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Die Straßen tragen Namen berühmter Wissenschaftler wie Galileo Galilei und Isaac Newton, die Aussicht prägen zur einen Seite Mandelbäume und zur anderen moderne Architektur. Vor 15 Jahren wurde der Parc Bit (Parc balear d'innovació tecnològica) im Norden der mallorquinischen Hauptstadt eingeweiht. 140 Unternehmen mit 2500 Mitarbeitern haben sich mittlerweile in dem Technologiepark angesiedelt. Alle - bis auf wenige Ausnahmen wie Schulen und Cafeterien - stammen aus dem IT-Bereich oder der Forschung.

"Der Parc Bit hat sich gut entwickelt", sagt Pere Fuster. Er steht der Fundación Bit vor, die den Park verwaltet und vermarktet, diese wiederum untersteht dem balearischen Ministerium für Tourismus und Innovation. 700.000 Euro kostet der Unterhalt die Balearen-Regierung jährlich, knapp die Hälfte davon wird über die Unternehmen wieder eingespielt.

Zwischen 2012 und 2015 traf die Wirtschaftskrise auch die Technologieunternehmen an diesem Standort: "Einige mussten schließen." Der größte war Tour-Operator Orizonia, 1000 Mitarbeiter auf Mallorca verloren ihren Job. Der Firmensitz, das Blue Building, steht heute noch leer. Doch andere Büros auf dem Gelände des technologischen Industrieparks beherbergen wieder Firmen und Start-Ups. "Wir haben das Vorkrisen-Niveau erreicht", sagt Fuster. Besonders bei den Technologie-Unternehmen im Touristikbereich hat der Parc Bit die Nase vorn: "Da sind wir europaweit führend." Ansässig sind unter anderem TUI España und Logitravel.

Zu weiteren großen Unternehmen des Technologieparks zählt Habitissimo (deren App vermittelt Handwerker an Auftraggeber) sowie Brújula, die Firma berät bei IT-Problemen. Bei den Großen arbeiten die Mitarbeiter in schicken Büros, und in den Kreativpausen kann am Tischkicker gespielt werden. "Wir haben uns 2007 für den Standort hier entschieden, weil wir zum einen von neuen Talenten und neuen Ideen kreativer Köpfe profitieren und uns mit ihnen austauschen können", sagt Paquita Campins von Brújula, "zum anderen verbringen unsere Mitarbeiter viel Zeit am Schreibtisch, und da ist die schöne Umgebung hier ein guter Ausgleich."

Unternehmen oder Selbstständige, die sich im Technologiepark ansiedeln wollen, müssen ihr Vorhaben vorher einer Kommission präsentieren. So wird sichergestellt, dass das Konzept des Standorts erhalten bleibt. Junge Leute, die eine Idee im IT- oder Technologie-Bereich haben, werden in zwei verschiedenen Phasen mit Workshops, Clustern und günstigen Büros gefördert.

Als ein kleines Silicon Valley beschreibt Angel Puig den Parc Bit. Er ist einer der Mitgründer von Nautic Advisor, die eine App für die digitale Bootsverwaltung entwickelt haben. Mit ihrer Idee des virtuellen Bootmanagers, die 2014 online ging, will das Unternehmen die Nautik-Branche revolutionieren.

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"Natürlich hätten wir uns auch in Barcelona ansiedeln können", sagt der Katalane Puig, doch dort sei der IT-Markt übersättigt. Im Parc Bit seien die Möglichkeiten für die vier Geschäftspartner vielfältiger, zudem ist die Insel ein Zentrum der Nautikindustrie. Gerade Anfänger würden vom Know-How und Netzwerk des Parks profitieren, für "alte Hasen" wie ihn gebe es weniger Fördermöglichkeiten. "Was hier fehlt, sind Investoren", klagt Angel Puig. Auf Mallorca gebe es zwar Geld, doch investiert werde nur in den Tourismus. Er habe selbst versucht, ein Netzwerk für Start-Ups und Investoren aufzubauen, das habe nicht funktioniert. "Das ist ein Fehler der Regierung, die Branche nicht zu fördern", sagt Puig.

Mangelnde Unterstützung für Start-Ups wirft auch Aitor Torres den Balearen und der Zentralregierung vor. "Die Umverteilung der Steuereinnahmen zugunsten kleiner Unternehmen" wäre eine Lösung, sagt er Entwickler von Two Good Neighbors. Seit zwei Wochen ist die App von "2GN", wie das junge Team seine Kreation nennt, online. Über das Netzwerk können Menschen Hilfe gegen Bezahlung in ihrer Nachbarschaft anbieten. 2000 Personen nutzen die App bereits. Ziel von "2GN" ist nicht mehr und nicht weniger, als "die Welt ein wenig besser zu machen und Menschen zusammenzubringen", sagt Torres.

In diesem Jahr wird ein neues Forschungszentrum eröffnet, dort sollen balearische und internationale Wissenschaftler arbeiten. "Das wird dem Parc neuen Aufwind geben", sagt Pere Fuster. 90 Prozent der Freelancer und Angestellten im Parc Bit sind top ausgebildete junge Leute, anders als in anderen Wirtschaftszweigen der Insel. "Doch es fehlt der Nachwuchs", sagt Pere Fuster, "Spanien und der Parc Bit brauchen mehr Informatiker, da gibt es Nachholbedarf." Ziel zum 15. Geburtstag des Technologieparkes ist es, ihn in der Bevölkerung auf den Balearen bekannter zu machen: "Viele wissen nicht, was im Parc Bit überhaupt gemacht wird."

Der Parc Bit

Bei der Eröffnung des Technologiezentrums Parc Bit kam es im November 2002 zum Eklat, weil der britische Stararchitekt Richard Rogers seine Entwürfe verstümmelt vorfand. Entgegen den ursprünglichen Plänen entschied sich die Balearen-Regierung gegen das zweiteilige Konzept Wohnen-Arbeiten und nur für Bürogebäude. 19 Bürohäuser stehen mittlerweile auf dem Industriegebiet in der Nähe der Balearen-Universität am nördlichen Stadtrand von Palma. Auf dem Gelände befinden sich Kindergärten, Schulen und mehrere gastronomische Angebote. Firmen, die dort ihren Sitz haben, können das Auditorium nutzen, wo regelmäßig Workshops und Konferenzen stattfinden. Die fachliche Förderung für Start-Ups heißt Incubadora (Brutkasten). Die Möglichkeit im Parc Bit kurz- oder langfristig zu wohnen, besteht nach wie vor nicht. Laut Fundación Bit gibt es allerdings Überlegungen, eine Art Wohnheim zu errichten. Dafür müsste zunächst der Flächennutzungsplan geändert werden.

(aus MM 08/2017)