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Mallorca steht einmal mehr vor einer ausgezeichneten Tourismussaison. "Die Aussichten sind exzellent. 2015 wird besser als 2014. Die Buchungen liegen über denen des Vorjahres", sagte der balearische Tourismusminister Jaime Martínez am Mittwoch zum Auftakt der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin. Der Präsident des Unternehmerverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, sieht Mallorca als klaren Gewinner der anstehenden Saison. Alle externen Faktoren lenkten die Tourismusströme nach Spanien, besonders auf die Balearen.

Auch die auf der Messe anwesenden Hoteliers sprechen von einem "guten Jahr". Schon jetzt steht fest, dass an Ostern mehr Hotels denn je geöffnet haben werden (siehe Seite 49). "Der deutsche Markt läuft gut", erklärte die Vizepräsidentin des mallorquinischen Hotelverbandes, Inmaculada de Benito. Wie hoch die Nachfrage unter den Bundesbürgern nach Sonne, Strand und Meer tatsächlich sein wird, darüber werden die vier großen deutschen Reiseveranstalter TUI, Der-Touristik, Thomas Cook und Alltours am Donnerstag detailliert Auskunft geben. Auf den Balearen wurden 2014 rund 4,14 Millionen deutsche Touristen gezählt, 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Stimmung am Balearen-Stand in der Spanienhalle 4.2 war angesichts der Entwicklung gelöst und heiter. Und dennoch waren in den Gesichtern der Hoteliers hier und da Sorgenfalten zu sehen: Dieses Jahr stehen auf den Balearen und in Spanien Wahlen an, ein Sieg der Linksparteien könnte die Regierungsbildung komplizieren, befürchten viele.

Dass auf den Balearen bereits laut über eine touristische Ökosteuer nachgedacht wird, wie sie als sogenannte "Ecotasa" schon einmal von Mai 2002 bis Oktober 2003 existierte, stößt bei den Hoteliers auf Ablehnung. "Das kostet uns Wettbewerbsvorteile und macht gar keinen Sinn", sagte etwa Gabriel Escarrer, Vorstandschef der Meliá-Gruppe. Die Inseln seien keine unberührte Dschungelregion, sondern eine gereifte Tourismusdestination, die modernisiert werden müsste. "Jetzt läuft es gut für uns, aber wenn die Mitbewerber in Nordafrika auf den Markt zurückkehren, wird es schwer."

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Manche Unternehmer sind besorgt, dass bei einem ungünstigen Wahlausgang "die Stabilität unseres Wirtschaftsmodells verloren geht", sagte Vizepräsidentin Benito. Die Einführung einer neuen Steuer für Urlauber schade dem Image der Insel und entziehe produktiven Branchen den Geldzufluss. Die 120 Millionen Euro, die eine Ökosteuer einbringen würde, sollten durch mehr Effizienz in der öffentlichen Verwaltung eingespart werden.

Wie Mallorca Jahr für Jahr mehr Touristen anzieht, obgleich die Kapazitäten in der Hochsaison weitgehend ausgeschöpft sind, erklärt Tourismusminister Martínez so: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer hat sich seit 2009 um 15 Prozent verringert, sie sank im Vorjahr auf 8,3 Tage. "Wir haben wachsende Zahlen, weil mehr Menschen zu uns kommen, die allerdings weniger lang bleiben." Die Zahl der Übernachtungen stieg im selben Zeitraum um 5,6 Prozent auf 111,3 Millionen. Gar nicht negativ sei diese Entwicklung: Die Urlauber mit kürzeren Aufenthalten gäben im Schnitt mehr Geld am Tag aus als Touristen, die mehr Tage auf den Inseln blieben. Seit 2009 erhöhten sich die Tagesausgaben um neun Prozent, die Gesamteinnahmen aus dem Tourismus wuchsen um 15,3 Prozent auf 12 Milliarden Euro.

Eine weitere Neuheit, die der Minister bekannt gab: Um Alkohol-Exzesse in Magaluf, wie sie im Sommer für Schlagzeilen gesorgt hatten, zu verhindern, werden in diesem Jahr britische Polizisten mit spanischen Kollegen auf den Straßen des dortigen Ausgehviertels patrouillieren. "Gut möglich, dass Urlauber mit unzivilisiertem Verhalten, die keinen Respekt vor hiesigen Polizisten zeigen, sich anders verhalten, wenn sie es mit ihren Landsleuten in Uniform zu tun bekommen. Noch dazu, wenn ihnen zu Hause eine Anzeige droht", sagte Martínez. Man habe mit Projekten dieser Art, etwa mit deutschen Polizisten in Cala Rajada und italienischen Beamten auf Formentera, gute Erfahrungen gemacht.

Eine positive Bilanz des jetzt abgeschlossenen Aufforstungsprojekts im Nordosten von Mallorca zogen Vertreter der TUI AG und des balearischen Umweltministeriums. Der Konzern hatte seit 2009 600.000 Euro gespendet. Damit wurden auf 71 Hektar Waldbrandfläche rund 57.000 Jungbäume gesetzt. TUI bietet seinen Gästen dort geführte Wandertouren an. Ob es neue Projekte geben wird, steht noch nicht fest. "Aber wir bleiben im Dialog", sagte der TUI-Nachhaltigkeitsexperte Mike Braun.

Vor Kulturjournalisten präsentierte die Gemeinde Pollença auf dem ersten Messetag ihr Klassik-Festival, das in diesem Jahr seine 54. Auflage erleben wird. Der sommerliche Konzertzyklus hat sich zu einer Institution entwickelt, die internationale Interpreten und Besucher anlockt. In diesem Sommer wird im Klosterhof von Pollença unter anderem Ute Lemper auftreten.