Solarpark bei Son Servera. | Archiv Ultima Hora

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Ángel Gallego hatte extra einen großen Saal besorgt für die Informationsveranstaltung zum Thema Fotovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch. Aber auch der reichte nicht: Der Andrang war so groß, dass längst nicht für alle Interessierten Stühle da waren. „Die Nachfrage nach Informationen zu dem Thema steigt massiv”, sagt Gallego, der viele Jahre lang im balearischen Industrie- und Energieministerium gearbeitet hat und heute Experte für erneuerbare Energien der mallorquinischen Umweltschutzorganisation Amics de la Terra ist.

Grund für das gestiegene Interesse: Die Zentralregierung in Madrid hat im vergangenen Jahr den Fotovoltaiksektor neu geregelt. Genauer gesagt die Rahmenbedingungen für die Installation von Solaranlagen für den Eigenverbrauch. Auflagen, die das Prozedere in der Vergangenheit verteuert und extrem verkompliziert hatten, wurden abgeschafft, die Genehmigungsverfahren vereinfacht. „Ja, man muss immer noch Papierkram erledigen”, sagt Gallego: „Es ist aber keinerlei Vergleich mehr zu früher.”

Der Vergangenheit gehört mittlerweile zum Beispiel die sogenannte „Sonnensteuer” an. Die konservative Vorgängerregierung in Madrid hatte diese Abgabe auf das Einspeisen von Strom ins Netz eingeführt. Auch der zweite Stromzähler, den Besitzer einer Fotovoltaikanlage in diesem Fall installieren mussten, was häufig nur unter großem Aufwand möglich war, ist nun nicht mehr Pflicht. Zu den Neuerungen gehört auch, dass Eigentümergemeinschaften künftig eine kollektive Fotovoltaikanlage installieren und nutzen können. Hier galten bislang Einschränkungen, die die gemeinsame Anschaffung von Solarpaneelen unrentabel machte.

Dazu kommt, dass es mittlerweile auch eine Vergütung gibt für die überschüssige Energie, die Inhaber von Solarpaneelen ins Netz einspeisen, erklärt Gallego. Das sorge dafür, dass sich die Installation einer Fotovoltaikanlage nun deutlich schneller amortisiere. Der spanische Fotovoltaik-Verband UNEF konstatiert denn auch einen „bedeutenden Anstieg” des Eigenverbrauchs in Spanien.

Auch die Balearen-Regierung setzt verstärkt auf Solarenergie. Die Strategie ist dabei, vor allem Kleinanlagen zu fördern. Seit mehreren Jahren vergibt das balearische Energieministerium Subventionen an Privatleute und Firmen, die eine Fotovoltaikanlage installieren, oder die Energieeffizienz ihrer Immobilien verbessern wollen. „Der Etat dafür steigt Jahr für Jahr – ebenso wie die Nachfrage”, sagt Aitor Urresti, Generaldirektor für Klimawandel.

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2019 standen allein für die Installation von Fotovoltaikanlagen 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, in diesem Jahr sind es bereits drei Millionen Euro (Informationen unter www.caib.es ). Bis zu 50 Prozent der Kosten übernimmt die öffentliche Hand. Der zweite Schwerpunkt ist die Nutzung bereits überbauter Flächen, wie etwa Gewerbegebiete. Das balearische Klimawandelgesetz sieht außerdem vor, dass sämtliche neuen Parkflächen ab einer bestimmten Größe mit Solarpaneelen überdacht werden müssen – ab 2025 gilt das dann auch rückwirkend für alle bestehenden.

Der Grund für die vielfältigen Anstrengungen in diesem Bereich ist klar: Bis zum Jahr 2050 soll der gesamte Strombedarf der Balearen aus erneuerbaren Energien stammen – bislang decken diese gerade einmal zwei Prozent. Eine Riesenaufgabe also. „Es wird jetzt ein rasches Wachstum des Fotovoltaiksektors geben”, prognostiziert Urresti. „Bis er eine bedeutende Rolle spielt, wird es aber noch dauern.”

Dennoch seien die Klimaziele zu erreichen, zumal diese ja auch eine erhebliche Senkung des Energieverbrauchs vorsehen. Selbst im ungünstigsten Fall würde es ausreichen, auf weniger als fünf Prozent der Inselfläche Solaranlagen zu installieren, um den gesamten Strombedarf Mallorcas zu decken. „Das ist nicht viel Fläche, auch wenn jedes Mal ein Proteststurm losbricht, sobald irgendwo ein Solarpark geplant wird. So schlimm ist es nicht!”

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder Schwierigkeiten mit großflächigen Solarparks, die aufgrund des komplizierten Genehmigungsverfahrens und Widerstands der Umweltschützer nicht vorankommen. Auch hier aber tut sich nun etwas. Die Zentralregierung hat im vergangenen Jahr ein millionenschweres Subventionsprogramm aufgelegt, das nun Wirkung zeigt: Derzeit befinden sich auf Mallorca 46 Solarparks mit einer Gesamtleistung von mehr als 326 Megawatt und Investitionskosten in Höhe von 260 Millionen Euro in Planung (in Betrieb sind bereits 35 solcher Anlagen).

Ohne Solarparks wird die Energiewende nicht gelingen – das sieht auch Ángel Gallego so. „Kleinanlagen für Selbstversorger allein sind nicht die Lösung”, sagt er. „Ohne Solarparks wird es nicht gehen.” Zumal er derzeit von anderer Seite neue Probleme auftauchen sieht. Mehrere Gemeinden Mallorcas sperrten sich gegen die Installation von Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern, sagt er – aus Sorge, das traditionelle Erscheinungsbild der Dörfer könne Schaden nehmen. Besonders im Tramuntanagebirge gebe es solcherlei Bedenken.

(aus MM 7/2020)