Für das Anwesen des Hotels Castell Son Claret setzte sie auf ein romantisches Gartendesign, das gut zum historischen Gebäude passt. | Patricia Lozano

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Tatjana von Griesheim ist eine von Mallorcas renommiertesten Landschaftsarchitekten. Sie studierte in Serbien, arbeitete in Afrika und lebt seit 2001 auf Mallorca. Ihr bekanntestes Projekt setzte sie im Südwesten der Insel um: der romantische Garten des Luxushotels Castell Son Claret.

Mallorca Magazin: Wie sieht denn heutzutage ein moderner Garten aus?

Tatjana von Griesheim: Ich bringe einen modernen Garten damit in Verbindung, dass die Gestaltung von Haus und Grundstück einer Linie folgt. Es muss eine Verbindung vorhanden sein. Zum Beispiel hier in Castell Son Claret: Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert, als musste auch der Garten romantisch gestaltet werden. Die Pflanzenauswahl muss auf dieses Konzept abgestimmt werden. Ich persönlich belasse die Pflanze gern wie sie ist, ohne dass sie in eine bestimmte Form geschnitten wird.

MM: Kann dabei aber jede Pflanzenart zum Einsatz kommen?

Griesheim: Im Prinzip ja. Ich pflege immer nur höchstens vier Arten von Sträuchern oder immergrünen Pflanzen und zwei, drei Baumarten einzusetzen, damit der Garten minimalistisch wird. Danach kann man mit der Landschaftsgestaltung wie dem Wegenetz und der Dekoration spielen. So entsteht ein modern gestalteter Garten.

MM: Und was darf in keinem mediterranen Garten fehlen?

Griesheim: Die meisten Leute denken an Rosmarin und Lavendel, dabei ist Lavendel eine sehr komplizierte Pflanze, die oft einfach nicht gedeihen will. Für mich besteht ein mediterraner Garten aus Pflanzen, die aufgrund der hiesigen Bodenverhältnis gut wachsen und mit wenig Wasser auskommen, aber nicht übermäßig Pflege benötigen. Ich setze gern auf autochthone Pflanzen: Wilde Pistazie, Olivenbaum, Steineiche. Rosmarin, Oliven- und Johannisbrotbäume lassen sich auf Mallorca gut in einen modernen mediterranen Garten integrieren. Im Vergleich zum einem kontinentalen Garten kann der mediterrane langweilig wirken. Weil es keine vier Jahreszeiten gibt, in denen sich der Garten wandelt. Das muss man über die Formengestaltung auffangen.

MM: Hat die Gartengestaltung auf Mallorca Tradition?

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Griesheim: Nein. Das sieht man schon allein darin, dass der Beruf des Landschaftsarchitekten in Spanien allgemein sehr spät aufkam, erst vor etwa zwei Jahrzehnten in Barcelona. Deshalb ist es hier noch neu, dass man einen Landschaftsarchitekten zurate zieht. Meine Kunden stammen allesamt aus der gehobenen Bildungsschicht und wissen die Gestaltungsleistung auch zu schätzen.

MM: Kann ein Gärtner nicht die gleiche Arbeit machen wie ein Landschaftsarchitekt?

Griesheim: Es ist schon ein Unterschied, ob man einen Gärtner engagiert, der sich auch Landschaftsgestalter nennt, oder ob man jemandem vom Fach wählt. Diese Konkurrenz macht besonders jungen Landschaftsarchitekten zu schaffen. Da kommt ein Gärtner und sagt, er macht das ganze Projekt. Das kann nie ein zufriedenstellendes Ergebnis geben. Man lernt schon etwas in fünf Jahren Studium. Ich würde mir auch nie anmaßen, als Inneneinrichter zu arbeiten, obwohl ich natürlich Ahnung von Ästhetik habe.

MM: Gerade hier auf Mallorca gibt es oft große Grundstücke. Wie schafft man es, dass der Garten darauf nicht verloren aussieht?

Griesheim: Man muss es schaffen, die Natur zum Haus zu holen und nicht das ganze Grundstück bearbeiten zu wollen. Ich versuche oft, das wilde Bestehende mit Gestaltetem zu vermischen. So empfiehlt sich die Hydrosaat, damit beispielsweise Wildblumen wachsen, das sieht sehr schön zwischen Mandel- und Obstbäumen aus.

MM: Wie lässt sich im Garten Wasser sparen?

Griesheim: Die Bewässerung ist ein spezielles Thema, wie schon gesagt, braucht ein mediterraner Garten an sich schon wenig Wasser. Die Wilde Pistazie muss man beispielsweise nur die ersten Monate nach Pflanzung gießen. Dennoch kommt man nicht ohne Bewässerung aus. Tröpfelanlagen sind eine gute Möglichkeit, um Wasser zu sparen. Rasen ist für mich der Feind Nummer eins, die Kosten für seine Bewässerung stehen in keinem Verhältnis. Auch Rosen mögen Mallorca einfach nicht, wir sind hier ja nicht England.

(aus MM 42/2016)