Leere Regale vor Ostern: Droht Mallorca Lebensmittelknappheit zu den Feiertagen?

In den Häfen von Barcelona und Valencia wird ein Warenstau verzeichnet – die Spediteure warnen vor Lieferengpässen

Zwei Mitarbeiter der Fährgesellschaft Balearia bei der Ankunft von Lastwagen vom Festland | Foto: Vicens Gimenez

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Mallorca hat viele Talente: Sonne, Strand, Sangria. Doch in der hohen Kunst des reibungslosen Warenverkehrs hapert es gelegentlich – zumindest, wenn man den Spediteuren glauben darf. Pünktlich zum Start der Osterferienlarm schlagen die Balearen-Transportfirmen Alarm: Über hundert Lkw mit Nachschub für die Inseln sollen in den Häfen von Barcelona und Valencia feststecken. Der Grund? Angeblich kein Platz mehr auf den Fähren. Das behauptet zumindest der balearische Transportverband FEBT – und malt ein düsteres Bild. Könnten jetzt ausgerechnet zu Ostern die Supermarktregale leer bleiben?

Petra Mut, die Geschäftsführerin der FEBT, spricht von einer „sehr besorgniserregenden“ Lage. Seit Anfang April ziehe sich das Problem bereits hin, nun habe es sich „dramatisch verschärft“. Besonders hart treffe es Baumaterialien – also genau jene Schrauben, Fliesen und Klebebänder, die Hoteliers und Gastronomen dringend benötigen, um ihre Betriebe vor dem großen Ansturm der Urlauber noch schnell auf Vordermann zu bringen. Mut ist überzeugt: Die Schuld liegt bei den Reedereien, die angeblich ihre Flotten verkleinert und damit die Transportkapazitäten reduziert hätten. „Sie spielen mit uns – und mit einer Dienstleistung, die für alle Bürger von allgemeinem Interesse ist“, wettert sie.

Wer hat Schuld – und was ist überhaupt noch im Lkw?

Wer jetzt denkt, es ginge um verderbliche Waren – etwa Osterschokolade, deutsche Wurstwaren oder frische Ananas aus Costa Rica –, kann sich entspannen. Laut FEBT sind genau diese Güter ausgenommen, da sie bei der Beladung der Schiffe Priorität hätten. Also keine Panik beim Gang durch den Mercadona: Die Schoko-Hasen sind sicher. Zumindest vorerst. Die Reedereien geben sich jedenfalls betont gelassen – und widersprechen der Darstellung der Spediteure entschieden. Bei Balearia heißt es, ja, die Nachfrage steige jedes Jahr zu Ostern – das sei nichts Neues. Aber ein Stau? Aus Platzmangel? Davon sei keine Rede. Auch von verkleinerten Schiffen will man dort nichts wissen.

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Trasmed, die Tochter der italienischen Grimaldi-Gruppe, geht einen Schritt weiter und räumt zumindest ein, dass es „in den vergangenen Tagen“ zu Verzögerungen gekommen sei. Aber gestern sei „alles wieder normal“ gewesen – kein Lkw mehr in der Warteschlange. Statt Selbstkritik gibt’s einen Seitenhieb an die Spediteure: Wer rechtzeitig plane und Aufträge ordentlich vorbereite, könne sich viel Ärger sparen. Und überhaupt: Es gebe tägliche Abfahrten und genug Platz. Klingt fast, als wollten die Reedereien uns sagen: Wenn eure Paletten im Hafen gammeln, dann liegt das nicht an uns.

Insulare Unruhe und die große Osterfrage

Natürlich stellt sich nun die Frage: Drohen Mallorca und seinen Nachbarinseln über Ostern wirklich Lieferengpässe – oder ist das Ganze eine vorsorgliche PR-Offensive der Spediteure, die den Schwarzen Peter weiterreichen möchten? Sicher ist nur: Der Ton ist rau. Da ist von Dienstleistungsverweigerung die Rede, von Vernachlässigung der Grundversorgung, von mangelnder Kommunikation. Und inmitten dieses logistischen Schlagabtauschs blicken Mallorcas Einzelhändler, Hoteliers und Bauunternehmer nervös Richtung Hafen.

Denn während sich die Kontrahenten gegenseitig mit Schuldzuweisungen bewerfen, bleibt offen, ob der Warenfluss tatsächlich unterbrochen ist – oder nur ins Stocken geraten. Wer in den kommenden Tagen also feststellt, dass die neue Duscharmatur im Baumarkt fehlt, die Speisekarte der Lieblingskneipe auf einmal zwei Gerichte weniger anbietet oder die Blumenlieferung fürs Osterfest ausbleibt, weiß jetzt immerhin, wo die Wurzel des Problems liegen könnte: irgendwo zwischen Barcelona, Valencia und einer Fähre, die einfach zu klein sein soll – oder zu spät beladen wurde.

Klar ist: So lange nicht plötzlich auch Milch, Brot oder Gin Tonic ausgehen, wird niemand wirklich rebellieren. Aber wehe, es fehlt der Jamón Serrano zur Feiertagsplatte. Dann wird’s ernst.