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Die Geschichten sprudeln nur so aus ihnen heraus: „Im Schnitt haben wir 24 Zimmer pro Schicht zu betreuen.” „Die Hotels sparen das Reinigungspersonal ein, so dass wir auch den Rest des Hotels putzen müssen.” Sara del Mar García und Rosa Fiteni stehen der Zimmermädchenvereinigung „Kellys Unión Baleares” (Kellys: las que limpian los hoteles) vor.

Vor zwei Jahren wurden die Kellys auf den Inseln gegründet. Die Frauen kämpfen für weniger Arbeitsbelastung, Anerkennung von berufsbedingten Krankheiten, einem vorgezogenem Rentenalter sowie Schutz vor beruflicher Ausbeutung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. 2000 Unterstützer zählt die Organisation auf den Balearen, 30.000 Frauen arbeiten auf den Inseln als Zimmermädchen. Der Männeranteil in diesem Beruf ist nach wie vor verschwindend gering.

Viele Arbeitgeber denken, wir sind Superwomen”, sagt Sara del Mar García. Sie arbeitet in einem Vier-Sterne-Hotel in Palmanova und muss in einer Acht-Stunden-Schicht 24 Zimmer sowie Rezeption und Essensbereiche reinigen. „Da muss ich mich echt ranhalten, um nicht jeden Tag Überstunden zu machen.” Gerade wenn viele Abreisen anfallen, bleibt für andere Zimmer kaum Zeit.

„Bei mir sind es weniger Zimmer”, erzählt Rosa Fiteni, sie ist in einem großen Vier-Sterne-Haus ebenfalls in Palmanova tätig, „doch bei uns kontrolliert die Hausdame extrem nach.” Jedes Hotel sei ein Kosmos für sich. Doch die Arbeit der Zimmermädchen sei nirgends ein Zuckerschlecken, wissen die beiden Frauen, die seit über 20 Jahren den Job machen.

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Trotz allem wollen wir keinen anderen Beruf ausüben”, sagen die beiden Spanierinnen. Die Interaktion mit den Hotelgästen, die zum Großteil freundlich und höflich sind, stellt für die Zimmermädchen beispielsweise ein Plus ihrer Arbeit dar. Allerdings geben die Gäste immer seltener Trinkgeld. „Das liegt vielleicht daran, dass die Hotelpreise auf Mallorca gestiegen sind oder auch an der Übernachtungssteuer”, mutmaßt Sara del Mar García. „Die Preise steigen, unsere Löhne allerdings nicht”, fügt Rosa Fiteni an.

Vor einem Jahr wurden typische Beschwerden, die Zimmermädchen haben, als berufsbedingte Krankheiten anerkannt. Dazu zählen beispielsweise Probleme an Schultern, Ellenbogen und Handgelenk. Seit 2018 haben die Berufsgenossenschaften auf den Inseln 139 Zimmermädchen eine berufsbedingte Krankheit anerkannt. Rund drei Viertel leiden unter dem Karpaltunnelsyndrom. Das wurde auf dem Kongress der Zimmermädchen bekannt, der derzeit in Palma läuft.

„Das war ein wichtiger Schritt, doch die Arbeit belastet auch den unteren Rücken und die Knie, das wird noch nicht beachtet”, betonen die Kellys. Rosa Fiteni nimmt täglich Schmerzmittel und Entzündungshemmer, um überhaupt noch arbeiten zu können. „Da bin ich nicht die Einzige. Wir Zimmermädchen gelten unter den Kollegen als wandelnde Apotheken. Wer eine Ibuprofen braucht, kommt zu uns”, erzählt sie.

Für Entsetzen in der Branche sorgte jüngst die Entscheidung des spanischen Verfassungsgerichts, dass Arbeitnehmer, die zu oft wegen Krankheit fehlen, entlassen werden können. „So kommen viele Frauen zur Arbeit, egal ob sie Rückenschmerzen oder Grippe haben, einfach aus Angst”, betont Sara del García. „Wenn unsere Belastung sinkt, sind die Zimmermädchen gesünder und leisten auch bessere Arbeit. Das müssen die Hoteliers verstehen, dafür kämpfen wir.”