Niesende Frau auf Flughafen. | Manuel-F-O

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Der Sitznachbar schnieft, in der Hinterreihe hustet jemand ganz fürchterlich und was hat das Kind da für komische Flecken im Gesicht? Selten halten sich so viele Menschen so lange auf so engem Raum auf wie im Flugzeug. Ideale Bedingungen, sich mit einer Infektionskrankheit anzustecken, fürchten viele und verfallen während des Fluges in eine Art Angststarre: Bloß nichts anfassen!

Auf den ersten Blick eine gar nicht so abwegige Reaktion. Denn tatsächlich wimmelt es im Flugzeug nur so vor Krankheitserregern. Eine Studie von Wissenschaftlern der Universität in Jena ergab in diesem Sommer, „dass die Oberflächen in Flugzeugen von verschiedenen Arten potenziell gefährlicher Mikroorganismen besiedelt werden, die Infektionskrankheiten auslösen könnten”, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule.

„Materialoberflächen in Flugzeugkabinen sind ein einzigartiger Lebensraum für Mikroben”, wird Prof. Klaus Jandt vom Institut für Materialforschung der Universität zitiert, einer der Autoren der Studie. Klapptische, Armlehnen, Sitzbezüge, Türgriffe und Toilettenspültasten seien die „infektiösen Hotspots”.

Auch der Mikrobiologe und Buchautor (siehe Kasten) Prof. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen kennt das Problem. „Studien haben ergeben, dass die Klapptische im Flugzeug am stärksten verunreinigt sind”, sagt er. Bis zu 1000 Keime pro Quadratzentimeter seien dort gemessen worden. Das klingt erstmal ziemlich eklig. „Man muss aber wissen: Das ist so gut wie nichts”, sagt Egert. Jeder Zentimeter Haut eines Menschen beherberge beispielsweise rund eine Million Keime. In Küchenschwämmen hätten Forscher gar Milliarden Mikroorganismen pro Kubikzentimeter gefunden.

Gefährlicher als Viren am Klapptisch seien die anderen Passagiere, sagt Egert: „Krankheiten reisen mit Menschen, nicht auf Oberflächen.” Wenn also einer der Passagiere eine Grippe habe, dann sei eine Tröpfcheninfektion natürlich möglich. Aber auch hier sei die Gefahr geringer, als viele meinten. Lediglich die Passagiere im direkten Umkreis des Kranken liefen Gefahr, sich anzustecken. Die Vorstellung, dass die Influenzaviren in der Kabine nur so herumwirbeln, entspreche nicht der Realität. Denn in modernen Flugzeugen kämen mittlerweile Filtersysteme zum Einsatz, die die Kabinenluft permanent reinigen. Deshalb sei das Ansteckungsrisiko dort sicher geringer als in einem normalen Linienbus.

Dennoch lässt sich die Gefahr verringern. Sinnvoll sei vor allem, den Mitreisenden nicht allzu nahe zu kommen. Gerade das Gedränge beim Check-in oder beim Warten im Gang, bis alle Platz genommen haben, erhöhe die Ansteckungsgefahr. Es mache durchaus Sinn, lieber bis zuletzt zu warten, und diesen Nahkontakt mit anderen Passagieren zu vermeiden. Und noch einen Rat hat Egert parat, um Infektionen zu vermeiden: „Das gute alte Händewaschen.”