Zum Knabbern gab es Quely-Kekse, dazu Käseecken und Sobrassada von Mallorca, ebenfalls aus lokaler Produktion. Die Vorträge der geladenen Experten fanden entweder gleich auf Spanisch statt oder wurden ins Spanische übersetzt. Wenn das deutsche Ferienvermietungsunternehmen Holidu auf Mallorca einen Infotag ausrichtet, wie es jetzt am Wochenende der Fall war, dann ist dies eine ziemlich mallorquinische Veranstaltung. Geladen waren nämlich in erster Linie Hausbesitzer, die ihre Immobilie über die 2014 in München gegründete Plattform anbieten. Und das sind auf Mallorca nun einmal in der überwiegenden Mehrheit Einheimische.
„So 80 bis 90 Prozent von ihnen sind Mallorquiner”, schätzt Elena Short, Niederlassungsleiterin auf der Insel. Im Schnitt sind sie Mitte 50 und ihnen gehören ein oder zwei Landhäuser. Im Jahr lägen die durchschnittlichen Einnahmen pro Immobilie bei etwa 38.000 Euro. „Viele haben ein Haus von den Großeltern geerbt”, sagte Short. „Und die Ferienvermietung ist die Gelegenheit, etwas Geld extra zu verdienen.” Manch einer finanziere so das Studium der Kinder.
"Der Tourismus bringt Wohlstand"
„Der Tourismus bringt Wohlstand”, ist sich auch Michael Siebers sicher, Mitbegründer des Unternehmens, der eigens aus München angereist war. „Und im Fall der Ferienvermietung bleibt davon mehr bei den Locals hängen.” Dennoch sei er sich durchaus auch der Probleme bewusst, die der „Overtourism” mit sich bringe, wie etwa die Verknappung und Verteuerung des Wohnraums. Deshalb sei er keineswegs gegen eine Regulierung des Ferienvermietungssektors. „Wir müssen die Balance finden”, sagte Siebers.
Derzeit greife man allerdings vielerorts eher zu extremen Lösungen, wie etwa in Barcelona, wo die Stadtverwaltung die Ferienvermietung im Laufe der nächsten Jahre komplett abschaffen will. „Ich war Mitte-Ende 2020 hier, mitten in der Pandemie, als es überhaupt keinen Tourismus gab”, erinnert sich Siebers. „Da sah es ziemlich traurig aus auf der Insel.” Holidu hat derzeit inselweit etwa 2000 Objekte im Angebot. Das Unternehmen betont, ausschließlich Immobilien aufzunehmen, die über eine offizielle Ferienvermietungslizenz verfügen.
Eine solche hat Javier Martínez, der in Santanyí eine Immobilie an Urlauber vermietet und ebenfalls zum Infotag in die Weinkellerei Santa Caterina nach Sencelles gekommen ist. „Diese Branche hat große Bedeutung für die lokale Wirtschaft”, sagte er. Urlauber, die nicht im Hotel absteigen, ließen viel Geld in Supermärkten, Bars und Restaurants. „So entstehen Arbeitsplätze.” Der beste Beweis sei er selbst: Im Laufe der Zeit habe er erkannt, dass es unter Ferienhausbesitzern eine große Nachfrage nach Reinigungsunternehmen gebe, die nach der Abreise der Gäste das Saubermachen übernehmen. Also hat er kurzerhand eine solche Firma gegründet und so drei Arbeitsplätze geschaffen. „Ohne die Ferienvermietung wäre Santanyí schon längst tot.”
Im Veranstaltungssaal derweil ging es um die ganz handfesten Fragen der Ferienvermietung. So bedeutet etwa die vorgeschriebene Übermittlung der persönlichen Daten der Reisenden für die Anbieter erheblichen Arbeitsaufwand. Ebenso das Einkassieren der Übernachtungssteuer. Auch die Preisgestaltung erfordert gute Planung.
Als Redner geladen war unter anderem Bartolomé Deyà, Tourismus-Professor an der Balearen-Universität. Dieser verteidigte die Ferienvermietungsbranche gegen den letzthin immer wieder erhobenen Vorwurf, an der Massifizierung der Insel schuld zu sein. Der eigentliche Treiber dieser Entwicklung sei das Bevölkerungswachstum. Dazu kämen jährlich 2,5 Millionen Reisende, die bei Befragungen am Flughafen angaben, in der Immobilie von Freunden oder Bekannten untergekommen zu sein. „Diese wachsende Gruppe entzieht sich jeder Kontrolle”, so Deyà.
Die anwesenden Ferienvermieter rief er dazu auf, sich nicht darauf zu verlassen, dass die Nachfrage nach Mallorca als Urlaubsziel ohne Anstrengungen unverändert hoch bleiben werde. Man müsse in Marketing und Branding investieren, sich um Kundenbindung bemühen und differenzierende Merkmale herausarbeiten. „Kurzum: Die Antwort ist die Professionalisierung.”
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