Das sieht nach Luxus aus: Details wie die Orangen aus Sóller und frische Blumen zeugen von Luxus. Eher nebenbei erfüllen sie auch Fünf-Sterne-Kriterien. | Jumeirah Port de Sóller

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Wenn die Übernachtung im Fünf-Sterne-Hotel in der Nebensaison für 110 Euro angeboten wird, darf man nicht zu viel erwarten, sagt Luis Heymann. Der Unternehmer ist Entwickler und ehemaliger Betreiber des Fünf-Sterne-Hotels Portals Hills in Portals Nous. Auf Mallorca gebe es im Fünf-Sterne-Bereich noch viel Luft nach oben, glaubt der international tätige Immobilienspezialist. Überhaupt sei die Bewertung auf diversen Portalen heutzutage wichtiger als die Sterne-Kategorie. Ein cooles Boutique-Hotel mit vier Sternen in Palmas Altstadt kann attraktiver sein als ein Fünf-Sterne-Familienhotel an der Playa de Palma.

Die Sterne-Kategorie, ohnehin eine eher europäische Spezialität, scheint in die Jahre gekommen. Wie die spanische Tourismusplattform Hosteltur jüngst in ihrer Onlineausgabe berichtet hat, sehen viele Branchenexperten das Sternesystem als Auslaufmodell. Als "anfängliche Referenz, die nun nichts mehr bringt" wird es dort bezeichnet. Ein Grund sei, dass die Kunden heutzutage individueller seien und keine vorgefertigten Konzepte wollen. Die Quadratmeterzahl eines Zimmers sei da eher nachgelagert.

"Die Sterne als solche machen heutzutage nur noch bedingt Sinn. Zumal es ja länderübergreifend gravierende Unterschiede gibt, die dem Kunden das Vertrauen in die Allgemeingültigkeit der Sterne nehmen", sagt etwa Hans Müller, Leiter Hoteleinkauf für Spanien und Portugal beim Reisekonzern Thomas Cook. Das führe dazu, dass in der Türkei beispielsweise keiner mehr weniger als fünf Sterne buche. In Spanien und Deutschland sei das nach wie vor die Ausnahme.

Viel Aufwand also, der gar nicht mehr geschätzt wird? Auf Mallorca wird seit 2011 penibel definiert, was ein Fünf-Sterne-Hotel bieten muss. Der 2015 überarbeitete Katalog umfasst 362 Positionen und hat ein eigens ausgearbeitetes Punktesystem, das als eines der konsequentesten gilt. Für einen Stern braucht es zum Beispiel 120 Punkte, für fünf sind mindestens 700 Punkte vonnöten.

Ob ein Telefon im Badezimmer oder ein "Kissen-Menü" mit einer Auswahl verschiedener Größen für die Bettung des Hauptes wirklich Ausdruck von Luxus ist, sei dahingestellt. Frische Blumen, eine Matratze im King-Size-Format (180x200 Meter) und Schreibmaterial im Zimmer bieten ebenfalls viel Spielraum bezüglich Stil und Qualität. "Wir dürfen nicht den Fehler machen und persönliche Kriterien ansetzen. Sterne bemessen Quantitäten und das rein physische Angebot im Hotel. Es geht hier nicht um subjektiv wahrgenommene Qualität", sagt Müller.

Im Jumeirah Port Sóller Hotel & Spa gehört zu den "Welcome Amenities" zum Beispiel ein frischer Orangensaft beim Check-in sowie eine Flasche mallorquinischer Rotwein, ein Korb mit Sóller-Orangen und Datteln zur Begrüßung. "Unsere Gäste sollen sich mit der Gegend rund um das Hotel nach und nach identifizieren", erklärt Marketing-Mitarbeiterin Carmen Penas.

"Den Unterschied macht der Service", ist Ilka Karl überzeugt. Die künftige Direktorin des Boutique-Hotels Es Princep, das in Palma im Februar 2018 eröffnet, hat für 68 Zimmer knapp 95 Mitarbeiter eingestellt. "Als Fünf-Sterne-Hotel können Sie die Küche nicht um 15 Uhr geschlossen haben", sagt sie. Idealerweise gebe es einen Schlüssel von 1:1, also ein Mitarbeiter pro Gast. Aber das sei schwer umzusetzen, sagt die Deutsche. Für sie persönlich komme es darauf an, Liebe zum Detail zu zeigen. "Jeder Gast ist anders, da muss man gerade im Fünf-Sterne-Bereich auf die Person eingehen. Idealerweise erkennt man, was für ihn wichtig ist", sagt sie. Ob man mehr oder weniger Suiten oder Juniorsuiten im Angebot hat, ist dann eher nachrangig. "Eine Suite erfordert mindestens eine Trennwand. Wenn die aber den Blick auf das Meer versperrt, verzichtet man lieber darauf", sagt sie. Im Es Princep kostet die Nacht ohne Frühstück ab 240 Euro. Eine Suite kostet dann mehr als 1000 Euro pro Nacht. Qualität hat ihren Preis.

"Service und Essensqualität haben nichts mit Sternen zu tun", sagt Luis Heymann. Es habe sich auch auf Mallorca die Erkenntnis durchgesetzt, dass man mit Food and Beverage (Hotelfachsprache für den Bereich Essen und Trinken) Akzente setzen kann. "Die Leute werden immer anspruchsvoller, was das betrifft." Im Portals Hills gebe es deshalb eine sehr große Weinkarte. Beim Essen habe man sich den Wünschen angepasst. Statt aufwendiger Küche gebe es jetzt vermehrt Hamburger, natürlich in hoher Qualität. Luxus kann also auch Hamburger bedeuten.

(aus MM 51/2017)