Mit dem Auszug der Gäste und der Schließung des Hotels sind alle Zimmerschlüssel wieder vollständig an der Rezeption versammelt. | Foto: Serge Cases

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Playa de Palma, 13 Uhr, 27 Grad Celsius. Obgleich der erste Tag nach der Umstellung auf Winterzeit sich noch nahezu hochsommerlich präsentiert, stellen die Hotels an Mallorcas wichtigster Tourismusmeile auf Winterbetrieb um: Will heißen, sie schließen ihre Pforten.

Auch im Cristobal Colón sitzen an jenem Montag, 28. Oktober, die letzten Gäste auf gepackten Koffern. 21 Urlauber werden im Laufe des Tages aus-checken, sobald der Busfahrer kommt, der die Gäste an den Flughafen fährt. Im Garten des 158-Zimmer-Hotels reiht sich um den Pool eine leere Liege an die andere, ein einsames Paar hat den gesamten Außenbereich für sich alleine, der Herr genießt die Sonnenstrahlen, während die Dame ihre letzten Bahnen durch das Wasser zieht.

Wie das Cristobal Colón versinkt nun ein Hotel nach dem anderen in den Winterschlaf. Viele haben bereits Mitte Oktober die Pforten dichtgemacht, andere folgen bis Mitte oder Ende November nach, nur einige wenige wollen auch in der kalten Jahreszeit in Betrieb bleiben.

In diesem Winter fällt ihre Anzahl so gering aus wie noch nie. Nach einer Studie des mallorquinischen Hotelverbandes Fehm werden auf der Insel im Januar 82,6 der Hotels geschlossen sein, im Februar 70,4 und im März 58,7 Prozent. Diese Daten übertreffen die ohnehin schon geringe Anzahl der geöffneten Schlafplätze des vergangenen Jahres. Einziger, winziger Lichtblick: Im Dezember werden "nur" 84,6 Prozent aller Hotelbetten außer Betrieb sein. Im Vorjahr waren mit 85,8 Prozent noch mehr Betten vom Markt verschwunden.

Der Präsident des Hotelverbandes an der Playa de Palma, Francisco Marín, konkretisiert: Von den 123 Hotels der Zone bleiben den Winter über lediglich 23 in Betrieb. "Das Sommergeschäft lief sehr gut, aber dieser Winter wird sehr hart."

Es scheint, dass die Tourismuswirtschaft auf Mallorca den Kampf gegen den "Winterblues" weitgehend verloren hat. Die Playa de Palma und das Stadtzentrum bilden dabei noch eine schwache Ausnahme. Hier bleiben mehr Hotels geöffnet. Aber es gibt Urlaubsgebiete auf der Insel wie etwa Cala Moreia, Cales de Mallorca, Can Picafort, Colònia de Sant Jordi und Playa de Muro, da ist häufig kein einziger geöffneter Übernachtungsbetrieb zu finden.

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Licht aus, Türe zu, Schlüssel im Schloss herumgedreht und alles dicht: Diese Vorstellung von einer Hotelschließung zum Ende der Saison ist so einfach nicht. Auch die ebenso gängige wie laienhafte Vorstellung, die Hoteliers hätten im Sommer genug verdient und schließen nun, um sich auf die faule Haut zu legen, bleibt seitens der Unternehmer nicht unwidersprochen.

"Ich würde gerne zwei Monate länger im Jahr öffnen, aber es fehlt die Nachfrage", sagt Antonio Seijas, seit 20 Jahren Direktor und Mitbesitzer des Cristobal Colón. Ginge es nach ihm, würde sein Haus zumindest bis Ende November den Betrieb aufrechterhalten und dann nach der Winterpause bereits wieder zum 1. März starten. Doch es fehlt, so der Unternehmer, an ausreichenden Flugverbindungen und Angeboten der Reiseveranstalter während der kalten Jahreszeit.

Bis zum Jahre 2000 sei das noch alles anders gewesen, sagt Seijas. Damals schloss sein Haus in manchem Jahr lediglich vom 1. November bis zum 20. Dezember. Dann kam der Euro, die Flugpreise wurden teurer, der Wettbewerb in anderen Regionen am Mittelmeer und auf den Kanaren nahm zu. "Du kannst nicht so viele Mitarbeiter bezahlen, bei so geringer Nachfrage."

Für Seijas gibt es nur eine Methode, um aus dem Wintertief, das die Insel Jahr für Jahr eiskalt zu erwischen scheint, herauszukommen: "Durch die Anhebung der Qualität. Ein besseres Produkt mit mehr Service und Komfort lockt ein Publikum von höherer Kaufkraft an, so dass sich der Betrieb effektiver rentiert", sagt der Vollblut-Hotelier.

Er selbst geht diesen Weg vor: Im Jahre 2012 wurde das Haus nach intensiven Renovierungen von drei auf vier Sterne aufgewertet. "Wir waren das erste Hotel, bei dem dieser Schritt nach dem neuen Qualitätsvorgaben der Balearen erfolgte. Schon 2004 hatte sein Haus als eines der Ersten das Qualitäts-"Q" des spanischen Amts für Tourismusförderung erhalten. Und jüngst wurde das Hotel für nachhaltiges Management mit der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert.

Die Bemühungen tragen Früchte: Das Internet-Portal Holidaycheck.de weist für das Cristobal Colón eine Weiterempfehlungsquote von 93 Prozent aus, sowie, als Gesamtbewertung, 5,2 Punkte von möglichen 6, weiß Seijas nicht ohne Stolz zu belegen. Tripadvisor zählt das Haus zu den besten acht der 77 erfassten Hotels an der Playa de Palma.

Und dennoch muss der Übernachtungsbetrieb nun bis Mitte März in den Winterschlaf sinken ...

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