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Man kann fast die Uhr danach stellen, mit Schweizer Präzision. Alle zehn Jahre hängt das Basler Familienunternehmen Universal Mallorca Ferien ein weiteres Jubiläum an seine Firmengeschichte an. Ende September hatte der Reiseveranstalter in Colònia de Sant Jordi sein 70-jähriges Bestehen gefeiert, mit 120 geladenen Freunden des Hauses, Geschäftspartnern, Zulieferern. Unter den Gästen befand sich auch die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol. Wie vor zehn Jahren ist zudem zum Abschluss der touristischen Saison ein Fest mit den rund 500 Mitarbeitern des Unternehmens auf Mallorca geplant.

Man muss bis 1947 zurückgehen, um die Anfänge der Firma schildern zu können. Damals wollte sich der 30-jährige Basler und frisch promovierte Politologe Alfred Erhart eine Existenz aufbauen. Seine Zukunft sah der Schweizer dabei vor allem im Flug-Tourismus.

"Die Menschen in Europa hatten nach dem Krieg ein großes Bedürfnis zu reisen und andere Länder kennenzulernen - und dies möglichst einfach und bequem", wird der langjährige Seniorchef und Firmengründer (1918-1998) zitiert. So gründete Erhart die "Universal Flugreisen AG". Doch aller Anfang war schwer: Walliser Erdbeeren wurden in die Tschechoslowakei verfrachtet, Bata-Schuhe von dort zurück. Bügeleisen, Särge, Pferde und Aupair-Girls nach England waren die Fluggäste, bis die ersten Reiseprogramme ins Heilige Land und nach Amerika entstanden.

Denkwürdig war für den Unternehmer die Hochzeitsreise 1949 nach Mallorca, schon damals Ziel vieler Jungverheirateter. Selbstverständlich erfolgte sie im Flugzeug, wenn auch im Frachtraum zusammen mit Fässern, gefüllt mit Textilfarbe. Alfred Erhart war nicht nur in seine junge Frau verliebt, sondern entflammte auch vom ersten Moment an in Liebe zu Mallorcas Schönheit - und so begann die Erfolgsgeschichte auf der Insel.

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Nun ging es Schlag auf Schlag, der Expansionsdrang des Reisepioniers kannte keine Grenzen, das Wort "unmöglich" strich er kurzerhand aus seinem Wortschatz. 1955 wurde die erste Schweizerische Bedarfsfluggesellschaft, die "Swiss Universal Air Charter" (SUAC) gegründet. Mit dieser Maschine wurde 1956 das erste Veranstalterprogramm ab dem Flughafen Basel/Mülhausen durchgeführt.

Mallorca galt bereits damals unbestritten als das schönste Ferienziel unter allen Mittelmeerinseln. Das große Manko aber war die Qualität der Unterkünfte. Spanien hatte während des Bürgerkrieges kaum etwas vom Fortschritt in Europa mitbekommen, war arm und wurde vom aufkommenden Tourismus überrannt. Die Hotels waren primitiv, die Toiletten stanken, die Betten hingen durch, und in die Servierplatten tropfte der Schweiß der Bauernburschen, die als Kellner eingestellt waren. Für die Zufriedenheit der Gäste musste Qualität mit Schweizer Niveau geboten werden - und das ging nur mit eigenen Häusern.

So eröffnete 1963 mit dem Hotel Aquamarin in der Bucht von Sant Elm der erste Übernachtungsbetrieb in Eigenregie. Von 1964 bis 1970 entstanden sieben weitere Hotels in einmaligen Strandlagen wie etwa das Laguna in Canyamel, das Marqués in Colònia de Sant Jordi, das Bikini in Cala Millor.

Heute zählt das Unternehmen 13 Hotels beziehungsweise 16 Unterkunftsgebäude auf Mallorca, die insgesamt 1994 Zimmer beziehungsweise rund 4000 Betten stellen. Jährlich verbringen 80.000 Gäste ihren Ferien in den Universal Hotels. Und dass der Betrieb rundläuft, dafür sorgen die Nachkommen des Firmengründers, sein Sohn Philippe Erhart sowie in dritter Generation Yannik und Timon Erhart.

(aus MM 38/2017)