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Höhere Hotels, breitere Café-Terrassen, schönere Strandliegen - auf diesen Dreiklang lassen sich die Vorhaben bringen, mit dem Balearen-Regierung und Stadtverwaltung die Playa de Palma modernisieren wollen. Es handelt sich um strategische Ausrichtungen, die allesamt auf eines abzielen: eine attraktivere Tourismuszone, die auch dann wettbewerbfähig bleibt, wenn der derzeitige Besucherboom wieder abebben sollte. Denn es kann nicht dauerhaft damit gerechnet werden, dass politische Unruhen in Nordafrika oder wie jüngst in der Türkei die touristischen Besucherströme in Europa stets pünktlich nach Mallorca umleiten.

Der bedeutendste Trittstein, über den die Entwicklung in die Zukunft führen soll, ist ein "Dekret-Gesetz für dringliche Maßnahmen", das vom Kabinett der Balearen-Regierung am Freitag vergangner Woche in Kraft gesetzt wurde. Gleichzeitig erklärte die konservative Ministerrunde die Playa de Palma offiziell zur "gereiften Tourismuszone". Mit diesen beiden Maßnahmen hat die Politik die rechtliche Grundlage für den Umbau der Playa de Palma geschaffen. Sie bietet dadurch Privatinvestoren, die Hotels modernisieren möchten, eine dauerhafte juristische Sicherheit, unabhängig vom nächsten Wahlausgang.

Ausdruck der neuen Möglichkeiten, die sich hieraus für Bauherren ergeben, ist die Möglichkeit, bestehende Übernachtungsbetriebe auszubauen - und zwar in die Höhe. Künftig dürfen die Vier-Sterne-Hotels an der Playa de Palma - (ein Fünf-Sterne-Hotel ist geplant, existiert aber noch nicht) um zwei zusätzliche Stockwerke in den Himmel wachsen, bis maximal acht Etagen hoch. Das gilt auch für Drei-Sterne-Hotels, die im Rahmen einer Komplett-Renovierung zu einem Vier-Sterne-Etablissement aufgewertet werden.

Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora" interessieren sich die Inhaber von 20 Hotels an der Playa de Palma für diese Ausbaumöglichkeit. Hotelneubauten der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie dürfen ebenfalls bis zu acht Etagen aufeinanderschichten. Allein die Sanierungsprojekte der 20 bereits existierenden Hotels (unter ihnen Häuser der Ketten Grupotel, Riu, Barceló, HM, MAC und Iberostar) umfassen Investitionen in Höhe von rund 50 Millionen Euro. Deutsche Reiseveranstalter sollen manchem Unternehmer angeboten haben, die Kosten zu übernehmen, im Tausch gegen Bettenkontingente für die kommenden Jahre.

Die Bauarbeiten können bereits diesen Winter in Angriff genommen werden. Arbeitgeberverbände schätzen, dass alleine diese Maßnahmen für das Baugewerbe rund 15.000 Arbeitsplätze bedeuten.

Die Zustimmung der Hoteliers zu dem Dekret, das den Weg zum Umbau ebnet und ihnen viel Gestaltungsspielraum bietet, wird von anderen Bereichen der Gesellschaft jedoch nicht geteilt. "Die Regierung stellt mit dem auf die Hoteliers maßgeschneiderten Dekret diesen einen Blanko-Scheck aus", kritisierte die sozialistische Opposition. Das Dekret fördere die Verdichtung und Massifizierung der Playa de Palma. Notwendig seien keine zusätzlichen Hotelbetten, sondern ein Abbau des Überkapazitäten.

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Die Architektenkammer vermisst angesichts der punktuellen Eingriffe eine ganzheitliche Stadtplanung. Der Lobby der Altstadtbewahrer (Arca) und die Umweltschützer (Gob) sprechen von einem A-la-carte-Gesetz, das die Hotelbauten von den städtebaulichen Vorgaben vollkommen loslöse.

Den balearischen Tourismusminister Carlos Delgado ficht die Kritik nicht an. Das Dekret gebe den Weg frei für Investitionen in Millionenhöhe und zu mehr Beschäftigung, ohne dass auch nur ein Quadratmeter Boden zusätzlich bebaut werde.

Im Vergleich zum Dekret nehmen sich zwei weitere Maßnahmen gering aus, doch auch sie dürften das Erscheinungsbild der Playa de Palma bald nachhaltig verändern:

So will die Stadt Palma den Bar- und Cafébetreibern erlauben, mehr Stühle und Tische auf die Freiluftterrassen in erster Meereslinie zu stellen. Dazu soll ein Teil des bisherigen Bürgersteiges freigegeben werden. Die gastronomische Fläche würde sich dadurch verdoppeln. Der Vorschlag zu dieser Änderung war von Seiten der Wirte vorgebracht worden, jetzt segnete Tourismusdezernent Álvaro Gijón das Vorhaben ab. "Die Verbesserung des Services und die Dynamisierung des Angebots sind ganz im Sinne der Stadt".

Das Rathaus arbeitet nach seinen Worten zudem an einer neuen "Ästhetik-Verordnung", die das Aussehen der Läden und Lokale sowie der Werbetafeln regeln werde.

In diese Richtung zielt auch das dritte Verschönerungsvorhaben an der Playa de Palma: Die 15 Strandkioske sollen ihr weitgehend einheitliches Aussehen aufbrechen und stärker thematische Schwerpunkte setzen. Etwa ein Kiosk mit Spielplatzangebot, einer spezialisiert auf tropische Cocktails, einer im Chill-Out-Look, einer mit Sportangeboten.

Auch die Schirme und Liegen am Strand sollen unterschiedlicher gestaltet werden, um die Monotonie zu beenden. Unter anderem ist es angedacht, demnächst, beziehungsweise kommendes Jahr, etwa balinesische Liegen und Holzdielenpodeste auf dem Sand zu postieren. "Wir brauchen mehr Attraktionen am Strand als nur Tretboote" so Gijón, "im Prinzip bieten wir seit 40 Jahren das Gleiche an."