Britische Urlauberinnen in Magaluf. | Foto: Click

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Das starke britische Pfund und die gute Konjunktur sorgen nicht nur in Großbritannien für Zufriedenheit. Auch die balearische Tourismusindustrie freut sich über die daraus resultierenden, positiven Aussichten, wie sie sich vergangene Woche auf dem zu Ende gegangenen Londoner World Travel Market, der wichtigsten Reisemesse im Vereinten Königreich, abzeichneten: Die kommende Saison verspricht deutliche Zuwächse, die Prognosen verheißen Mallorca und den Schwesterinseln mehr als 3,5 Millionen urlaubende Engländer, Schotten, Waliser und Nord-Iren.

Die Feriengäste aus UK stellen nach den Deutschen traditionell mit gut einem Viertel den zweitwichtigsten Besucheranteil auf den Balearen. Allein im bisherigen Jahresverlauf reisten 3,098 Millionen Briten auf den Archipel. Das waren 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf Mallorca legte der Anteil der Briten um 3,7 Prozent zu.

Dementsprechend war die Stimmung auf der Reisemesse unaufgeregt und spannungsfrei, berichtet UItima-Hora-Korrespondent Juan Luis Ruiz Collado. Die einzigen Misstöne, die zu vernehmen waren, bezogen sich auf die britische Tourismushochburg Magaluf in der Gemeinde Calvià. Dieser Ort hatte im vergangenen Sommer mit diversen Sex-und-Alkohol-Skandalen in den Bars für Schlagzeilen gesorgt. Als die Videos dazu im Internet landeten, war die internationale Empörung ebenso groß wie das darauf folgende mediale Interesse. Im Anschluss daran wurde ein ausgemachter Politskandal publik, als sich herausstellte, dass die Lokalpolizei bei der Überwachung der Bars offenbar mit zweierlei Maß ihrer Ordnungspflicht nachging. Das Ausmaß der Verfehlungen an Korruption, Nötigung und unlauterem Wettbewerb ist derzeit Gegenstand juristischer Ermittlungen.

Vor diesem Hintergrund musste sich die mallorquinische Polit-Delegation von den britischen Reiseveranstaltern sagen lassen, es sei an der Zeit, den Sumpf in Magaluf trockenzulegen. Der balearische Ministerpräsident Jóse Ramón Bauzá kündigte über seinen Tourismusminister Jaime Martínez strenge Kontrollen und Sanierungsmaßnahmen an. So solle Magaluf noch vor Jahresende zur "in die Jahre gekommenen Tourismuszone" erklärt werden. Damit erhalte die Regierung eine Rechtsgrundlage, höhere Qualitätsstandards und Modernisierungsvorgaben für die Betriebe aufzustellen und verbindlich einzufordern.

Regierungschef Bauzá selbst beschränkte sich auf die Aussage, die notorische Punta-Ballena-Straße in Magaluf sei lediglich 500 Meter lang und keineswegs stellvertretend für den britischen Tourismus auf den Balearen.

Deutlich Handlungsbedarf mahnte in London auch der mallorquinische Unternehmer Gabriel Escarrer an, der über seinen Hotelkonzern Meliá derzeit 130 Millionen Euro in die Modernisierung der dortigen Niederlassungen investiert. Es dauere drei bis vier Jahre, um einen Imageschaden zu überwinden, wie er in Magaluf entstanden sei.

Die Hotelbetriebe auf den Balearen, die von britischen Gästen leben, erwarten 2015 höhere Einnahmen. Denn zum einen haben die britischen Reiseunternehmen vermehrt Exklusivverträge mit ihnen vereinbart, damit keine Urlauber von Konkurrenzkonzernen oder gar aus anderen Staaten in dem Hotel einquartiert werden. Diese Verträge garantieren den Hoteliers höhere Zimmerpreise. Zum anderen gehen die Trends hin zu mehr Pauschalreisen und zu weniger All-inclusive-Angeboten. Beide Tendenzen bringen den Hoteliers etwas mehr Geld in die Kasse.