Fünf Männer, ein Wagnis: Zum internationalen Quintett gehört neben dem Mallorquiner Jaume Vallori (r.) und Skipper Roy Finlay (l.) auch der Deutsche Mario Ludwig aus Hamburg (2.v.l.) sowie Mike Palmer (2.v.r.) und Ernst Fiby (3.v.l.). Foto: M. Azagra

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Fünf Männer, ein Abenteuer: Gemeinsam mit dem Mallorquiner Jaume Vallori, dem Skipper Roy Finlay, Ernst Fiby und Mike Palmer verfolgt der Deutsche Mario Ludwig einen ehrgeizigen Plan, der gleichzeitig einen neuen Rekord bedeutet: eine 3000-Kilometer-Atlantik-Überquerung in 31 Tagen und elf Stunden (15 Stunden sind der bisherige Rekord). Im November nehmen die Männer an Bord der ultraleichten "Barracuda" von Gran Canaria aus Kurs auf Barbados. Dabei handelt es sich um ein speziell gefertigtes Mehrrumpfboot, eine Art Ruder-Trimaran. Geschätzte Kosten des Gesamtprojekts: 150.000 Euro.

Die rasante Atlantik-Überquerung fordert dem Quintett einiges ab - auch wenn alle in Topform sind. Während zwei der Männer jeweils anderthalb Stunden gleichzeitig rudern, ruhen sich die anderen drei aus. Einmal am Tag muss einer allein 90 Minuten lang das Steuer übernehmen - damit der Rest der Mannschaft wenigstens etwas (4,5 Stunden!) Schlaf "am Stück" bekommt. Die Pulver-Nahrung für Elite-Sportler sorgt für die notwendige Instant-Energie, eine Filterungsanlage an Bord macht das salzige Meerwasser schnell trinkbar. Viel mehr passt auch kaum an Bord: ein GPS, Kameras, ein Radio, Batterien, ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln, ein Schlafsack für jeden, das war's auch schon fast.

Jeden Tag sollen 100 Meilen bewältigt werden, so lautet der Plan. Enges Zusammenleben auf kleinstem Raum erfordert mentale Stärke, auch körperlich muss die Crew topfit sein. Dafür stehen zurzeit täglich mehrere Stunden im Fitness-Studio auf dem Programm, vor allem in den Ausdauer-Sportarten: Laufen, Fahrrad, Rudern.

Wegen der zu erwartenden stabilen Wetterlage, so die Abenteurer, seien lebensbedrohliche Risiken wohl nicht zu befürchten: "Das Schlimmste, was passieren kann, ist der Zusammenstoß mit einem Wal - oder dass uns ein Frachter übersieht", frotzelt Jaume Vallori. Selbst ein Leck wäre kein Grund zur Panik: Das Boot ist unsinkbar.

Trotzdem: Muss man ein bisschen verrückt sein für so eine To(rt)ur? Fragt MM schon im Spätsommer 2012 "Chef" Roy Finlay, Ex-Taucher der Royal Navy, als er gerade dabei ist, das Mehrrumpfboot im Garten seiner Finca in Llucmajor zu bauen. Der Skipper lächelt: "Du folgst einer Idee." Die Maße des imposanten Baustücks in seinem Garten: in der Länge etwa zwölf Meter, an der breitesten Stelle gerade Mal einen Meter - und an Backbord und Steuerbord jeweils zwei Schwimmer.

Mario Ludwig (45), Gastronom aus Hamburg, der per Zeitungsannonce zum Team gekommen ist, sieht es als "Abenteuer für Erwachsene." 50 Prozent mache der Kopf aus, davon ist er überzeugt - am Body hat er so regelmäßig wie diszipliniert im Fitness-Studio gearbeitet. Zudem erfordere der Schlaf-Wach-Rhythmus auf See ein spezielles Schlaftraining.

Warum er sich das alles antut? Das hat sich Ludwig schon vor einem Jahr gut überlegt: "Ich habe viel im Leben gearbeitet, jetzt will ich etwas für mich tun." In einem klassischen Ruderboot hat er zuvor nicht gesessen - brauche man auch nicht. "Rudern und Ozeanrudern, das ist wie Golf und Hockey. Für beides braucht man Ruder beziehungsweise Schläger, das war's", sagt er, und Roy Finlay pflichtet ihm bei.

Entscheidend sei die mentale Stärke - bei der ganzen Anstrengung, die im scheinbar unendlichen Meer keinen unmittelbaren Fortschritt erkennen lässt. Klima, Wellen, die Enge, der Schlaf-Wach-Rhythmus: All das sorge für eine extreme psychologische Belastung. Roy Finlay: "Du fährst als eine Gruppe von Freunden los, weißt aber nicht, wie du ankommst." Die Kunst bestehe in der richtigen Mischung aus Boot und Gewicht, Psyche und Physis. Der Countdown läuft. (zap/spe)