Die Preise stechen wirklich ins Auge: Im laufenden Sommer ist Mallorca zwar – was unterschiedliche Bereiche wie Hotellerie, Strände oder gehobene Gastronomie angeht – sündhaft teuer, aber Mietwagen sind billig wie fast nie. Klickt man im Internet auf die Seiten der ausgesprochen vielen verschiedenen Anbieter, kommt man aus dem Staunen kaum heraus: Die mallorquinische Traditionsfirma Vanrell etwa bietet Kleinwagen zum Basistarif pro Tag zu Kampfpreisen um die 30 Euro ohne zu entrichtende Kaution an.
Einen schmucken BMW 1er bekommt man dort bereits für 47 Euro, das gleiche Angebot gilt für einen Mercedes A 180, eines der bei vielen Deutschen beliebtesten Autos. Auch andere bekannte kleine wie große Anbieter buhlen mit Niedrigpreisen um ihre Kunden, so etwa das Unternehmen RecordGo, das Kleinwagen am Flughafen bereits für knapp über 20 Euro pro Einheit anbietet. Goldcar ist mit knapp über 25 Euro kaum teurer.
Unterschiedliche Geschäftsbedingungen
Wobei die Geschäftsbedingungen der Firmen unterschiedlich sind: Manche versuchen, mit teuren, aber nicht unbedingt nötigen Extra-Versicherungen oder höheren Tarifen bei Abgabe im Hotel oder am Flughafen ihre Kassen zu füllen, andere blockieren für die Mietzeit zuweilen erstaunlich große Beträge auf den Konten der Kunden.
Carlos Mijares vom Autovermieterverband Aevab, der mittelständische Firmen vertritt, gibt verschiedene Gründe für die unverhoffte Verbilligung von Rent-a-Car-Autos verglichen mit dem vergangenen Jahr an: „Der Mietautobestand auf den Balearen ist derzeit sehr hoch, weil es keine Probleme für die Firmen gab, Fahrzeuge zu kaufen.” Hinzu komme, dass viele Autos auf den Parkplätzen stünden, also nicht genutzt würden. „Noch billiger sind Miet-Autos, die etwa im Voraus für eine Woche im Netz gebucht werden”, so Carlos Mijares.
Rund 95.000 Mietwagen auf Mallorca
Und nicht nur das: Auf dem spanischen Festland würden solche Gefährte für noch weniger Geld angeboten, da dort selbstredend mehr Urlauber in eigenen Autos als auf den Inseln unterwegs seien. Alles in allem gebe es im Augenblick etwa 95.000 Miet-Fahrzeuge auf Mallorca und den Nachbareilanden Ibiza, Menorca und Formentera, im August werde die Zahl angesichts der dann erwarteten noch höheren Nachfrage sogar noch einmal ansteigen. Das Geschäft laufe wegen des großen Fahrzeugangebots ein wenig schlechter als im vergangenen Jahr.
Das ist ein ganz anderes Bild als kurz nach der leidigen Corona-Pandemie, die im März 2020 ihren Anfang genommen hatte: Im Jahr 2021 waren Mietwagen auf Mallorca extrem teuer, weil während des Lockdowns und wegen der sonstigen monatelang anhaltenden Restriktionen die Produktion von Autos drastisch eingebrochen war, für Mietwagenfirmen geeignete Fahrzeuge also gar nicht auf dem Markt existierten. Selbst für rustikale Kleinwagen mit umständlicher Gangschaltung wurden damals Preise von fast 100 Euro pro Tag oder sogar darüber verlangt.
Was die Zukunft anbelangt, so ist man sich beim Verband Aevab wie in der konservativen Insel-Regierung der Grenzen des Massentourismus vollauf bewusst. „Deswegen sind wir dafür, die Zahl der Mietautos, wie das bereits auf Formentera gemacht wird, zu begrenzen”, so Carlos Mijares weiter.
Diametral anders sieht das der Verband Baleval, der größere Unternehmen wie unter anderem Sixt vertritt: Hier will man ausdrücklich kein Limit, wie der Chef der Einrichtung, Othman Ktiri, unlängst ausgeführt hatte.
Branche schafft Abeitsplätze
Die Mietwagenbranche spiele eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, der Verteilung von Reichtum und ohnehin der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung auf den Inseln, hieß es. Eine wichtige Zahl ist dem Verband Baleval zufolge, dass Mietwagen nur zehn Prozent des gesamten Fahrzeugbestandes auf dem Archipel ausmachten. Außerdem seien solche Fahrzeuge mit einem Alter von im Schnitt einem Jahr erheblich jünger, und damit umweltschonender als die meisten Privatfahrzeuge.
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