Moderne Stromzähler übermitteln den Stromverbrauch digital an Endesa. | Archiv

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Eine wirklich saftige Stromnachzahlung ist über MM-Leser Nils Henning hineingebrochen. Stromversorger Endesa buchte dem Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in Port d’Andratx Anfang Mai insgesamt 4267,14 Euro ab. Und das nur für die Gemeinschaftsbereiche wie das Licht im Hausflur. Wie auf Mallorca üblich, hatte er dem Energieversorger eine Einzugsermächtigung für sein Konto erteilt. „Ich konnte es nicht glauben”, sagt Henning, normalerweise zahle er alle zwei Monate rund 100 Euro an#Stromkosten für die Hausgemeinschaft.

Der Hauseigentümer versucht nun seit sechs Wochen, dem Grund der hohen Kosten auf die Spur zu kommen. Was er erlebte, ähnelt einer Odyssee. Zunächst kontrollierte er die Rechnungen nach und stellte fest, dass Endesa ihm elf Rechnungen rückwirkend bis 2016 ausgestellt hatte. „Dabei habe ich für den Zeitraum immer fristgerecht bezahlt”, erklärt er. Er telefonierte mehrmals mit der Kundenhotline von Endesa und versuchte sein Glück auch im Büro des Energieversorgers in Andratx.

„Außer einer Referenznummer, unter der meine Beschwerde läuft, habe ich nichts erhalten.” Die Mitarbeiter wunderten sich zwar über den hohen Verbrauch, aber nichts geschah. „Immer wieder bekam ich ein Datum genannt, an dem sich jemand melden wollte, doch nichts passierte.” Zumal er an seinem Stromzähler einen anderen, niedrigeren Verbrauch festgestellt hatte, als Endesa ihn abgelesen hat. „Ich überlege nun, die Zahlungen vom Konto zurückbuchen zu lassen”, sagt Nils Henning, „doch dann wird mir sicherlich der Strom abgestellt.”

Auf MM-Anfrage will Endesa den Fall von Nils Henning nun prüfen. Einige Tage später erhielt Henning eine E-Mail von dem Energieversorger, dass es ein Problem mit seinem Stromzähler gegeben habe. Er widersprach, dass der Zähler erst gewartet worden war.

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Beim balearischen Verbraucherschutz Consumo ist die Problematik mit den Energieversorgung gut bekannt. Im vergangenen Jahr gingen 312 Beschwerden gegen Wasser- und Stromanbietern bei Consumo ein, das entspricht vier Prozent aller Beanstandungen, die Konsumenten insgesamt vorbrachten. In sieben Fällen wurde eine Strafe gegen die Versorger verhängt.

Auch Alfonso Rodríguez, Sprecher des balearischen Verbraucherschutzvereins „Consubal”, sind Fälle unkorrekter Abrechnungen von Endesa nur zu gut bekannt. „Seit ungefähr einem Jahr gibt es massive Probleme”, erklärt Rodríguez. Mitglieder des Verbraucherschutzvereins hätten ebenfalls Nachzahlungen über Tausende Euro erhalten oder – das andere Extrem – monatelang überhaupt keine Abrechnung. Endesa gehört mehrheitlich zur multinationalen Enel-Gruppe. Innerhalb des Unternehmens finden mehrere Umstrukturierungen auch des Abrechnungssystems und der Software statt, erklärt der Verbraucherschützer.

Wenn Endesa-Kunden Unregelmäßigkeiten bei ihren Rechnungen feststellen, sollen sie sich bei der Hotline melden und unbedingt eine Referenznummer ihrer Beschwerde geben lassen. Rodríguez rät eher vom Besuch der Servicebüros ab, da die Mitarbeiter dort ausgesourct wurden und so weniger Hilfsmöglichkeiten haben.

„Auch sollte man als Kunde auf eine Rückzahlung bestehen”, betont der Verbraucherschützer, denn oftmals würde Endesa versuchen, das zu viel gezahlte Geld als Guthaben für zukünftige Rechnungen einzubehalten – das ist oftmals aber nicht im Interesse der Kunden.

(aus MM 25/2018)