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Der August ist ein besonderer Monat auf Mallorca: Er ist der Höhepunkt der Hochsaison. An den Stränden und in den Urlaubergegenden herrscht Hochbetrieb, viele Hotels sind ausgebucht. Knapp 2000 Taxen sind im Einsatz, rund 1600 Touristenbusse, 50.000 Mietwagen, knapp 1000 Hotels mit rund 250.000 Betten stehen zur Verfügung - die Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Alle Hände voll zu tun hat jetzt, wer im Tourismus arbeitet - und das sind auf Mallorca im Sommer rund 100.000 Menschen, etwa jeder dritte Arbeitnehmer.

Am Flughafen werden mehr Passagiere abgefertigt als in jedem anderen Monat. Besonders dort, in Son Sant Joan, lassen sich die saisonalen Schwankungen gut beobachten: Während die kilometerlangen Gänge in den Wintermonaten verwaist daliegen und meist sogar das eine oder andere Terminal komplett geschlossen wird, starten und landen die Maschinen im August praktisch im Minutentakt. 1,75 Millionen Passagiere landeten im August 2013 in Son Sant Joan - im Januar des Jahres waren es gerade einmal 280.000. Am vergangenen Samstag verzeichnete die Flughafenbehörde Aena den verkehrsreichsten Tag des Jahres in Palma: 955 Starts und Landungen, 166.531 Passagiere.

Auch in den Häfen der Insel herrscht in den Sommermonaten dichtes Gedränge. Hier sind die Schwankungen zwischen Winter und Sommer noch größer als in Son Sant Joan: Allein in Palma gingen im August 2013 mehr als 160.000 Kreuzfahrtpassagiere an Land. Im Januar desselben Jahres waren es gerade einmal 20.000.

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Der August ist der fetteste aller Monate, aber der Massenansturm im Sommer hat auch Folgen, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. So haben gerade einmal die Hälfte aller Beschäftigten im Tourismussektor einen unbefristeten Vertrag. Für viele Inselbewohner geht es darum, jetzt ausreichend Geld zu verdienen, um damit über den Winter zu kommen. Die Menge des anfallenden Mülls und Abwassers schnellt in den Sommermonaten derart in die Höhe, dass Müllverbrennungs- und Kläranlagen kaum damit fertig werden. Der Stromverbrauch steigt um fast 50 Prozent im Vergleich zum Winter, das öffentliche Gesundheitswesen muss Zehntausende Urlauber aufnehmen, die ärztliche Hilfe benötigen. Wie überall dort, wo sich große Menschenmassen versammeln, steigt die Kriminalität.

Auch die Auswirkungen des Massentourismus auf die Umwelt sind nicht zu übersehen. Dass die unterirdischen Trinkwasservorkommen der Insel seit Jahrzehnten über die Maßen ausgebeutet werden, ist längst bekannt. Der Bau Dutzender Klär- und Entsalzungsanlagen hat hier nur vordergründig Abhilfe schaffen können.

Ohnehin befindet sich die Insel mit ihren extremen saisonalen Schwankungen in einem permanent labilen Zustand. Allzu leicht ist das fragile Gebilde aus dem Gleichgewicht zu bringen. Schon ein Streik am Flughafen kann das gesamte Räderwerk, das in diesen Tagen auf Hochtouren läuft, aus dem Takt bringen.

Aber noch aus einem anderen Grund ist der August auf Mallorca ein ganz besonderer Monat: Denn er hat auch ein ganz anderes Gesicht. Da der August der traditionelle Ferienmonat in ganz Spanien ist, geht es gleichzeitig zu keiner anderen Jahreszeit so beschaulich zu auf Mallorca wie in diesen Wochen: Niemals ist es so einfach, in Palmas Wohnvierteln einen Parkplatz zu bekommen. Vor den Schulen bilden sich keine Staus. In Banken, Geschäften, Lokalen gelten Sommeröffnungszeiten - viele schließen bereits früh oder machen gleich komplett Betriebsferien. Der August ist vor allem eines: ein Monat der Extreme.

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