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Klingt verlockend: Um bis zu 40 Prozent sollen Anwohner und Unternehmer ihre Energiekosten dank der neuen Gasleitung senken können, die jetzt Palma mit Calvià und Andratx verbindet. Erdgas ist nun einmal deutlich billiger als Strom und Diesel. Auch der CO2-Ausstoß auf Mallorca soll durch die verstärkte Umstellung auf Erdgas sinken.

Bei der offiziellen Feier zur Fertigstellung der Gasleitung Son Reus-Andratx Ende Februar herrschte beste Stimmung. Ministerpräsident José Ramón Bauzá war ebenso gekommen wie Fernando Bergasa, der Chef der Firma Redexis Gas, die die Pipeline in den vergangenen Monaten verlegt hat. 100.000 Personen und 1000 Unternehmen in Palma, Calvià und Andratx sollen dank der neuen, 41 Kilometer langen Leitung ans Erdgasnetz angeschlossen werden.

Bis es so weit ist, wird aber noch etwas Zeit vergehen. Bislang ist nur die Hauptleitung von Son Reus bei Palma bis nach Andratx fertiggestellt. Die Kosten dafür betragen 16,4 Millionen Euro. Es fehlen dagegen noch die Leitungsnetze in den Wohn- und Geschäftsgebieten, die nun nach und nach ausgebaut werden sollen, wie der Redexis-Direktor auf den Balearen, Miguel Mayrata erklärt. Am Ende werde sich die Gesamtinvestition auf 42,1 Millionen Euro belaufen. Im Gegenzug wird Redexis nach Abschluss der Bauarbeiten von den Firmen, die das Erdgas an die Verbraucher liefern, eine Gebühr für die Nutzung des Leitungsnetzes kassieren.

Am weitesten fortgeschritten sei der Ausbau der Leitungsnetze auf dem Gemeindegebiet von Calvià, genauer gesagt in der Urbanisation Galatzó, im Gewerbegebiet Son Bugadelles und in Santa Ponça. Hier soll die Versorgung von Geschäften und Haushalten mit Erdgas bereits in diesem Sommer losgehen, sagt Mayrata.

Ebenfalls ans Erdgasnetz angeschlossen werden El Toro, Costa de la Calma, Peguera, Camp de Mar, Andratx und Port d'Andratx. Die dortigen Anwohner müssen sich allerdings noch bis mindestens zum Winter 2016 gedulden. Von der neuen Leitung profitieren übrigens auch Palmas Stadtviertel Gènova und Sant Agustí sowie der Parc Bit, die allesamt in Zukunft mit Erdgas versorgt werden sollen. Der Ortskern von Calvià derweil liegt zu weit von der Gasleitung entfernt.

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In welchen Bereichen genau das Leitungsnetz ausgebaut wird und ob in Zukunft auch weiter entfernt liegende Gebiete - wie etwa die Urbanisationen rund um Port d'Andratx - angeschlossen werden, das kann Mayrata noch nicht mit Gewissheit sagen. Entscheidend sei bei dieser Frage die Rentabilität. "Wenn jemand 500 Meter vom Leitungsnetz entfernt wohnt und kein anderer Nachbar dort einen Gasanschluss will, dann rechnet sich das einfach nicht", sagt Mayrata. In solchen Fällen gebe es aber die Möglichkeit, dass die Anwohner die Kosten für den Ausbau des Leitungsnetzes selbst übernehmen. "In dem Fall sind wir verpflichtet, einen Anschluss bereitzustellen."

Wenn es sich jedoch um eine Wohngegend handele, in der viele Interessenten leben, die auch noch große Villen und Pools beheizen, dann könnte sich die Investition für Redexis Gas lohnen. In jedem Fall werde das Unternehmen Informations- und Werbekampagnen in Andratx und Calvià organisieren, um die Anwohner über sämtliche Details zu informieren.

Der Ausbau des Erdgasnetzes auf Mallorca ist möglich, da die Insel seit 2009 über eine auf dem Meeresboden verlegte Leitung mit dem Festland verbunden ist. Diese gelangt in Sant Joan de Deu in Palma an die Küste der Insel und führt von dort zum Elektrizitätswerk Cas Tresorer an Palmas Stadtrand und dann weiter zum Elektrizitätswerk Son Reus, wo sich auch Mallorcas Müllverbrennungsanlage befindet. Bereits begonnen haben die Bauarbeiten an einer 45,6 Kilometer langen Gasleitung über Inca nach Alcúdia.

Gegen die nun fertiggestellte Südwest-Verbindung hatte es zu Beginn Bürgerproteste gegeben, so etwa in Palmas Stadtteil Son Rapinya. Dort sollte der Pipeline ein Waldstück zum Opfer fallen. Letztendlich änderte Redexis Gas den Verlauf der Leitung und entschärfte so den Konflikt. Auch andernorts gab es Beschwerden wegen der Bauarbeiten. So wurden vielerorts zahlreiche Bäume gefällt. Bei Redexis beteuert man, die Bauarbeiten so umweltverträglich wie möglich ausgeführt zu haben. Man habe mehr als 8000 Bäume neu gepflanzt.

(aus MM 9/2015)