Handwerk hat goldenen Boden. | Foto: Danier Espinosa

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Viele Deutsche hegen den Wunsch, auf Mallorca ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Der Weg in die Selbstständigkeit ist aber voller Tücken. Das ist gute Vorbereitung gefragt.

Mallorca zieht die Menschen an. Das stete Wachstum der Inselbevölkerung belegt das. Dabei nimmt seit Jahren auch die Zahl der Deutschen zu, die sich auf der Insel nicht nur zur Ruhe setzen oder einen sonnigen Zweitwohnsitz verschaffen wollen, sondern hier ihr berufliches Glück suchen.Die Zahl der auf Mallorca selbstständig gemeldeten Deutschen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Es gibt ihn also offenbar, den Traum von der eigenen Firma, von der Selbstständigkeit unter Palmen. Aber nicht immer nimmt er ein gutes Ende.

Susanne Heibl kennt die Probleme genau: „Schwierig wird es, wenn die Leute mit übersteigerten Erwartungen und falschen Vorstellungen kommen." Heibl berät seit Jahren Ausländer, die sich auf Mallorca selbstständig machen oder eine Firma gründen wollen. „Problematisch wird es, wenn die Leute denken, alles läuftsofort super." Oft sei die Vorbereitung der angehenden Unternehmer unzureichend.

So ist ein detaillierter Geschäftsplan eine Grundvoraussetzung. Außerdem gebe es eine ganze Reihe Fragen, die man frühzeitig klären sollte. Heibl: „Was für ein Geschäft soll es sein? Kann ich das? Wo etabliere ich das Geschäft? Wie komme ich an Kunden? Habe ich ausreichende Ersparnisse? Muss ich Ausgaben für Werbung einplanen? Sollte ich Spanisch können? Reicht die deutsche Sprache? Wo gehen meine Kinder zur Schule?"

Es sind diese Dinge, die Neuunternehmern auf Mallorca das Leben häufig schwer machen. Auch Ursula Müller-Breitkreutz plädiert für eine gewissenhafte Vorbereitung des Geschäftsstarts in Spanien. „Im Gegensatz zu Deutschland sind Steuern hierzulande eine Bringschuld", sagt die Balearen-Delegierte der Deutschen Handelskammer für Spanien. Manche deutsche Unternehmer auf Mallorca machten deshalb aus Unwissenheit jahrelang keine Steuererklärung. „Früher oder später kommt es dann natürlich zu Problemen mit dem Finanzamt", sagt Müller-Breitkreutz.

Ohnehin haben es Firmengründer in Spanien schwer. Laut einer aktuellen EU-Studie ist das „Start-up"-Verfahren in keinem anderen EU-Staat so langwierig und teuer wie hierzulande. Das deckt sich weitgehend mit den Erfahrungen von Victor Arenas vom Verband der kleinen und mittleren Unternehmer auf Mallorca (Pimem): „Je komplexer die Geschäftsidee, desto mehr Papierkram gilt es zu erledigen."

Zu all dem kommt nun auch noch die Wirtschaftskrise. Vor allem die strengen Kreditvergabe- Kriterien der Banken erschweren die Neugründung von Firmen und den Weg in die Selbstständigkeit. „Wenn man nicht wirklich eine gute Geschäftsidee hat, sollte man es sich derzeit zweimal überlegen", sagt Susanne Heibl. Im Klartext: Ob die Ballermann-Szene tatsächlich noch eine weitere deutsche Kneipe braucht, ist fraglich.

So machen Sie sich selbstständig:

Die Idee: Am Anfang steht die Geschäftsidee. Entscheidend dabei: Ist überhaupt eine entsprechende Nachfrage vorhanden? Ist das Vorhaben realistisch? Haben Sie die nötigen Kenntnisse? Schon hier sollte man sich von Experten beraten lassen. Der Plan: Ist die Idee Erfolg versprechend, gilt es, einen Business-Plan auszuarbeiten. Dafür müssen zum Beispiel Personal- und Finanzbedarf geklärt werden. Außerdem gehört ein detailliertes Konzept zum Business-Plan.

Die Finanzierung: Ist ein Bankkredit nötig, müssen Sicherheiten her. In der Regel verlangen die Geldinstitute heute Bürgen. Ob es Fördermöglichkeiten durch öffentliche Stellen gibt, ist frühzeitig zu klären, um die entsprechenden Fristen einzuhalten. Ersparnisse sollten vorhanden sein, um die Startphase zu überstehen. Die Steuernummer: Egal, welche Rechtsform das Unternehmen haben soll: Eine spanische Steuernummer (im Fall von Ausländern ist das die NIE-Nummer) ist in jedem Fall unerlässlich. Wer diese persönlich bei der Ausländerbehörde beantragt, bekommt sie in der Regel am gleichen Tag.

Die Rechtsform: Welches die beste Rechtsform für das geplante Unternehmen ist, sollte man genau prüfen. Am einfachsten ist es, sich bei der Sozialversicherung selbstständig („autónomo") zu melden. Die Gründung etwa einer GmbH („Sociedad Limitada") ist deutlich aufwendiger und erfordert zum Beispiel die Aufnahme der Firma ins Handelsregister („Registro Mercantil").

Die Betriebserlaubnis: Bevor man als Neuunternehmer sein Geschäft eröffnen kann, bedarf es noch einer Betriebserlaubnis („licencia de actividad"). Diese erteilt das zuständige Rathaus - was durchaus mehrere Wochen oder sogar Monate dauern kann.

Hier gibt es Hilfe: 

Das Informationsangebot für Selbstständige und Firmengründer ist auf Mallorca groß. So bietet etwa die mallorquinische Handelskammer (Cambra de Comerç) in Zusammenarbeit mit den Behörden kostenlose Beratung an (Terminvereinbarung: http://www.cambramallorca.com/).

Beim mallorquinischen Verband der kleinen und mittelgroßen Unternehmen (Pimem) kann man sich kostenlos informieren lassen (http://www.pimem.info/). Auch das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Palma (Imfof) verfügt über ein solches Angebot (imfof.palmademallorca.es).

Die Balearen-Universität betreibt für Firmengründer ein Informationsportal im Internet: uib.balearsempren.com.

Das spanische Handelsministerium stellt ebenfalls Informationen im Internet zur Verfügung (http://www.ipyme.org/es-ES/Paginas/Home.aspx).

Über EU-Recht und -Fördermittel informiert das Centre Balears Europa (http://www.cbe.es/).

Spanischkenntnisse sind bei diesen Angeboten Voraussetzung. Auf Deutsch gibt es Hilfe bei der Deutschen Handelskammer für Spanien (http://www.ahk.es/es/), oder bei vielen der Gestorías auf Mallorca.