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Der Tag startet ganz gemütlich mit einem ausgiebigen Frühstück und Plausch. Isabelle Fleck und Olga Bode haben sich im Urlaub kennengelernt. Die beiden Frauen zählen zu den ersten Gästen des neu eröffneten Hotels Som Dona in Porto Cristo. Das Besondere des Hauses ist, dass es sich ausschließlich an Frauen richtet.

Eine Woche lang verbrachten die Urlaubsbekanntschaften Olga Bode und Isabelle Fleck in dem Hotel, das sich direkt neben den Drachen-Höhlen befindet. Ihr Fazit? „Hier herrscht eine sehr familiäre Atmosphäre”, sagt Isabelle Fleck aus Erfurt. Sie reiste allein auf die Insel, hat sich nach einer Google-Suche für das Frauenhotel entschieden, um es einfach mal auszuprobieren.

Die Hamburgerin Olga Bode schätzt das relaxte Ambiente: „Hier muss keine Frau mit eingezogenen Bauch am Pool sitzen, um den Männern zu gefallen”, sagt sie und lacht. Toll seien auch die netten Bekanntschaften gewesen, die sie vor Ort geknüpft habe. Zu Beginn saßen die Frauen noch an verschiedenen Tischen beim Essen, doch nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen.

„Ich finde die Idee eines Frauenhotels schön”, sagt die Inselkennerin, die sich aufgrund der Lage für das Som Dona entschied. „Es war ein toller Urlaub, ich konnte mich gut entspannen.” In der Heimat wird sie definitiv ihren Freundinnen das Hotel empfehlen: „Viele haben Lust, mal ohne Männer und Kinder zu verreisen.”

Das Som Dona verfügt über 39 Zimmer. Das Haus wurde nach Jahren des Leerstandes von der Kette Som Hotels gepachtet, grundsaniert und auf Vier-Sterne-Niveau gebracht. Nun dominieren kurvige Linien im Gegensatz zu gerade, für die Dekoration wurde auf Weiß, Rot- und Rosétöne zurückgegriffen. Der Pool greift Strandelemente auf.

Die Gäste können Fahrräder ausleihen, Wellnessbehandlungen buchen sowie Yoga- und Pilateskurse besuchen. Die Ausrichtung erfolgte auf einen gesunden Lifestyle hin. Ins Som Dona kommen Alleinreisende, Freundinnengruppen und Mütter mit ihren Töchtern. Gefragt ist es bei verschiedenen Nationalitäten, allen voran den Deutschen, aber beispielsweise auch Spanierinnen und Portugiesinnen, zudem urlaubte eine Gruppe arabischer Frauen dort.

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Wie entstand die Idee, das erste Frauenhotel auf der Insel zu schaffen? Durch eine Marktstudie, wie Joan Enric Capellà, CEO der Gruppe Som Hotels, betont: „Es gibt eine Nachfrage nach Frauenfitnessstudios, Frauentaxis, Coworking-Spaces nur für Frauen und eben auch Frauenhotels”, sagt er. Hinzu komme der Trend, dass Urlauber vermehrt spezialisierte Häuser wie Golf- und Boutiquehotels buchen würden und Mallorca sich vom Angebot anderer Destinationen abheben wolle.

„Ich möchte betonen, dass wir kein feministisches Hotel sind, wir verfolgen keine politischen Ziele”, betont Capellà. Die Gäste sollen sich entspannen, dazu gehöre neben dem Wellness- und Sportangebot sowie gesundem Essen auch die Tatsache, dass das Som Dona für Kundinnen ab 14 Jahre offensteht. „Die Gäste, die Entspannung suchen, bevorzugen Adults-only-Hotels”, sagt der Branchenkenner.

Die Angestellten sind zum überwiegenden Teil weiblich. Antonia Iturbide leitet das Haus. „Wir sind überzeugt, dass das Konzept des Frauenhotels funktioniert”, sagt Joan Enric Capellà. Sieben Häuser betreibt Som Hotels inzwischen auf Mallorca, ein achtes ist in Planung.

Doch das Projekt bekommt auch Gegenwind, wie an Kommentaren im Internet deutlich wird. „Solche Kritik gab es auch, als vor 15 Jahren die Erwachsenenhotels aufkamen”, sagt Capellà und heute sei Adults only ein immens wachsender Hotelsektor. „Wir wollen niemanden diskriminieren”, betont der CEO von Som Hotels, „wir befriedigen lediglich eine Nachfrage des touristischen Marktes.”

Aber warum entstand bisher kein Hotel nur für männliche Gäste? Laut Marktstudien seien Frauen gern unter sich, Männer bevorzugen hingegen gemischte Einrichtungen. Aus unternehmerischer Sichtweise rechnet es sich nicht: „Wir würden auch ein Männer-Hotel betreiben, wenn die Nachfrage da wäre.”

(aus MM 25/2019)