Am Airport in Palma de Mallorca herrscht stets Bewegung in alle Richtungen. | Ultima Hora / Archiv

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Für Vielflieger Richtung Mallorca war das Jahr 2018 wahrlich kein Zuckerschlecken. Doch nach vielen Streiks und Organisationsproblemen infolge der Insolvenz und Aufteilung von Air Berlin und Niki scheint 2019 nun endlich wieder ein Stück Normalität einzukehren. Die Prognosen für den anstehenden Sommer sind allerdings widersprüchlich, denn die Airlines denken kurzfristig und sind schnell zu Umschichtungen bereit, wenn die Reisemärkte - wie derzeit - in Bewegung sind.

"Insgesamt wird es ein Käuferjahr", glaubt jedenfalls Airline-Fachmann Cord Schellenberg vom Luftfahrt-Presse-Club Deutschland. "Es gibt viel Angebot, das bringt die Preise auf breiter Front unter Druck", hat der Experte beobachtet und verweist auf interessante Ryanair-Angebote mitten in der Hauptsaison, die potenziell auch andere zum Reagieren zwingen würden, wenn sie nicht mit halbleeren Flugzeugen unterwegs sein wollten.

Mallorca-Berlin für 25 Euro oder Stuttgart-Mallorca für 45 Euro - das sind Preisbeispiele die MM für Mai und Juni aufgefallen sind. Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt spricht in einer Studie von einer "Marktbereinigung", was fallende Preise zur Folge habe. Da Palma eines der wenigen Flugziele sei, das von vielen Billig-Fluggesellschaften angeflogen werde, profitierten die Passagiere hier besonders von dem Trend. Die durchschnittlichen Preise der Low-Cost-Carrier lagen der Studie zufolge im Winter je nach Fluglinie bei 50 bis 106 Euro. Im vergangenen Jahr hatten sich diese Werte noch zwischen 53 und 117 Euro bewegt.

"Cherry Picking" ist laut Cord Schellenberg angesagt, wenn es einmal keine günstigen Flüge zwischen Mitteleuropa und der Insel geben sollte: "Es kann zum Beispiel gute Gelegenheiten nach Bukarest, Nizza oder Oslo geben, durchaus auch für Residenten ab Palma. Wann, wohin und zu welchem Preis, ist aber schwer zu sagen."

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Dass nicht alles eitel Sonnenschein ist, zeigt unterdessen ein Papier der balearischen Agentur für Tourismusstrategie, das im Mai bekannt geworden ist. Demzufolge haben die Airlines ihr Sitzplatzangebot auf Strecken zwischen Deutschland und Mallorca für die anstehende Saison im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen von 3,93 Millionen auf 3,68 Millionen reduziert. Ein Rückgang um rund 250.000 oder 6,3 Prozent. Vorsicht herrscht vor allem für den zweiten Teil der Saison: Die derzeit absehbaren Kürzungen für August, September und Oktober belaufen sich auf 7,9 Prozent, 7,4 Prozent sowie 10,2 Prozent. "Die Türkei ist wieder da. Und auch Ägypten befindet sich trotz eines Bus-Attentats auf einem guten Weg", kommentiert Cord Schellenberg die Entwicklung. "Das ist eine typische Gegenbewegung, die auch mit Hotel- und Flugpaketen von Reiseveranstaltern zu tun hat."

Für Berlin, Nürnberg oder Düsseldorf sieht die AETIB-Studie im Vergleich zu 2018 über 10 Prozent weniger Mallorca-Flüge. Kleinere Regionalflughäfen wie Bremen, Münster, Rostock oder Erfurt haben nach der Germania-Pleite Anfang des Jahres besonders zu leiden - sei es mit weniger Verbindungen oder mit höheren Preisen durch Mangel an Konkurrenz. Sogar leicht ausgebaut wird laut den AETIB-Zahlen hingegen das Programm in Frankfurt, Stuttgart oder Dresden. Zudem gibt es auf Strecken zum spanischen Festland und Richtung Großbritannien im Sommer 2019 jeweils rund 150.000 Plätze mehr. Zumindest dann, wenn ein harter Brexit vermieden werden kann, dürfte es bei diesen Planungen bleiben.

Was das Thema Pünktlichkeit betrifft, so ist es ebenfalls noch zu früh für eine Entwarnung. "Zu Ostern und im Mai gab es einen ersten erfolgreichen Text. Das ist aber nicht mit dem Flugaufkommen im Sommer zu vergleichen und damit nur bedingt aussagekräftig", meint Cord Schellenberg. Insgesamt sieht er die Beteiligten jedoch besser vorbereitet als 2018. Dies im Hinblick auf großzügiger kalkulierte Flugzeug-Umläufe, die vorsorgliche Bereitstellung von Ersatzmaschinen sowie 1000 zusätzliche Gepäckmitarbeiter, die saisonal engagiert wurden.

Lediglich bei der Flugsicherung seien Engpässe absehbar, da es schlicht zu wenig Fluglotsen gebe. "In der europäischen Fünf-Jahres-Planung waren Ereignisse wie Airline-Pleiten oder der Putsch in der Türkei nicht einkalkuliert. Leider dauert die Ausbildung rund vier Jahre", erläutert der Experte den Hintergrund.

(aus MM 22/2019)