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Mallorcas Sonne unterschätzt? Die beste Lösung für den unangenehmen Sonnenbrand ist bekanntermaßen Aloe Vera. Die Bestandteile dieser Pflanze beruhigen die gerötete Haut, spenden Feuchtigkeit und regenerieren dank antibakterieller Eigenschaften die geschädigten Zellen. Außerdem hilft diese sukkulente Art bei Verdauungsstörungen.

Um mehr über dieses natürliche Wundermittel zu erfahren, besuchen wir die "Aloe Vera Farm Mallorca" auf dem Gelände der Finca Marina Gran im Norden der Insel, ganz in der Nähe von Santa Margalida. Eigentümer der seit neun Jahren bestehenden Farm ist Werner Telwest. Der aus Pforzheim bei Karlsruhe stammende Deutsche lebt seit 16 Jahren auf Mallorca.

Wie kommt man auf die Idee, hier auf der Insel, die aus Ost- und Südafrika stammende Aloe Vera anzubauen? "Meine Frau und ich wollten unbedingt etwas auf der Finca anbauen, jedoch ist das auf Mallorca nicht so einfach - der Boden ist zu nährstoffarm", erklärt der Unternehmer. "Zur gleichen Zeit ging eine Kooperative auf den Kanaren pleite und wir kauften die Pflanzen auf." Laut Telwest hält man Aloe wegen ihres Aussehens fälschlicherweise für einen Kaktus oder eine Agave, dabei handelt es sich jedoch um eine Wüstenlilie.

In langen schnurgeraden Reihen sind hier zirka 200.000 Aloe auf 40 Hektar gepflanzt. Die leuchtend gelben Blüten strecken sich gegen den Himmel wie kleine Pyramiden. Die Blütezeit dauert zirka von Mitte April bis Ende Mai. "Es ist eine relativ anspruchslose Pflanze, die nicht viele Nährstoffe braucht. Jedoch benötigt sie um die 2000 Sonnenstunden pro Jahr", sagt Telwest. "Gießen sollte man die Aloe nur in den Sommermonaten, höchstens alle sechs bis acht Wochen. So bleibt die Feuchtigkeit in den Blättern. Staunässe ist ein natürlicher Feind der Pflanze, genau wie Frost. Somit ist Mallorca, mit wenig Niederschlägen, einem heißen Sommer und mildem Winter, ein idealer Ort für den Anbau. Außerdem ist die Lage der Farm, im Norden der Insel und in Meeresnähe ideal, denn die kalten Winde werden durch das immer ein paar Grad wärmere Meer erwärmt."

Telwest spezialisiert sich seit ungefähr drei Jahren auf den ökologischen Anbau - ohne Pestizide oder chemische Düngemittel. Dies bestätigen auch die zahlreichen Schnecken, die gelassen an den Pflanzenblättern kleben. Einige umliegende Restaurants nutzen die Möglichkeit und sammeln die Weichtiere für die Zubereitung ihrer mallorquinischen Spezialitäten.

Man hat hier vor drei Jahren angefangen, aus dem geleeartigen Wasserspeichergewebe der Blätter der echten Aloe (Barbadensis Miller), den Aloe-Vera-Saft herzustellen. Dieser wird nach Angaben des Herstellers als Nahrungsergänzungsmittel verwendet. Er reinigt und reguliert den Magen- und Darmtrakt, lindert rheumatische Erkrankungen, reguliert den Blutdruck, aktiviert das Herz-Kreislaufsystem, wirkt zellregenerierend, steigert die Leistungsfähigkeit und stärkt das Immunsystem.

Für die Produktion werden nur die unteren Blätter verwendet, wobei die Pflanze mindestens fünf Jahre alt sein muss. Gepflanzt und geerntet wird Aloe in sorgsamer und aufwendiger Handarbeit. Die Ernte findet zweimal im Jahr statt - im Juni und September.

Auf einem kleinen Tisch, mitten auf der Plantage, demonstriert Werner Telwest den Prozess der Verarbeitung der Blätter. Dabei werden zuerst die Enden und danach die stacheligen Seiten abgeschnitten. Schließlich trennt man sorgfältig die äußeren Blattschichten zusammen mit der Aloinschicht ab. Bei dem Aloin handelt es sich um einen giftigen Naturstoff und ein potentes Abführmittel, den die Pflanze als Fraßschutz produziert. Übrig bleibt das Blattinnere, also das Mark aus dem hochwertigen Blattgel. Wer eine Aloepflanze bei sich im Garten hat, kann das abgetrennte Blatt einfach für 20 Minuten mit der Schnittstelle nach unten ins Wasser stellen, damit das Aloin herausläuft. Danach sollte man das Blatt wie oben beschrieben filetieren und die zu behandelnde Haut damit einreiben. Aber Vorsicht! Denn das Aloin hinterlässt auf der Kleidung unschöne gelbe oder rote Flecken.

Das Mark selbst aus dem hochwertigen Blattgel ist relativ geschmacklos. Ganz anders die gelben Aloeblüten, die mit ihrer leichten Süße an junge Erbsen erinnern. Sie werden auf der Farm eingelegt und aus ihnen werden Marmelade, Sirup, Blütengeist, Blütenlikör und Blütengrappa hergestellt. Im kleinen Laden der Farm kann man außerdem verschiedene Kosmetikprodukte kaufen. Vom Aloe-Vera-Lippenbalsam über die After Sun Lotion bis zum Rasierschaum - alle Produkte auf der Basis des hier herausgefilterten Aloe-Vera-Gels sind im deutschen Laboratorium hergestellt und von "Dermatest" zertifiziert. Sie sind auch in verschiedenen Geschäften auf der Insel zu bekommen.

Ab dem frühen Morgen besuchen neugierige Touristen und Radfahrer die Farm. Kostenlos kann man sich hier über die Geschichte, das Wachstum und die Inhaltsstoffe der Pflanze informieren. Dafür sind entlang der Pflanzenreihen Informationstafeln aufgestellt. Nach dem kleinen Rundgang bietet es sich an, einen frisch gepressten Orangensaft mit Aloe Vera zu probieren.

INFO
Aloe Vera Farm, Crta. Sta. Margalida-Artà, km 3,4
Tel. 971-599129,
10 bis 17 Uhr
www.aloe-mallorca.com

(aus MM 21/2014)