Wie hier in Marbella soll künftig auch der Nikki Beach-Club in Magaluf aussehen. | Foto: Nikki Beach

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Magaluf, Gemeinde Calvià, im Südwesten von Mallorca: Wer in diesen Tagen in die britische Urlauberhochburg kommt, sieht vor allem Menschen mit Helmen auf dem Kopf und gelben Warnwesten am Körper. Bauarbeiter beherrschen die Szenerie, und das liegt hauptsächlich an zwei Großbaustellen. Die Hotelkette Sol Meliá setzt im Ort gerade ein Megaprojekt um. Das von der Hotelgruppe HM erworbenen Royal Beach und das ehemalige Iberostar-Hotel Mallorca Beach an der Avinguda Notari Alemany bekommen eine Rundum-Erneuerung.

MeliáHotels International setzt dabei unter anderem auf zwei trendige Franchisegeber. Am Mallorca Beach, das künftig „Beach House by Sol" heißen soll, wird derzeit Platz geschaffen für eine Strandbar der amerikanischen Kette Nikki Beach. Die nach eigenen Angaben „Nr. 1 unter den weltweit sexiesten Beachbars" hat bislang Jetset-Orte wie die Prominenteninsel St. Barth, St. Tropez an der Côte d’Azur oder die thailändische Paradiesinsel Koh Samui und den Hauptsitz Miami Beach beehrt. Nach Marbella soll nun auch Mallorca aufgenommen werden, die Eröffnung ist für den 1. Juni geplant.

„Glamour"will Meliá International lautPressemeldung in den abgewirtschafteten Touristenort bringen. „Neu positionieren", formulierte es Gabriel Escarrer, Vizepräsident der Gruppe in Calviàs Gemeindezeitung. An selber Stelle betont er, dass man sich in Magaluf nach und nach vom All-inclusive verabschieden müsse, wie es Meliá Hotels international im ehemaligen „Royal Beach"tun werde. Escarrer will eine „all umfassende Reform in Magaluf", sprich: Den gesamten Ort stärken. Denn dessen Image, so der Konzernboss, sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken.

Umso erstaunlicher, dass die Meliá-Gruppe für ihr Magaluf-Projekt Nikki-Beach gewinnen konnte, bei deren Konzept normalerweise weißes Tuchleinen, Edelgastronomie und Champagner dominieren. Zweifel umliegender Kneipiers sind daher angebracht, ob die Jet-Set-Gäste das Nikki-Beach Richtung Magaluf-Zentrum verlassen werden, um noch ein San Miguel in einem hiesigen Lokal zu nehmen.

Taxifahrer Francisco Alfaro lebt seit 40 Jahren in Magaluf. Der Ort sei heruntergekommen, in der Nebensaison gebe es nichts zu tun, sagt er. Welche Art von Touristen kommen, ist ihm egal. Es dürfen gerne weiterhin die berüchtigten englischen Partytouristen sein. „Das sind die Besten, die geben wenigstens etwas aus", sagt er.

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Nicht ganz so begeistert vom „Sauftourismus"(turismo borracho) zeigt sich Montse Sáez. Mit ihrer Schwester Cristina betreibt sie den kleinen Supermarkt „Supermercado Cristina" an der Avenida Magaluf, unmittelbar neben dem Haupteingang des ehemaligen Royal Beach an der Avenida Magaluf. Dort wird derzeit fleißig am neuen „Sol Wavehouse Mallorca" gebaut.

Das „Wave House" ist ein für Surfer optimiertes Wellenbad, das in Metropolen wie San Diego (Kalifornien), Santiago de Chile, Durban (Südafrika) oder Singapur erfolgreich ist. Es bietet eine Kombination aus Wasser-Action und Live-Musik, konzipiert für den anspruchsvollen, jungen Sport-Touristen. Für Magalufs erste Linie wird es mit Sicherheit ein Hingucker.

Die Hauptsache für Montse Sáez und Co. ist dagegen, dass sie auch etwas außerhalb der Hotels ausgeben, und da ist man skeptisch. Es dürfen gerne auch Russen sein, wenn es nach ihr ginge. „Die kaufen auch nach dem Essen im Hotel noch etwas im Supermarkt, und zwar nicht nur ein Wasser und vier Sachen wie die Deutschen", sagt sie.

Die Bauaktivitäten in der ersten Reihe sollen nicht die letzten in Magaluf bleiben. Die Gruppe Sol Hotels und die dazugehörige Baufirma ETI will die brachliegende Urbanisation in der „Marina"von Magaluf vollenden. Das Projekt hatte über Jahre stillgelegen. „Wir wollen dort vier Vier-Sterne-Plus-Hotels bauen, die thematisch in den Themen Gesundheit, Sport und Familie orientiert sind", sagt Perdo Pascual, Präsident von ETI und Miteigentümer der Sol Hotels. Viva-Hotels plant bereits seit mehreren Jahren dieses Mega-Projekt mit vier Hotels und einem Gesamtvolumen von 144 MillionenEuro. Dass der Konkurrent schon einmal vorgeprescht ist, bewertet er positiv. „Das Sol Meliá-Projekt ist positiv für die Gegend und unser Projekt."

Die Erschließung des Brachlandes hinter dem Pirates-Theater gibt auch den Wirten vor Ort weitere Hoffnung. Ob Angebote wie „Männlicher Stripper für Mädchengruppen"der Zielgruppe von Viva und Meliá Hotels International entsprechen, sei dahingestellt. „Wir wollen einen Tourismus mit mehr Qualität, sowohl Familien als auch für Paare",meint Pedro Pascual.

Joan Espina, Vizepräsident des Hotelverbandes von Magaluf, äußert sich vorsichtiger. „Die jungen Leute bringen Geld, und das gastronomische Angebot des Ortes lebt davon." Er ist überzeugt, dass es zwei Arten von Tourismus geben kann. „Wir haben insgesamt 22 Hotels in Magaluf, da können wir alle Arten von Touristen aufnehmen." Calviàs Bürgermeister Manuel Onieva ist dagegen überzeugt, dass Meliá und Viva Magaluf nachhaltig verändern werden:„Wenn diese Initiative den gewünschten Effekt erzielt, werden viele eine 180-Grad-Wende in ihrer Geschäftsphilosophie vollziehen." Onivea schickt gleich eine Warnung an die Gastronomen hinterher: „Sie werden dann auf den Wagen aufspringen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren."