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Die gute, alte Postkarte ist wohl ein Auslaufmodell. Noch aber gibt es sie, in den Touristenläden auf Mallorca findet man nach wie vor eine große Auswahl. Auch private Postunternehmen sehen seit der Liberalisierung des Markts Anfang 2011 weiterhin ein Geschäft darin und buhlen mit dem einstigen Monopolisten "Correos" um Kunden und Karten. Nicht immer allerdings geht der Urlaubsgruß von Mallorca nach Deutschland seinen direkten Weg. Dass sogar ein Umweg über die Philippinen drin sein kann, erlebten jetzt die MM-Leser Ulrike und Reimund Haas aus Köln.

Das Paar, beide sind heute 67, kommt seit mehr als 40 Jahren immer wieder nach Mallorca und wohnt mit Vorliebe im Hotel Petit in Cala Fornells (bei Peguera). So auch im vergangenen Herbst. Zehn Postkarten kauften die Haas' während eines Ausflugs nach Alcúdia und Pollença. Und auch ebenso viele Briefmarken. Allerdings aus Versehen nicht von Correos, sondern von dem privaten Anbieter "Bypost Global World", der unter dem Namen "Post By Me" firmiert. In Peguera suchte man also in den folgenden Tagen einen Briefkasten von "Post By Me" - vergeblich. In Sóller fand man dann anscheinend einen. So weit, so gut.

Wochen später war klar: Irgendwas ist schiefgelaufen. Keiner der Urlaubsgrüße kam an. Ulrike und Reimund Haas gaben die zehn Postkarten verloren. Doch dann, vor ein paar Wochen, nach rund 150 Tagen, tauchten drei Exemplare doch zeitgleich im Rheinland auf. Frankiert auf den Philippinen ... Reimund Haas: "Als wir den ersten Anruf erhielten mit dem Hinweis auf die Philippinen, dachten wir, das kann nicht sein." Doch die anderen Karten kamen auch aus dem Inselstaat, geschickt von der staatlichen Philippine Postal Corporation, auch PhilPost oder PHLPost genannt. Haas: "Das ist schon mysteriös."

Oder auch nicht. MM hakte nach. Und Inés García Hidalgo, kaufmännische Leiterin bei "Post By Me" konnte Licht ins Dunkel bringen. Sie betonte besonders, dass die lange Laufzeit nicht Schuld ihres Unternehmens sei. "Post By Me" habe sich neben anderen Firmen im Bereich der touristischen Post positioniert. Correos sei auch nach der Liberalisierung der Universal-Anbieter, der noch bis 2025 die Grundversorgung der Postdienste garantieren muss. Daneben gebe es private Anbieter.

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García vermutet, dass das Ehepaar Haas seine Karten nicht in einen Briefkasten ihrer Firma eingeworfen hat. Tatsächlich ist ein Stempel auf den Karten zu sehen, der darauf hinweist, dass diese verspätet zugestellt werden, weil ein falscher Briefkasten gewählt wurde. Aber warum dann der Umweg über die Philippinen? Inés García erläutert: "Wenn Correos Post bekommt, die für uns gedacht war, dann wird die an uns weitergeleitet. Wir zahlen dann für jeden Brief oder jede Postkarte 15 Cent." Erhält einer der privaten Konkurrenten Sendungen für "Post By Me", dann wird diese entweder beim Unternehmen eingeworfen oder bei Correos. Oder sie gehen vielleicht einfach in den Müll. García: "Nicht alle Unternehmen arbeiten seriös."

Das Problem: Wie lange ein Brief oder eine Postkarte braucht, bis sie in solch einem Fall bei "Post By Me" landen, hängt nicht von der Firma ab.

Das könnte erklären, warum die Karten so lange unterwegs waren. Noch immer ist aber unklar, warum es den Umweg über die Philippinen gab. Auch da hat García eine wahrscheinliche Erklärung. "Post By Me" arbeitet mit verschiedenen internationalen Postunternehmen zusammen. Unter anderem auch mit der philippinischen Post. So sind wahrscheinlich die drei Postkarten von Ulrike und Reimund Haas eines Tages zusammen mit vielen anderen Postsendungen in alle Welt, sozusagen "im Karton", auf die Philippinen gelangt, dort sortiert, frankiert und in die verschiedensten Himmelsrichtungen weitergeschickt worden.

Weitgereiste Urlaubsgrüße, die im Rheinland für Überraschung sorgten. Was allerdings aus den anderen sieben Postkarten geworden ist, ist nicht bekannt ...

(aus MM 16/2016)