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Vor Mallorcas Küste entdeckt man immer wieder erstaunliche Dinge, mit denen Menschen sich in oder auf das Wasser begeben. So fiel kürzlich in Palmas Cala Gamba ein Wasserski- oder besser Wakeboard-Fahrer auf, der ohne Boot und Zugseil ziemlich flott über das Wasser sauste. Der knatternde Sound verriet dem Betrachter: Das "Ding" hat einen Verbrennungsmotor im Inneren. Das Board ist ein relativ neuer Wassersport-Fun und nennt sich in der Original-Fassung Jetsurf.

"Das sind die besten", glaubt Miro Vallo, der in diesem Sommer erstmals auf Mallorca die Geräte zum Verleih anbietet. Zum Schnupperpreis von 145 Euro können sich Mutige zwei Stunden lang mit ihm als Trainer auf dem Standardbrett GP100 an dem neuen Funsport versuchen. Rund 180 Zentimeter misst ein Jetsurf-Brett und wiegt ohne Tankfüllung 15 Kilogramm. Der Antrieb liegt im Inneren und bringt es auf etwas mehr als elf PS in der Standardversion. Damit kann das Jetsurf-Brett auch ohne Führerschein gefahren werden.

Wer sich ein neues Bord zulegen möchte, muss mindestens 10.000 Euro auf den Tisch legen, Kosten bis zu 15.000 Euro sind möglich. Ähnlich in der Preisgestaltung, aber deutlich größer sind etwa die "Lampugas", die allerdings mit einer Elektrobatterie betrieben werden. Für die Geräte scheint der Erfolg allerdings schon wieder abzuklingen, das Hamburger Start-Up musste laut Pressemeldungen Insolvenz anmelden.

Anton Orlov traute sich auf den Jetsurf-Ski. Er hat Erfahrung als Windsurfer sowie Snowboardfahrer und ist somit zumindest mit den Abmessungen einigermaßen vertraut. Das zentrale Steuerelement beim Jetsurf-Brett ist ein Gashebel, der über einen flexiblen Gummischlauch mit dem Board verbunden ist und auch der Balance dient.

Doch das ist erst der dritte Schritt. Anfänger beginnen selbstverständlich liegend. Aber: Der Jetsurf ist kein Surfbrett zum entspannten Paddeln ohne Motor. "Er ist zum Fahren gedacht. Wenn man auf dem Brett liegt und der Motor aus ist, läuft er nach und nach mit Wasser voll", sagt Vallo. Vor allem bei Personen ab 100 Kilogramm wird das Brett schnell unter Wasser gedrückt und füllt sich. Das passiert zum Teil zwar auch beim Fahren, dann sorgt aber die motorbetriebene Pumpe dafür, dass das Meerwasser auch wieder das Innere des Boards verlässt.

Ein direktes Lenkelement gibt es nicht, Richtungswechsel werden allein durch Verlagerung des Körpergewichts erzielt. "Ganz wichtig ist das Gefühl im Zeigefinger", sagt Vallo. Warum, das erfährt Anton - mit 65 Kilogramm Körpergewicht ein idealer Jetsurfer - gleich beim ersten Liegendtest. "Das Ding hat eine unheimliche Power", stellt er nachher fest. Die sorgte dann auch für einigen Respekt beim Tester.

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Befragt nach seinen ersten Eindrücken: "Anfangs hatte ich erstmal Angst", sagt er lachend. Denn mit bis zu 55 Kilometern pro Stunde auf relativ wenig Liegefläche muss man erst einmal zurechtkommen - umso mehr bei Wellengang. Miro Vallo schätzt daher die geschützte und daher ruhige Cala Gamba, zumal sie selten stark frequentiert wird.

Platz ist gerade für Anfänger wichtig beim Jetsurf. So dreht Anton Orlov auch gleich eine beachtliche Runde im Liegen, würgt den Motor dabei aber immer wieder ab. Zum Starten muss er einen Kontaktstift am Griff einführen, ein nicht ganz einfaches Unterfangen, wenn man im Wasser schwimmt. Wie gesagt: Auf dem Brett liegen ist verboten. "Das Problem ist, gleichmäßig Gas zu geben, vor allem wenn man das Gleichgewicht halten muss", sagt Orlov. Die Fortschritte des 35-Jährigen sind dafür beeindruckend.

Schon in der zweiten Runde durch die Cala hockt er sich auf das Brett. Danach gibt es noch einmal eine Lagebespechung mit Trainer Miro, wie man in die Senkrechte kommt. Gebeugt geht es hockend auf die Füße, welche man dabei in Gummilaschen schiebt - bei voller Fahrt versteht sich. "Optimalerweise steht bei Rechtshändern das rechte Bein vorne und Linkshändern das linke", erkärt Vallo. Dadurch habe man einen besseren Drehwinkel wenn man den Gashebel in der Hand halte.

Tatsächlich kommt Anton Orlov in der dritten Runde durch die Bucht auf die Beine. Die Freude steht ihm auch aus der Ferne sichtbar ins Gesicht geschrieben. "Es ist unheimlich schnell, macht aber unheimlich viel Spaß", lautet sein Fazit. Und klar: Sobald der Zeigefinger unruhig wird, kommt das Brett ins stocken und der Jetsurfer landet im Wasser. Der Balanceakt ist anstrengend: "Mir tut alles weh", sagt der mutige Tester, ist aber glücklich. "Wenn Du die erste Angst überwunden hast, macht es definitiv Lust auf mehr!"

Wer zwei Stunden bei Miro Vallo auf dem Jetsurf buchen möchte, kann das unter www.jetsurfexperience-mallorca.com tun. Der Verleih hat das ganze Jahr über geöffnet.

(aus MM 37/2017)