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"Heilung gibt es nicht", sagt Andreu Juan vom balearischen Agrarministerium. "Der Pilz nistet sich im Mandelbaum ein und blockiert den Transport von Wasser und Nährsalzen. Ein Ast nach dem anderen vertrocknet, bis der Baum stirbt." Die von dem Holzpilz verursachte Krankheit wurde 2008 erstmals bemerkt. In Son Carrió in der Gemeinde Son Servera waren Mandelbäume auf einer Fläche von 160 Hektar befallen. Inzwischen hat der Pilz auch die Anbaugebiete um Lloseta, Santa Maria, Santa Margalida und Binissalem erreicht und sich auf 1200 Hektar ausgebreitet.

Wieviele Bäume genau betroffen sind, sei schwer zu sagen, meint der Leiter des Agrarreferats. "Auf manchen Plantagen sind es fünf Prozent, auf anderen 20 bis 50 Prozent." Vermutlich verbreite sich der Holzpilz über die Luft und mit dem Regen.

Seinen Ursprung hat der Parasit in den Weinreben, die er gerne befällt. Durch die Zunahme des Weinanbaus gebe es auch immer mehr Holzpilze auf Mallorca, sagt Andreu Juan. Doch dem Weinanbau die Schuld für die Plage zu geben, sei falsch, denn in erster Linie würden alte Mandelbäume und schlecht gepflegte Plantagen befallen. Aus Kostengründen beschnitten viele Bauern ihre Mandelbäume nicht mehr jährlich, sondern nur noch alle zwei, drei Jahre. Die Schnitte seien dann radikaler. "Je größer die Schnittwunden, desto wahrscheinlicher die Krankheit", sagt der Agrarexperte, denn an offenen Stellen treten die Pilze ein.

Auch abfallende Blätter hinterlassen eine Öffnung für den Pilz, aber nur eine kleine. Problematisch sei auch, dass die Mehrzahl der mallorquinischen Mandelbäume alt, weniger widerstandsfähig und durch die trockenen und heißen Sommer der vergangenen Jahre geschwächt seien.

Was tun, ist die Frage? Wenn man einen vertrockneten Ast sieht, sollte man ihn absägen, aber die Krankheit werde man damit nicht los, sagt Andreu Juan. Zum Glück schreite die Krankheit langsam voran. Bislang sei erst ein kleiner Teil der 24.400 Hektar großen Anbauflächen der Insel betroffen. Die Balearen-Regierung setzt deshalb auf Vorbeugung und appelliert an die Bauern, ihre Mandelbäume richtig zu pflegen. In Info-Broschüren mahnt sie zu regelmäßigem Beschneiden, Düngen und sogar Wässern im Sommer.

Traditionell werden mallorquinische Mandeln im Trockenanbau produziert, nur spärlich gedüngt und gar nicht bewässert. "Aber im Feuchtanbau tritt die Krankheit viel seltener auf", betont der Agraringenieur. Drastische Baumschnitte sollten vermieden und die Schnittstellen mit einem Wundverschlussmittel auf Kupferbasis behandelt werden.

Mit finanzieller Unterstützung des spanischen Agrarministeriums wird die Balearen-Regierung außerdem nächstes Jahr alte Mandelbäume fällen und neue Sorten anpflanzen. Fast alle mallorquinischen Mandelbäume blühen im Januar. "Gerade dann ist die Wahrscheinlichkeit von Frost am größten, und die Blüten sterben ab", meint Andreu Juan. Die neuen Sorten blühen Ende Februar, Anfang März.

Auf einem vier Hektar großen Versuchsfeld am Ortsrand von Palma werden die in spanischen Forschungslaboren kreierten Sorten getestet: "Wir wollen sehen, wie sie sich an die Bedingungen auf Mallorca anpassen, wie produktiv sie sind und wie empfindlich für Krankheiten und Plagen", erläutert der Agrarexperte. Neben dem Holzpilz mache eine Blattlaus den Mandelbäumen seit vielen Jahren zu schaffen. "Der Mandeltiger (tigre del almendro) durchlöchert die Blätter, bis sie abfallen."

Damit die alten Mandelsorten nicht aussterben, hat das balearische Landwirtschaftsministerium eine Samenbank geschaffen. Sie hat ihren Sitz in der öffentlichen Finca Son Real südöstlich von Can Picafort, wo bereits 68 unterschiedliche Mandelsorten gepflanzt sind. Weitere werden folgen, denn auf der Insel sind 380 Mandelsorten registriert. Die Plantage ist öffentlich zugänglich.

Dieses Jahr wird auf den Balearen eine Produktion von 1850 Tonnen (geschälte) Mandeln erwartet, ein Fünftel weniger als im letzten Jahr. Fluktuationen seien bei Mandeln normal, meint der Leiter des Agrarreferats. Nach einigen produktiven Jahren müssten sich die Bäume erholen und regenerieren.

Noch mache sich die Holzpilz-Krankheit wenig bemerkbar. Das größte Problem bleibe die Konkurrenz aus Kalifornien. "Dort ist der Anbau völlig automatisiert. Da können die Inselbauern nicht mithalten", sagt Andreu Juan. Der Vorteil der kalifornischen Mandel sei auch, dass sie nur einen Samenkern habe, und nicht zwei wie die Inselsorten, die zudem unterschiedlich ausfallen, mal rund, mal länglich, größer oder kleiner. "Die kalifornische Mandel sieht immer gleich aus. Das wollen die Händler."

In Geschmack und Ölgehalt dagegen steht die mallorquinische Mandel an erster Stelle und darauf bauen die Inselproduzenten. "Die Holzpilz-Krankheit ist ein großes Problem, aber die mallorquinische Mandel hat Zukunft", meint Alejandro Aristondo von der Agrargenossenschaft Binissalem. Die Nachfrage nach Mandeln steige weltweit, aber das Angebot stagniere. Die USA kämpfe gegen Trockenheit und könne die Anbaufelder nicht ausweiten. So sei der Preis pro Kilo Mandeln von 40 bis 45 Cent im Jahr 2011 auf aktuell 1,20 Euro gestiegen und diese Tendenz setze sich fort. Das mache den Mandelanbau für mallorquinische Bauern wieder attraktiv.

(aus MM 40/2014)