordernder GruppenEvent: "Gute Vorbereitung ist wichtig, da sonst eine Überlastung der Gelenke und Muskeln droht." Die Uhrzeit erhöhe noch den Anspruch, "da dem Körper irgendwann zudem seine gewohnte Nachtruhe fehlt".

Auch für den Pilgerweg nach Santiago de Compostella müsse man natürlich gut vorbereitet sein - ansonsten sei er eine "komplett andere Erfahrung" für sie gewesen, erzählt die Deutsche. Im vergangenen Herbst hat sie sich zum ersten Mal auf den Pilgerpfad gemacht: "Wenn man möchte, ist man nur mit sich allein und wandert auch allein."

Ganz anders "Lluc a Peu": viel Trubel, viele Menschen - und nach einer Nacht ist alles vorbei. Alles in allem aber "eine wunderbare Erfahrung", sagt Ulrike Stümke, die keiner missen möchte, der oben ankommt. Hat sie auch von ihren Kursteilnehmern erfahren: "Jeder, der das Kloster erreicht, ist in gewisser Weise stolz auf die erbrachte Leistung." (G.K./spe)

INFO

Um 22 Uhr am Samstagabend, 3. August, geht’s los: Von der Plaça Güell führt „La Marxa“ über die Landstraße Pont d’Inca, Santa Maria, Selva nach Caimari, bergauf bis zur Passhöhe. Hier kommt das letzte, schwerste Stück: die knapp zwei Kilometer lange abschüssige Straße zum Kloster hinab.

Anmeldung: Bar Güell, Palma, Plaça Güell täglich von 10 bis 14 und 16 bis 20 Uhr.
Oder: www.desguellallucapeu.es.

Teilnahmegebühr: 2 Euro.